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02.09.2024
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Politiker, Ärzte und Unternehmer diskutierten über die Gesundheitswirtschaft im ländlichen Raum

Die Schließung des DRK-Krankenhauses in Altenkirchen sei gefährlich und schwäche den Standort, so die Unternehmer des Wirtschaftsrats Rheinland-Pfalz
©Erwin Rüddel

Janine Flender, Sektionssprecherin Altenkirchen-Betzdorf des Wirtschaftsrates Rheinland-Pfalz, hatte in das Sporthotel Glockenspitze eingeladen, um gemeinsam mit der Bundes-, der Landes- und der Politik vor Ort tiefere Einblicke in die Problematik und Lösungswege zu gewinnen. Bei Arbeitsunfällen in den Unternehmen sei nämlich der Weg ins nächste Krankenhaus nach der Schließung des DRK-Krankenhauses in Altenkirchen doppelt so weit.

Dr. med. Michael Fink, Vizepräsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, betonte aus der ärztlichen Perspektive die sichere Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Mit fünf Ärzten in seiner Praxis sei die ambulante Versorgung gesichert. „Zur Arztentlastung bilden wir Mitarbeiter des Praxis-Teams zu Versorgungsassistenten weiter, die Hausbesuche übernehmen.“ Ein großes Problem sieht er in der Reduzierung der Medizinstudienplätze von 19.000 im Jahr 1990 auf heute 11.000. „Man muss über Kreisgrenzen hinausschauen mit einer Klinik, die aufgrund von Diagnostik, Therapie und Expertise Anziehungspunkt für die Fachärzteausbildung ist“, sagte Fink. Der Kreis sei gefordert, in Abstimmung mit der Ärzteschaft einen Träger mit Konzept für das noch existierende Krankenhaus in Altenkirchen zu suchen.

Michael Wäschenbach MdL, Abgeordneter im Landtag Rheinland-Pfalz, Leiter Zukunftsfeld Zusammenhalt der Gesellschaft und Mitglied im Gesundheitsausschuss, legt Wert auf Vorsorge durch Bewegung und Sport: „Mit freien, unverbindlichen Angeboten dazu auf die Bürger zugehen, Gesundheit vom Patienten her denken.“ In seinem Heimatkrankenhaus Altenkirchen stellte Wäschenbach „stümperhaftes Verhalten der Direktion“ fest und „keine guten Aussichten für unsere ländliche Region“.  „Für mich gibt es immer eine rote Linie bei der notärztlichen Versorgung bei Schlaganfall und Unfall. Wenn diese Linie überschritten ist, sinkt das Vertrauen der Bürger.“

Erwin Rüddel MdB, Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit im Deutschen Bundestag, macht sich Sorgen, dass politischer Druck auf die Kommunen zukomme, damit der Kreis die Kosten für die entstehenden Lücken trage. Der Bundesgesundheitsminister greife zwar die richtigen Themen auf, könne sie jedoch nicht umsetzen. „Er ist nicht zu Kompromissen bereit. Nicht einmal innerhalb der Bundesregierung“, so Rüddel. Für die Krankenhausversorgung im Westerwald und Altenkirchen müsse das Land Rheinland-Pfalz klare Lösungen schaffen. „Wir müssen qualitätsorientierter denken“. Das Land müsse einen Plan vorlegen mit der Definition zu erfüllender Leistungsgruppen pro Krankenhaus, beispielsweise für den Westerwald. „Wir müssen Dinge neu denken. Das Land ist gefordert, auch bei der Finanzierung. Die Sozialversicherungsbeiträge müssen runter, nicht hoch. Bürokratieabbau schafft neue Ärztestunden, die derzeit durch bürokratische Prozesse gebunden sind.“ Rüddel sei offen für Veränderungsprozesse durch Digitalisierung und KI.


Fazit nach dem Austausch der Unternehmen mit der Politik: Man müsse „die Kosten der Gesundheitswirtschaft abwägen, Effizienz herstellen und die Ärzte von der Bürokratie entlasten. Wege finden, junge Ärzte in der Region anzusiedeln“, so Ekkehard Schneider,  Geschäftsführer der WERIT Kunststoffwerke W. Schneider GmbH & Co. KG . Die Sicherheit müsse jederzeit gewährleistet sein.