Jährliches Treffen der Wirtschaftsräte Mitteldeutschlands beim MDR
Wirtschaft und Medien, aber auch alle weiteren Akteure der Gesellschaft tragen gemeinsam die Verantwortung zur Meisterung der aktuell größten ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Darüber herrschte unter den mehr als 40 Unternehmerinnen und Unternehmern der Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beim inzwischen dritten Spitzengespräch mit der Intendantin und ihrem Führungsteam der 3-Länder-Anstalt sowie den Chefs der mitteldeutschen Landesfunkhäuser am 29. August 2022 in Leipzig uneingeschränkte Einigkeit.
Prof. Dr. Karola Wille mit Dr. Dirk Schröter, Landesvorsitzender Sachsen
Meinungsbildung nur durch unabhängige Berichterstattung
Die Wirtschaftsvertreter unterstützen die notwendige faktenbezogene und unabhängige Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen Medien. Deren Nutzung zur Meinungsbildung auf Basis breiter und umfassender Informationen setze Akzeptanz und Vertrauen voraus. Mit Blick auf die Geschehnisse um den RBB sahen sie Reformen und Transparenz in der Verwendung der Rundfunkbeiträge als unabdingbar an. Dies erfordere nach den Worten Dr. Dirk Schröters, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Sachsen, die Implementierung beziehungsweise die konsequente Umsetzung eines umfassenden, unabhängigen Compliance-Management-Systems in den Sendeanstalten und darüber hinaus Transparenz auf allen Führungs- und Arbeitsebenen sowie eine aktiv gelebte Compliance-Kultur und wirksame Kontrolle, um Compliance-Verstöße präventiv zu verhindern. Hier käme der Senderleitung sowie den Aufsichtsgremien eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion zu.
Als Antwort schilderte Professorin Wille das bereits vorhandene umfassende Compliance-Management-System des MDR, das unter anderem eine externe Ombudsfrau sowie eine fachlich weisungsfreie interne Revision und eine unabhängige Compliance-Beauftragte mit jeweils direktem Zugang zum Verwaltungsrat umfasst. Zudem veröffentlichen der MDR und die ARD jährlich einen Bericht über das Finanzvolumen externer Auftragsproduktionen. Sie sehe die Beitragsfinanzierung als Privileg, das man sich täglich neu vergegenwärtigen und erarbeiten müsse. Es sichere die Unabhängigkeit und gleichermaßen die Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Anstalten.
MDR für ALLE - Strategie 2021 bis 2025Gerrit Wahle stellte das für den Zeitraum 2021 bis 2025 geltende Konzept „MDR für ALLE“ vor. Insbesondere die Jüngeren sollen stärker angesprochen und von Google, Facebook, Instagram, Netflix, TikTok und Co. zurückgewonnen werden. Mit Zahlen über Nutzerverhalten, Vertrauen und Akzeptanz der verschiedenen Altersgruppen illustrierte er mit „Wir werden digitaler!“, „Wir werden jünger!“, „Wir sind mitten in der Gesellschaft!“ und „Wir bleiben der relevanteste Medienanbieter (bezogen auf den sogenannten „Public Value“)! die vier Hauptziele der mitteldeutschen Sendeanstalt. Diese entsprächen dem Leitbild des MDR als „MDR für ALLE“, das sich aus sechs Ansprüchen zusammensetzt: dem Gemeinwohl verpflichtet, Verständnis als Stimme des Ostens, Regionalität - in der Region verankert, Akzeptanz und Relevanz aller, Digital und Dialog.
Gerrit Wahle, Leiter Hauptabteilung Strategie und Unternehmensentwicklung, MDR
WIRTSCHAFT für ALLE -
Wirtschafts- und Verbraucherthemen Linear und Online
Dementsprechend stand im nächsten Abschnitt Achim Schöbel als Verantwortlicher für die MDR-Strategie „WIRTSCHAFT für ALLE“ Rede und Antwort. Im Team Wirtschaft seien seit September 2021 Kompetenzen zusammengefasst. Mit den Formaten UMSCHAU, EXAKT, FAKT IST!, PLUSMINUS und MDR AKTUELL entspreche der MDR gemäß der internen Analysen dem Informationsbedarf zu Themen über und für die Wirtschaft sowie der mit Wirtschaft und Finanzen zusammenhängenden Verbraucherthemen. Hierzu wünsche er sich weitreichende Kontakte zu Experten und insbesondere auch zu Expertinnen. Für jüngere Zielgruppen würden in Kürze über die Kanäle Youtube und TikTok Sendungen verbreitet. In diesem Mix werde breit informiert. An einem in der Diskussion angeregten „reinen Magazin rund um Unternehmen und Wirtschaft“ gebe es laut der Umfragen in den Zielgruppen aktuell keinen Bedarf, was der Wirtschaftsrat sehr bedauert.
In der weiteren Diskussion folgten Anregungen, beispielsweise die zahlreich existierenden „Hidden Champions“ breiter vorzustellen, aber auch verantwortlich sachlich zu berichten, um nicht noch unnötig Unsicherheiten bei den jeweils Betroffenen hervorzurufen oder zu verstärken. Aber keine Sorge, auch die Themen „Karl May und Winnetou“, „Gendern im ÖRR und beim MDR“ sowie „Online-Konkurrenzkanäle“ kamen in der Diskussion nicht zu kurz. Künftige, auch digital relevante Leitlinien sind an „Chancen“ (also eher die Möglichkeiten als die Risiken in den Fokus zu nehmen, z.B. durch die Reihe „Chefs gesucht“ und „Gründe fürs Gründen“ bzw. Beweggründe für Heimkehrer in den mitteldeutschen (Wirtschafts-)raum)), an „Erfolgen“ (Vorstellung von Hightech-Unternehmen im Osten bzw. die „Traumjob-Reihe“) und am Wandel ausgerichtet („Kohleausstieg“, „Transformation“, „Regionalentwicklung“, die hauptsächlich in die bereits vorhandenen Magazine „FAKT IST!“ und „EXAKT“ einfließen sollen.
Unisono bekräftigten Gäste und Gastgeberin, sowohl den Austausch zwischen Redakteuren und Vertretern der Expertengruppen im Detail als auch die Tradition des Jahrestreffens mit der MDR-Intendantin und den Mitgliedern der MDR-Geschäftsleitung unbedingt im kommenden Jahr 2023 fortzusetzen. Ver-und Anknüpfungspunkte dafür gibt es ausreichend. Wir bedanken uns beim Team des MDR, insbesondere bei Frau Insa Rohmeier, für die Organisation in den Räumlichkeiten mit Blick über ganz Leipzig – das hat auch uns den Horizont geweitet.