Strom für 2,5 Millionen Menschen, Gewerbe und Industrie
Unternehmen im Dialog mit dem Wirtschaftsrat. Die Sektion Pfalz zu Besuch im Großkraftwerk Mannheim
Bundestag und Bundesrat haben den Ausstieg aus der
Kohleverstromung am 3. Juli 2020 beschlossen. Gleichzeitig haben sie ein
Strukturstärkungsgesetz verabschiedet. Das Gesetz soll den betroffenen Regionen
helfen, den Strukturwandel zu bewältigen. Doch was bedeuten die Pläne der
Ampelkoalition und der letzten großen Koalition für den Betreiber eines
Energiestandorts wie das Großkraftwerk Mannheim? Prekär zeichnet sich dabei die
Gasmangelsituation für die Unternehmen ab, die auf das Gas angewiesen sind. Der
Wirtschaftsrat war auf Exkursion im Mannheimer Kraftwerk und bekam detaillierte
Einblicke in die Anlagen des Energieerzeugers.
„Die Grosskraftwerk Mannheim AG betreibt den größten Energiestandort in Baden-Württemberg.
Das Steinkohlekraftwerk erzeugt Strom für rund 2,5
Millionen Menschen, Gewerbe und Industrie sowie Fernwärme für rund 120.000
Haushalte durch Kraft-Wärme-Kopplung. “ Soweit Wikipedia. Wir
haben gelernt: das Kraftwerk liefert 10 Prozent des Stroms von Baden-Württemberg
und 10 Prozent des Stroms der Deutschen Bahn, gemeinsam mit der MVV RHE GmbH 45
Prozent der Fernwärme für Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen und Speyer. Dafür
gehört dem Kraftwerk ein Fernwärmespeicher mit einem Fassungsvermögen von
43.000m³ mit 98°C, der 20 Prozent der installierten Leistung (circa siebe
Gigawatt) als Netzreserve für die TransnetBW stellt. Über diese Zahlen ging unsere Exkursion
weit hinaus, nämlich mitten hinein ins Herz des Unternehmens. Mit Helm und
Sicherheitsschuhen, treppauf, treppab – faszinierend mit atemberaubenden
Blicken vom höchsten Punkt des Kraftwerks. In Betrieb sind die Blöcke 9, 8 und
6. Block 7 ist für die Netzreserve.. 526 hochqualifizierte Mitarbeiter erzeugen
hier den Strom und die Wärme. Bis 2033 nach politischem Willen. Dann soll Schluss
sein. 2146 Megawatt brutto leistet das Gemeinschaftswerk, netto 1958 und rund
1500 Megawattstunden Fernwärme. RWE Generation hält 40 Prozent der Anteile, die
EnBW Energie
Baden-Württemberg 32, die MVV RHE GmbH Mannheim 28 Prozent.
Die Ziele der Politik scheinen den Energieexperten sportlich bis illusorisch, vor allem was die CO2 Reduzierzung auf 55 Prozent bis 2030 angeht. Was fehlt ist die langfristige Strategie der Politik. Die Transformation ist in vollem Gange, die Steinkohle-Stromerzeugung hat sich seit 1990 halbiert. Doch die Infrastruktur für die Kraftwerk-Nachfolger fehlt. Gleichzeitig prognostizieren die Deutschen Übertragungsneztbetreiber bis 2037 eine Steigerung des Bruttostromverbrauchs auf 846 Terawattstunden, bis 2045 auf 1.128 Terawattstunden. Problematisch in der aktuellen Situation: die Energiewende mit Wind und Sonne baut komplett auf Gas. Gleichzeitig ist der Netzausbau weit hinter Plan, von 12.000 Kilometern sind est 2.000 gebaut, 2.500 sind noch nicht einmal im Genehmigungsverfahren. Wenn in der aktuellen Situation Kohle das Gas ersetzt, sehnen sich die Kraftwerkbetreiber nach Steuerbarkeit. Kohlereserven für 30 bis 40 Tage liegen in Block 9 parat. Ob das Kraftwerk wirklich 2033 vom Netz geht?