"Neue Mobilitätskonzepte"
Es ist an der Zeit, sich hinsichtlich der Energie- und Mobilitätswende den Fakten zuzuwenden. Keiner bestreitet, dass die heute lebenden Menschen künftigen Generationen einen lebenswerten Planeten hinterlassen sollen. Jedoch darf dabei auch die Realität nicht aus den Augen verloren werden. So werden heute weltweit ca. 77 Prozent aller Fahrzeuge, vor allem Nutzfahrzeuge und Schiffe, mit deutscher Dieseltechnologie angetrieben. Diese Motoren würden genauso mit synthetischen Kraftstoffen laufen und könnten somit klimaneutral die Wertschöpfung in Deutschland halten, wenn man die Herstellung alternativer Kraftstoffe hierzulande forcieren würde. Die Politik, vielmals getrieben von grünen Lobbygruppen, schlägt derzeit aber einen anderen Weg ein und sperrt als einziges Land der Welt ganze Straßen für Kfz aufgrund von nachweislich nicht gesundheitsschädlichen und viel zu geringen Grenzwerten für NO2.
Der Unternehmer und Professor Zikoridse hat ein Plädoyer für Technologieoffenheit gehalten und dies bedeute, dass man es letztlich dem Markt und mithin den Verbrauchern überlassen solle, welcher Antrieb sich durchsetzen werde. Dabei spielen sowohl der Preis als auch die Nutzerfreundlichkeit die entscheidenden Rollen. Es muss einen Wettbewerb zwischen Otto-, Diesel-, Gas-, Hybrid-, H2-Verbrennungs-, Elektro- und Brennstoffzellenantrieb geben. Jede Antriebsform weist hinsichtlich der Streckenlänge dabei spezifische Vor- und Nachteile auf. Für die Zukunft (Jahr 2030) schätzt der Fachmann, dass sich der deutsche Individualverkehr zu 60 Prozent aus Hybridtechnik, zu 21 Prozent aus herkömmlichen Verbrennungsmotoren, zu 13 Prozent aus Elektroantrieben, zu 6 Prozent mit Verbrennungsmotoren durch synthetische Kraftstoffe und zu 3% aus Brennstoffzellenantrieben zusammen setzen werde. Dabei gilt die Formel, dass kurze Strecken elektrisch, mittlere Distanzen durch Hybride und lange Distanzen vornehmlich mit Brennstoffzellenantrieben überwunden werden.
Ein erwähnenswerter Zusammenhang besteht hier zur deutschen Energiewende. Der vollständige Verzicht ab 2038 auf Kohleverstromung unter vorheriger Abschaltung aller Kernkraftwerke reißt in die Bruttostromerzeugung eine Lücke von 53 Prozent, die in Deutschland nicht ausschließlich mit inländischer Wind- und Solarenergie geschlossen werden kann. Die Folge werden (durch den Zukauf von Energie aus dem Ausland) weiter steigende Strompreise sein, welche nun wieder den Strompreis an den (noch ungenügend vorhandenen) Schnelladesäulen verteuern wird und letztlich Elektrofahrzeuge im Energieverbrauch teurer machen als Dieselfahrzeuge gleicher Größe. Ein Paradoxon, was die Vordenker der „Stromwende“ wahrscheinlich nicht im Auge hatten. Die entscheidende Frage wird also sein, woher die Energie kommen soll, die Deutschland für die Energiewende benötigt.
Eins steht jedoch auch fest: Fossile Energieträger allein können nicht die Zukunft sein –denn diese sind endlich. Es gilt, nachhaltige Mobilität zu generieren. Dies kann neben alternativen Energieträgern in Großstädten z.B. durch Sharing-Angebote, durch Roboter-Taxis sowie durch platzsparende Fortbewegungsmittel, wie Scooter oder Fahrräder erreicht werden. Dabei wird der „unnötige Verkehr“ reduziert, weil sich insgesamt weniger (große) Fahrzeuge in den Innenstädten befinden. Stau ist vergeudete Lebenszeit, was auch für eine überlange Parkplatzsuche gilt. Heute verbringen die meisten Menschen bereits ca. ein Drittel ihrer Lebenszeit im Auto - ein Drittel, was sicher besser genutzt werden könnte.
Für das Autoland Sachsen gilt insbesondere, dass die Mobilität der größte Wachstumstreiber für die Zukunft bleibt - es muss jedoch umgedacht und technologieoffen gehandelt werden, will man auch künftig bei neuen Antrieben und Technologien im Rennen bleiben. Jede Form der „Antriebsdiktatur“ läuft hierbei ins Leere. Allein der Personenverkehr besteht zu 80 Prozent aus motorisiertem Individualverkehr. Lediglich 8 Prozent machen dabei die Eisenbahn, 7 Prozent der ÖPNV auf der Straße und 5 Prozent der Luftverkehr aus. Nutzt man CO2 als Ressource für die Produktion synthetischer Kraftstoffe, bleiben die Wertschöpfungsketten erhalten und dem Klima wäre zudem gedient. Bei dieser Antriebsvariante hätte man zudem den Vorteil, dass die Infrastruktur in Form herkömmlicher Tankstellen bereits vorhanden ist - für Wasserstoff und Elektromobilität müsste diese erst teuer geschaffen werden. Insgesamt wird ein Mix aus verschiedenen Antrieben die Zukunft der Mobilität bestimmen - das Mischungsverhältnis wird der Markt generieren – Verbote setzen diesen Marktmechanismus außer Kraft.
Wir bedanken uns bei Prof. Zikoridse für seinen fachlichen Input und freuen uns bereits heute auf den Ost-West-Wirtschaftsdialog zur Mobilitätswende im nächsten Jahr.