„Wir brauchen ein Kombinat aus Klimaschutz und Wohlstandserhalt“
Der Standort Leuna steht für die chemische Industrie wie kaum ein anderer in Deutschland. Direkt neben Merseburg liegt die Stadt, in der sich weithin bekannte Unternehmen angesiedelt haben. Sie schätzen die Lage, wie beispielsweise Martin Ledwon von UPM sagte: „Wir haben uns ganz bewusst für den Standort Leuna entschieden, weil wir hier im Gegensatz zu anderen Standorten von Beginn an den Partnerschaftswillen gefühlt haben. Für eine Ansiedlung ist das immens wichtig, man braucht eine Zuverlässigkeit der Partner, wozu natürlich auch die Politik gehört, so der Vicepresident für Stakeholder Relations. „Wir müssen allerdings den Weg zu mehr Freiheit im Sinne der Sozialen Markwirtschaft wieder einschlagen. Die USA machen ein Angebot mit dem Inflation Reduction Act und Europa reguliert die Märkte. So können wir im Wettbewerb nicht mithalten.“ Nicht nur der Geschäftsführer der Infra Leuna GmbH Dr. Christof Günther schlug in dieselbe Kerbe („Wir haben zu viele Bürokratiebelastungen und der Wandel hin zu klimafreundlicher Industrie ist viel zu kompliziert“). Auch die Präsidentin des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Astrid Hamker hob die Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft hervor, die in Deutschland immer weniger Berücksichtigung finden:
„Wo bleibt der Pragmatismus? Ich vermisse ihn in Deutschland. Wir brauchen ein Kombinat aus Klimaschutz und Wohlstandserhalt, sonst können wir unseren Sozialstaat nicht mehr lange erhalten. Denken Sie nur an die Rente! Wenn wir auf den alten Pfad zurückkehren, den Unternehmen Freiheit und Technologieoffenheit garantieren, dann werden auch die Unternehmen und die Wirtschaft in Deutschland wieder wachsen. Im Moment ist das Interesse, in Deutschland zu investieren, sehr gering. Wir belegen den letzten Platz bei der OECD hinsichtlich der Wachstumsprognose. Nur mit subventionsbasierter Politik werden wir nicht bestehen können!“
Die politischen Vertreter Dr. Jürgen Ude, Staatssekretär für Strukturwandel und industrielle Großprojekte, sowie Sven Czekalla MdL, CDU-Fraktion Sachsen-Anhalt, betonten die Wichtigkeit des wirtschaftlichen Wachstums. Denn das Wachstum garantiere die Steuereinnahmen und bei den kommenden Herausforderungen brauchten Staat, Land und Kommunen Mehreinnahmen, sagten sie bei der Podiumsdiskussion. Der Oberbürgermeister der Stadt Merseburg Sebastian Müller-Bahr betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen: „Wir denken über die Ortsschildgrenzen hinaus. Nur so können wir Fachkräfte und Investoren gewinnen. Lassen Sie uns mehr miteinander zusammenarbeiten!“, so Müller-Bahr. Der Rektor der Hochschule Merseburg Prof. Dr. Markus Krabbes betonte ebenfalls die Wichtigkeit der partnerschaftlichen Zusammenarbeit, gerade auch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft: „Talent, Toleranz und Technologie sind die drei Säulen, die es braucht für die Transformation. Dazu möchten wir unseren Teil als Hochschule beitragen und für eine prosperierende Wirtschaft hier in Zukunft sorgen!
Der Landesvorsitzende des Wirtschaftsrates Sachsen-Anhalt Sirko Scheffler moderierte gemeinsam mit Uwe Witczak, Geschäftsführer des Industrie- und Marketingclub Mitteldeutschland zu Halle e.V., den Abend. Bei all den anstehenden Herausforderungen sowie der aktuell gesamtwirtschaftlich gesehen schwierigen Lage („Abwanderung des Kapitals in Deutschland“) freute sich Sirko Scheffler darüber, dass die Entwicklung in Leuna positiv und die Zukunft vielversprechend seien.