Wirtschaftsrat Nordrhein-Westfalen fordert die Landesregierung auf, sich klarer zu E-Fuels zu bekennen
Paul Bauwens-Adenauer: „Technologieoffenheit nützt dem Klima, keine ideologische Fokussierung auf eine Antriebsart“
Der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Wirtschaftsrates der CDU e.V. fordert die Landesregierung auf, sich für Möglichkeiten zur Implementierung von E-Fuels in der Mobilitätswende stark zu machen, insbesondere für effiziente Verbrennungsmotoren. „Die Entscheidung der EU, ab 2035 nur noch Verbrenner mit null Gramm CO2-Ausstoß zuzulassen, kommt einem de-facto-Verbot gleich, ist ideologiegetrieben, kurzsichtig und eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, stellt der Landesvorsitzende Paul Bauwens-Adenauer des Wirtschaftsrates Nordrhein-Westfalen fest. Nordrhein-Westfalen ist heute das zweitstärkste Bundesland im Bereich Fahrzeugbau. Ein Drittel aller deutschen Zulieferer hier angesiedelt, die rund 200.000 Menschen beschäftigen. „Ohne die Option, E-Fuels als Kraftstoff zu implementieren, entfällt ein Großteil der Anreize zur Entwicklung effizienter und günstiger E-Fuels – und somit riesiges CO2-Einsparpotential. Die Ablehnung synthetischer Kraftstoffe wird einen weiteren Rückgang von Investitionen zur Folge haben. Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung bis 2035 politisch haltbar bleiben wird.“
Grundsätzlich rät der Wirtschaftsrat Nordrhein-Westfalen dazu, die politischen Vorgaben an technische Möglichkeiten anzupassen, nicht umgekehrt. Bauwens-Adenauer: „Der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur verläuft viel zu langsam – um die Ausbauziele zu erreichen, müsste sich die Ausbaugeschwindigkeit versechsfachen. Auch die Frage, inwieweit der erhöhte Strombedarf aus erneuerbaren Energien überhaupt gedeckt werden kann, ist bisher nicht geklärt.“
Das Hauptziel muss laut Wirtschaftsrat die CO2-neutrale Transformation des Verkehrssektors sein, nicht die ideologische Fokussierung auf eine Antriebstechnologie. Daher reiche es nicht, nur dann Wasserstoff oder E-Fuels zuzulassen, wenn es keine batterieelektrischen Lösungen gebe. Aber auch die großen Raffineriestandorte in NRW mit Gelsenkirchen/Marl und Köln/Wesseling bieten gute Voraussetzungen, weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der industriellen Wertschöpfungsketten zu bleiben, sofern man an diese fossiles Rohöl durch erneuerbare Rohstoffe ersetzt. „Über das Ziel der Defossilisierung im Verkehrssektor herrscht Einigkeit. Doch sollten dabei alle Antriebstechnologien einbezogen werden“, sagt Bauwens-Adenauer.
Die Verkehrswende kann nur mit einem ganzheitlichen Ansatz gelingen. Dieser sollte nicht nur verbieten, sondern auch ermöglichen. Auch der Kraftstoff HVO100 bietet die Chance, die Treibhausgase im Straßenverkehr schlagartig um bis zu 90% zu reduzieren. Bauwens-Adenauer: „Dass die Bundesumweltministerin diese Potenziale in ihrer Eröffnungsrede zum Agrarkongress vor einigen Wochen erkannt hat, ist als positives Signal zu sehen.“