Netzausbau, IT-Sicherheit, Innovation: Das braucht Digitalisierung
Welche Grundlagen benötigt eine moderne Landwirtschaft, die steigenden Qualitätsanforderungen, zunehmendem Preisdruck, internationaler Konkurrenz sowie hohen Erwartungen im Umwelt- und Tierschutz ausgesetzt ist? Und wo steht die Digitalisierung in der Land- und Forstwirtschaft in Sachsen-Anhalt? Diese und weitere Fragen wurden auf der 10. Digitalisierungskonferenz diskutiert.
Digitale Lösungen eröffnen ein breites Angebot an neuen Möglichkeiten. Sie tragen entscheidend dazu bei, Ressourcen zu schonen und Vorgänge effizienter zu gestalten. Damit ergeben sich auch für den Sektor Land- und Forstwirtschaft zahlreiche Anwendungen. Voraussetzung ist die Schaffung geeigneter Strukturen, um die Potenziale in der Praxis voll ausschöpfen zu können. Auf welche Aspekte es besonders ankommt, wurde heute auf der 10. Digitalisierungskonferenz besprochen. Der Cluster IT Mitteldeutschland e.V., der Wirtschaftsrat der CDU e.V., das Innovationsbündnis Anhalt e.V. und die Hochschule Anhalt haben die Webveranstaltung gemeinsam ausgerichtet. Dabei kamen hochrangige Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen, um sich über Zukunftstrends in Land- und Forstwirtschaft auszutauschen.
Neben vielen fachlichen Beiträgen lag der Fokus auf der Diskussion. Auch die aktuelle Jubiläumsveranstaltung mit der nun bereits zehnten Auflage stand somit in der Tradition, konkrete Handlungsanforderungen zur Fortschreibung der Digitalisierung in Sachsen-Anhalt zu liefern. Aspekte, die aus Sicht der Wirtschaft dringend anzugehen sind, wurden in einem Maßnahmenpaket zusammengestellt und an die Politik übergeben. Zu den zentralen Forderungen gehört, dass der Ausbau einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur zügig vorangetrieben werden muss, nicht nur in Metropolen, sondern vor allem auch im ländlichen Raum. Denn ein modernes Datennetz bildet das Rückgrat zur flächendeckenden Etablierung digitaler Lösungen. Dabei gilt es, das Thema IT-Sicherheit bestmöglich zu gewährleisten und einen sorgsamen Umgang mit Daten sicherzustellen. Auch die Stärkung vorhandener Innovationspotenziale sollte im Fokus stehen, damit neue hochmoderne Lösungen entstehen und zum Einsatz in der Praxis gebracht werden können.
Das sagten Vertreter aus Wirtschaft und Politik auf der 10. Digitalisierungskonferenz
Staatssekretär Thomas Wünsch, Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt über die aktuelle Situation: „Die sachsen-anhaltische Land- und Agrarwirtschaft hat schon in den vergangenen Jahren gezeigt, wie digitale und technische Innovationen einen Wirtschaftszweig prägen und verändern. Obwohl dies im Vergleich zur Transformation in anderen Bereichen bislang relativ geräuschlos erfolgt, sind die digitalen Fortschritte trotzdem enorm. Mindestens ebenso groß sind aber auch die Herausforderungen, der sich die Branche in den kommenden Jahren stellen muss. Ich bin hier aber sehr zuversichtlich. Denn wie wir heute gesehen haben, plant unsere Agrarwirtschaft weitere digitale Innovationen, die auch Verbraucherinteressen, Umweltschutz und Ressourcenschonung stark im Blick haben.“
Bernd Hauschild, Vorstandsvorsitzender Innovationsbündnis Anhalt e.V., und Oberbürgermeister Stadt Köthen sagte: „Das IBA ist bereits zum zweiten Mal an der Digitalisierungskonferenz beteiligt, diesmal als einer der Organisatoren. Durch die Präsentation eines Teils des Stands der Technik und der Wissenschaft, werden neue Möglichkeiten aufgezeigt, die für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Wir verstehen es als Aufgabe des Landes, den Netzausbau zu einer flächendeckenden Infrastruktur für die Land- und Forstwirtschaft auszubauen. Damit wird ein Grundelement geschaffen, um viele der aufgezeigten und auch nicht im Rahmen der Veranstaltung vorgestellten Möglichkeiten umzusetzen. Ein weiteres wichtiges Instrument, um die Region im wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Aufbau zu unterstützen ist aus Sicht des IBA die Schaffung eines Innovationsfonds zur Kofinanzierung der zur Verfügung gestellten Mittel des Landes, des Bundes und der EU. Damit werden die regionalen Akteure, wie z. B. Landkreise, im Ausbau der notwendigen digitalen Infrastruktur unterstützt.“
Sirko Scheffler, Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Landesfachkommission Internet und Digitale Wirtschaft des Wirtschaftsrates in Sachsen-Anhalt sowie Vorstandsmitglied des Clusters IT Mitteldeutschland e.V. und des Innovationsbündnisses Anhalt e.V. gab die Sicht der IT-Wirtschaft wieder: „Digitale Lösungen lassen sich mannigfaltig in Land- und Forstwirtschaft einsetzen, um effektiver zu arbeiten, sparsamer mit Ressourcen umzugehen und Ausfallzeiten zu minimieren. Potenzial bietet zum Beispiel die Entwicklung von Dateninfrastrukturen. Sie ermöglichen eine Vernetzung untereinander und liefern wertvolle Informationen, als Grundlage zur Optimierung von Prozessen. Bei der Etablierung von Dateninfrastrukturen sollten hohe Standards in Sachen IT-Sicherheit umgesetzt werden. Sie sind wichtig, um etablierte und neue Anwendungen Einzug in die Praxis halten zu lassen. Aufgabe der Politik ist es, die übergeordneten Strukturen zu schaffen und digitalisierungswilligen Unternehmen einen unkomplizierten Zugang zu neuen Technologien zu ermöglichen.“
Alfons-Josef Wolff, Vorsitzender der Landesfachkommission des Wirtschaftsrates: „Um den Menschen und Unternehmen im Land Sachsen-Anhalt gute Lebens- und Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, ist eine flächendeckende digitale Infrastruktur bereitzustellen. Der ländliche Raum braucht Chancengleichheit – besonders Unternehmen, die standortgebunden sind, und hierzu gehört die Land- und Forstwirtschaft. Der Datenschutz ist dabei sicherzustellen. Die Entscheidung über digitale Anwendungen muss in freier unternehmerischer Verantwortung bleiben und sollte nicht durch öffentliche Programme oder gar staatliche Vorschriften reglementiert werden. Sachsen-Anhalts Landwirte wissen selber am besten, was echten Fortschritt bringt und was überflüssig ist.“
Dr. Klaus Erdle, Vorstandsmitglied Innovationsbündnis Anhalt e.V., DLG e.V., Bereichsleiter Pflanzenproduktion und Außenwirtschaft im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft betonte das gemeinsame Vorgehen bei der Fortsetzung des begonnenen technologischen Wandels: „Digitalisierung ist nichts für Einzelkämpfer. Nur in Kooperation mit Wissenschaft und Industrie, aber vor allem auch mit der landwirtschaftlichen Praxis, können Systeme entwickelt werden, die uns weiterbringen.“
Der aktuelle Austausch wird bereits in Kürze auf der nächsten Veranstaltung in diesem Format fortgesetzt. Die 11. Digitalisierungskonferenz findet am 14. Juli 2021 in Zeitz statt.