Erster „Mitteldeutscher Energiedialog“: Technologieoffenheit gefragt
(Foto: Christian Scholz)
Energiepolitik betrifft den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland. Zur Organisation des ersten „Energiedialoges Mitteldeutschland“ am 15. Mai 2024 in Leipzig hatten sich die Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen des Wirtschaftsrates der CDU e.V. zusammengeschlossen. Im Dialog mit Vertretern aus Politik und Wissenschaft wurden Situation und Probleme analysiert. Daraus abgeleitete Empfehlungen sowie Forderungen wurden herausgearbeitet und diskutiert. Adressaten der Ergebnisse sind die energiepolitischen Entscheidungsträger in den Kabinetten.
(Foto: Christian Scholz)
In den Beiträgen wurde deutlich: Die Wirtschaft erkennt die prinzipielle Notwendigkeit der Energiewende an, da fossile Ressourcen endlich sind. Unternehmen setzen die Wende der Dekarbonisierung bereits erfolgreich um. Die Prämisse ist allerdings, dass sie das Dreieck aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit durch sachliche und technologieoffene anstatt durch ideologiegetriebene Gesetzesvorgaben zukunftssicher gestalten können. Dies ist aktuell nicht der Fall und das energiepolitische Dreieck ist flächendeckend nicht erfüllt.
Rena Eichhardt, Max Madelung und Dr. Thomas Werner als Vorsitzende der jeweiligen Landesfachkommissionen Energiepolitik thematisierten in ihren Impulsvorträgen die überwiegend negativen Einflüsse der gegenwärtigen Energiepolitik auf Innovationsfähigkeit und erfolgreiche Wertschöpfung, auf die Belastungen des Mittelstandes durch extrem gestiegene Netzentgelte sowie hinsichtlich von Kipppunkten der Energiewende.
v.l.n.r.: Rena Eichhardt, Ressort R&D/Marketing/Sales der ROMONTA Holding GmbH; Max Madelung, Geschäftsführender Gesellschafter der PVP Triptis GmbH; Andreas B. Otte, Geschäftsführer EURECI Projekt; Dr. rer. nat. Peter Volkmer, Geschäftsführer der IGUS GmbH; Stefan Reindl, Vorstandsvorsitzender der TEAG Thüringer Energie AG (Foto: Christian Scholz)
Teilweise entgegen des Mainstreams wurde hinterfragt, ob die Energiewende bereits gescheitert sei. In informierenden Kurzreferaten erhielten die Teilnehmer aus erster Hand ein Konzept der Energieversorgung. Die Lösung des Energieproblems in (Mittel-)Deutschland: Stromstrategie statt Wasserstoff, große Stromspeicherung mit CCWPS sowie Tiefengeothermie. Warum sollte Wasserstoff mit enormen Verlusten an Wirkungsgrad produziert werden, der nicht durch die existierenden Gasleitungen transportiert werden könne, wenn eine direkte Verwendung von bestenfalls grünem Strom die sinnvollere Alternative wäre? Speichern müsse man den Strom nur dann nicht, wenn Erzeugung und Verbrauch zeitlich zusammenfielen. Da dies aktuell noch nicht der Fall sei, müsse gespeichert werden – und zwar direkt und ohne Verluste in Batterien. Dafür sei derzeit Lithium erforderlich, welches im Erzgebirge abgebaut werden könne. Stromspeicherung in synthetischem Methan (Abspaltung und Einbindung der „Ressource“ CO2) sei sinnvoller als die eindimensionale Umwandlung in Wasserstoff. Eine sehr lange Stromtrasse würde dann Sinn machen, wenn die Elektroenergie tagsüber in Teilen der Welt entstehe, während in Deutschland Nacht ist. Am Tag hätten wir aktuell bereits ausreichend Strom aus Wind und Sonne – leider jedoch nicht überall in Europa.
(Foto: Christian Scholz)
Die nachfolgende Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik verdeutlichte, dass sich die Wirtschaft dem Fachkräftemangel, Motivation und Begeisterung für Innovation, der Förderung von Innovation in Entwicklungsabteilungen sowie dem Ersatz fossiler Brennstoffe durch regenerative Energien stellt.
v.l.n.r.: Dr. Thomas Werner, Geschäftsführer der DNV Energy Systems Germany GmbH; Martin Mölders, Energiewirtschaftler, CDU/FDP-Fraktion im Ilm-Kreis; Andreas Lämmel, Obmann im Ausschuss für Wirtschaft und Energie im Deutschen Bundestag a.D.; Prof. Dr. Mario Voigt MdL, Landesvorsitzender der CDU Thüringen im Thüringer Landtag; Rena Eichhardt, ROMONTA Holding GmbH; Georg-Ludwig von Breitenbuch MdL, Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, Mitglied im Ausschuss für Energie; Max Madelung, PVP Triptis GmbH (Foto: Christian Scholz)
Der Wirtschaftsrat in Mitteldeutschland fordert eine grundlegende Revision der Energiewende und einen Wiedereinstieg in die neueste Generation der Kernenergie, auch wenn das Jahre dauern würde – viele Staaten machen uns das vor! Hierzu bedarf es jedoch einer offenen und unvoreingenommenen Haltung. Es gilt zu verhindern, dass (Mittel-)Deutschland nicht energiesicher und preislich nicht konkurrenzfähig ist. Dann verlassen Unternehmen und Investoren das Land. Eine von Experten gestaltete Energiestrategie ist aktuell dringend erforderlich, um verlorene Märkte zurückzugewinnen. Eine fundamentale Korrektur der politischen Akteure erscheint notwendig, um dieses Ziel zu erreichen und der Industrie den Rücken zu stärken. Denn auch der Wohlstand in Deutschland ist in Gefahr.
(Foto: Christian Scholz)
Fazit: Die Energie- und Klimadiskussion ist von ideologischen Einflüssen zu befreien und auf die physikalischen Fakten zu konzentrieren. Hierbei gilt es zu bedenken, dass der Klimawandel eine globale Herausforderung ist und Deutschland selbst nur einen Anteil von zwei Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen zu verantworten hat. Das energiepolitische Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltschutz muss technologieoffen bleiben und als Richtschnur der Energiepolitik in Deutschland dienen.
(Foto: Christian Scholz)
Wir bedanken uns bei den Sponsoren, welche diesen ersten „Mitteldeutschen Energiedialog“ ermöglicht haben: ROMONTA Holding GmbH (Rena Eichhardt), PVP Triptis GmbH (Max Madelung) und DNV Energy Systems Germany GmbH (Dr. Thomas Werner).