Wirtschaftsrat in Gelsenkirchen: Industrie geht uns schleichend und immer offenkundiger verloren
Dr. Philipp Brauksiepe, Sprecher der Sektion Gelsenkirchen: „Grundlage unseres Wohlstands in Deutschland ist ohne breiten industriellen Mittelstand und auch Großbetriebe massiv gefährdet.“
Die Sektion Gelsenkirchen des
Wirtschaftsrates der CDU e.V. hat große Sorgen um den Industriestandort
Nordrhein-Westfalen wegen der massiven Zurückhaltung der Unternehmen bei
Investitionen. „Wenn die Politik in Berlin nicht umsteuert, bricht die Substanz
unserer Lebensweise immer weiter weg“, sagt Sektionssprecher Dr. Brauksiepe. „Es sind nicht nur die
prominenten Beispiele, wie die Verlegung der Ammoniakproduktion von BASF in die
USA, auch Unternehmen vor Ort hadern mit dem Standort Deutschland.“
Nordrhein-Westfalen ist die
wichtigste europäische Industrieregion. Daher sieht der Wirtschaftsrat mit
großer Sorge, dass sich die Anzeichen für eine Deindustrialisierung verdichten.
„In zahlreichen persönlichen Gesprächen und aus der Mitgliedschaft erhalte ich
immer häufiger die Botschaft, wie groß die Unzufriedenheit mit den aktuellen
Rahmenbedingungen ist, aber wie groß
andererseits auch das Potential ist. Ganz oben auf die Beschwerdeliste stehen
die Themen Energiepreise, Bürokratie und Planungs- und Genehmigungsverfahren,
aber auch der Fachkräftemangel. Insbesondere die Herausforderungen der Dekarbonisierung
der Grundstoffindustrie, wie der
Stahlbranche in unserer Region, sind groß, die nicht allein auf die Hochöfen von
ThyssenKrupp beschränkt sind. Dabei macht die auf absehbare Zeit viel zu
geringe Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff, sowie die dafür fehlende
Pipeline-Infrastruktur Sorge. Dies führt in immer mehr Unternehmen zu
Überlegungen, zumindest Produktionsteile in das Ausland zu verlagern, bzw.
bestehende ausländische Standorte auszubauen“, erklärt Dr. Brauksiepe.
Um den Negativtrend aufzuhalten oder umzukehren, muss die Wirtschaftspolitik in Deutschland grundsätzlich wieder von der Wohlstandsmaximierung her gedacht werden. Die Ampelregierung und der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck müssen sich fragen: „Was brauchen die Unternehmen im Land, um gute Jobs und wirtschaftlichen Mehrwert zu schaffen?“ Hierzu gehören attraktive Standortbedingungen wie günstige Strompreise, Freiheit bei der Forschung und Entwicklung, eine Offensive für die Ausbildung und Anwerbung von Fachkräften und eine Entlastung bei Steuern, Auflagen und Bürokratie. „Ich erwarte, dass der Staat wieder das ‚Ermöglichen‘ mit unserem sprichwörtlichen Erfinder- und Tüftlergeist in den Fokus nimmt und die aktuelle ‚Liebe zum Verbieten‘ ablegt“, fordert Dr. Brauksiepe abschließend.