Cookie-Einstellungen

Bericht
02.04.2025
Drucken

Veranstaltung der Sektion Chemnitz mit Klaus-Peter Hansen

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der sächsischen Bundesagentur für Arbeit Klaus-Peter Hansen traf in der Regionaldirektion Vertreter des Wirtschaftsrates.
©Wirtschaftsrat

„Arbeits- sowie Fachkräftegewinnung und -sicherung in Sachsen“ war das Thema, zu dem Klaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit, referierte. Die Regionaldirektion Sachsen befindet sich in einem der modernsten klimaneutralen Bürogebäude Sachsens. Energetisch optimiert, aus erneuerbaren Energien gespeist, mit einer „Eisbecken-basierten“ Klimaanlage ausgestattet, wurde das Gebäude mit einer Fußbodenheizung und Fußbodenkühlung versehen.

Die Suche nach und Bindung von Fach- sowie Arbeitskräften gewinnt im Freistaat Sachsen zunehmend an Bedeutung. Wesentliche Einflussfaktoren für Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt sind die demografische Entwicklung sowie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Betrug die Arbeitslosenquote im Jahr 2024 noch 6,5 Prozent, so steigt diese aufgrund der Rezession 2025 voraussichtlich auf über 7 Prozent. Aktuell stehen 139.700 Arbeitslosen 35.000 freie Arbeitsstellen gegenüber. Laut Agenturchef Klaus-Peter Hansen könne diese Lücke jedoch aus der aktuellen Reserve nicht gedeckt werden. Denn die Arbeitslosen setzten sich zu circa zwei Dritteln aus Unqualifizierten sowie aus Personen mit Migrationshintergrund zusammen, denen es noch zu oft an adäquaten Sprachkenntnissen fehle. Entsprechend bleibe Sachsen auf Fachleute aus dem Ausland angewiesen. Hierbei müsse klar zwischen sozialer und fachlicher Migration unterschieden werden.


2025-04-02_Foto1 Arbeitskräfte.jpgKlaus-Peter Hansen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen während seines Vortrags (Foto: Wirtschaftsrat)

Bedauerlicherweise bauten aktuell, auch aufgrund der verfehlten Energiepolitik, bürokratischer Überforderung und einer zu hohen Steuerlast, die wertschöpfenden Bereiche der Wirtschaft Arbeitsplätze ab, wohingegen der Staat und die Sozialversicherungen kontinuierlich Arbeitsplätze aufgebaut hätten, was auch weiterhin der Fall sei. Hier liege ein „Unverhältnis“ zugunsten des öffentlichen Dienstes und zuungunsten der Wirtschaft vor, welches unbedingt zu korrigieren sei. Aktuell sei der Ausbildungsmarkt von dieser Entwicklung noch nicht betroffen und die Wunschberufe der Jugendlichen wie Verkäuferin, Kfz-Mechatroniker oder Kaufmann könne der Arbeitsmarkt noch bedienen.

Als die großen Herausforderungen benennt Klaus-Peter Hansen die „drei D“: Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung seien die zu lösenden Aufgaben der Zukunft, deren Bewältigung auch den Arbeitsmarkt entsprechend beeinflussen werde. In zehn Jahren werde jeder vierte Beschäftigte in Sachsen in den Ruhestand gehen. Aktuell liege zudem ein Geburtenrückgang vor, was das personelle Arbeitsangebot entsprechend weiter schmälere. Die entstehende demografische Lücke werde auf weitere 124.000 geschätzt, welche die Arbeitsmarktlage bis 2035 zusätzlich verschlechtern werde. Eine falsche Energiepolitik, wirtschaftliche Schwäche und hohe Insolvenzen hätten die Nachfrage nach Arbeit entsprechend reduziert. Eine gute digitale Strategie mit dem gezielten Einsatz von KI wie ChatGPT, Telefon-Chatbots und Automatisierung könne den Arbeitsmarkt jedoch positiv beeinflussen.

Klaus-Peter Hansen gab vier Empfehlungen und benannte Handlungsfelder für die Unternehmen sowie gleichermaßen für die Regionaldirektion:

1. Unternehmen sollten sich den Nachwuchs frühzeitig selbst suchen; die Regionaldirektion werde dabei unterstützen.

2. Unternehmen seien gut beraten, wenn sie rechtzeitig in die Entwicklung des vorhandenen Mitarbeiterstammes investierten.

3. Interesse an Menschen, die Arbeit suchen, sei transparent und öffentlich zu bekunden.

4. Qualifizierte Zuwanderung sei zu fördern.


           2025-04-02_Foto3_Arbeitskrafte.width-800.jpg

          Klaus-Peter Hansen (Foto: Wirtschaftsrat)

Klaus-Peter Hansen machte deutlich, dass die Ressourcen der Arbeitsagentur auf diejenigen begrenzt seien, die sich bereits im Land befänden – die Gewinnung von Fachleuten aus dem Ausland sei von staatlicher Seite eher Sache der ZEFAS, wobei es dieser an einer klaren Strategie zur Fachkräfterekrutierung aus dem Ausland fehle. Zudem gehe der Trend für Arbeitsplätze aktuell etwas weg von der rein fachlichen hin zu mehr methodischer und sozialer Kompetenz. Die Arbeitgeber sollten sich entsprechend fragen, ob wirklich für jede Arbeit mit technischen Grundanforderungen ein Elektrotechniker, Mechatroniker oder Ingenieur gebraucht werde, so Hansen. Eine Rundschau durch die Arbeitsplätze im eigenen Unternehmen helfe hier, um gegebenenfalls die Stellenanforderungen entsprechend anzupassen.

       2025-04-02_Foto2 Arbeitskräfte.jpg

Dr. Dirk Schröter, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates in Sachsen, während der Diskussion (Foto: Wirtschaftsrat)

Aktuell arbeiteten in der Regionaldirektion Sachsen 75 Mitarbeiter, die unter anderem sogenannte „Mobilitätsprogramme“ in die Wege leiteten. Hier gehe es darum, bei einer drohenden Entlassungswelle einer Branche die Beschäftigten vor Eintritt in die Arbeitslosigkeit dynamisch in eine andere Branche zu leiten. Dabei seien Ehrlichkeit und die Aktion desjenigen Arbeitgebers gefragt, bei dem sich eine Entlassungswelle anbahne.

                            2025-04-02_Foto4 Arbeitskräfte.jpg

Elisa Heinrich, Sprecherin der Sektion Chemnitz, mit Agenturchef Klaus-Peter Hansen (Foto: Wirtschaftsrat)