„Nachfolge ist kein Zeitpunkt, es ist ein Prozess.“
Tag der Unternehmensnachfolge Brücken bauen - über Generationen und Landesgrenzen hinaus
Sophia Jungk von der JUWÖ Poroton-Werke Ernst Jungk & Sohn GmbH bringt es mit Ihrem Statement ganz zu Beginn auf den Punkt: „Nachfolge ist kein Zeitpunkt, es ist ein Prozess.“. Wie dieser Prozess zu gestalten ist diskutieren die Teilnehmer in zwei Panels.
Es treffen die unterschiedlichen Wege und Positionen innerhalb der Nachfolge aufeinander und doch gibt es Standpunkte, die Sie vereint: Wenn Familienunternehmen in Patsituationen stehen und das Unternehmen nicht voran bringen muss man sich fragen: „Was können wir anders machen?“ Vor dieser Frage stand Musa Smakaj, Geschäftsführender Gesellschafter der ZILONIS GmbH, der mit seinem Kollegen später die Firma übernahm und sich einen dritten Gesellschafter ins Boot holte. Anders Julian Brunnmüller, Geschäftsführer der MTS Knobloch GmbH: Er kaufte mit seinem Bruder zusammen eine Firma, die einen Nachfolger suchte. Sie übernahmen einen zwar funktionierenden Betrieb, der aber noch nicht in der Gegenwart angekommen war. Digitalisierung und Modernisierung mit dem Blick von außen stellten sie vor die Herausforderung der Skepsis ihrer Angestellten. Patsituationen gab es bisher nicht.
Eine Lösung hierfür hatte Frank Hüther, Geschäftsführer der Abacus alpha GmbH parat. Er bietet Unterstützung bei Unternehmensnachfolgen, entweder als Gesellschafter mit Minderheitsbeteiligung, als neuer Inhaber oder mit den Möglichkeiten der Finanzierung für Nachfolger aus Familie, Firma oder extern. „Es kommt bei Nachfolge immer auf den Menschen an – auch bei Familienunternehmen“ fasst er die Erfahrungen zusammen. Für die bisherigen Inhaber gilt: „Unternehmen verkaufen ist ein hoch emotionales Unterfangen.“
Konflikte in Familienunternehmen zu umgehen kann auch pragmatisch angegangen werden. Corinna Seidel, Prokuristin der Krupp-Verlags GmbH berichtet: Sie und ihre Schwester sind zwei unterschiedliche Wege gegangen. Die Schwester war als Auszubildende in der Firma, sie hat ein Studium abgeschlossen. Ihre erste Aufgabe war es schließlich Strukturen in das gewachsene Familienunternehmen zu bringen. Der Blick von außen hat geholfen. Heute führen 8 Familienmitglieder die drei Unternehmen. Jeder hat seinen Bereich und benötigt keine Freigaben durch jemand anderen. Pragmatischste Lösung auch: Die Büros der Familie liegen so weit auseinander wie möglich.
Die Expertise von außen bringt auch Sophia Jungk ein, Sie promoviert zu Nachfolge in Familienunternehmen und resümiert: „Immer gehört das Unternehmen zur Familie und Familie zum Unternehmen. Man identifiziert sich mit beidem.“ Unternehmertum heißt auch immer sich selbst organisieren und eine eigene Struktur schaffen. Also keine Work-Live-Balance sondern eher eine day-to-day-Balance schaffen. Priorisieren was man heute macht und was morgen. So kann Unternehmer sein sexy werden.
Abgeben können ist das Stichwort für Thomas Wolff, Vorsitzender des Beirats und Gesellschafter der Wolfcraft GmbH. Nur wenn man delegiert und andere einbindet, verhindert man 18-Stunden-Tage. Dabei geht Nachfolge mit Verantwortung einher. „Es sind drei Fragen die man sich und der Nachfolge stellen muss: Können sie es (schon)? Wollen Sie es? Dürfen sie es? (also lasse ich sie?)“
Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Rheinhessen sieht und benennt die Probleme bei dem Thema: Viele beschäftigen sich viel zu spät mit dem Thema Übergabe. In den nächsten 2-3 Jahren stehen in rund 9000 IHK Betrieben die Nachfolge an. Einer der Knackpunkte dabei ist der Wert des Unternehmens. Die Inhaber haben hohe Ansprüche, hängt doch ihre Alterssicherung daran und die Interessenten in der Nachfolge wollen natürlich wenig zahlen, oder können die aufgerufenen Werte nicht leisten. Wolffs Aussage aufgreifend ergänzt er: „Ebenso wichtig ist es Nachfolgern (Kindern) im Unternehmen früh die Gestaltungsräume die sie benötigen zu gewähren.“ Zusätzlich muss sich die deutsche Mentalität aber ändern: „Scheitern ist nicht schlimm“. Dies gilt auch für familiäre Nachfolge.
„Wir müssen uns der Veränderung stellen – dem muss sich die Politik bewusst sein.“ Zieht Ludwig Holle, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Mainz als Fazit. „Langfristige Denke ist für Unternehmen / Unternehmer wichtig“. Dies gilt ebenso für die Politik.
Im Schlusswort von Julian Will, Geschäftsführer der Nachfolgekontor GmbH heißt es am Ende:
„Wir müssen Mitnehmen: Was kann ich als Nachfolger besser oder anders machen?“ und „Es gibt mehr Situationen und Schieflagen bei Nachfolge als Lösungsansätze.“ Daran gilt es zu arbeiten.