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Bericht
19.01.2021
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"Nordstream 2 - Genese eines Energiekonflikts"

Nicht in jedem Punkt muss man mit dem Referenten Dr. Frank Umbach, Visiting Professor am European Interdisciplinary Studies Department des College of Europe in Warschau und Mitglied des International Institute for Strategic Studies in London einer Meinung sein. Eins steht jedoch fest: Dr. Umbach ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um strategische, energiepolitische Fragen geht. <br />

Nicht in jedem Punkt muss man mit dem Referenten Dr. Frank Umbach, Visiting Professor am European Interdisciplinary Studies Department des College of Europe in Warschau und Mitglied des International Institute for Strategic Studies in London einer Meinung sein. Eins steht jedoch fest: Dr. Umbach ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um strategische, energiepolitische Fragen geht.
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Wir konnten uns mit Dr. Umbach insbesondere darüber austauschen, welche Vor- und Nachteile mit dem Weiterbau der bereits zu 94 Prozent fertig gestellten Gas-Pipeline „Nordstream 2“ verbunden sein werden.

 

Anders als vermutet, ist Dr. Umbach kein Befürworter der zweiten Gas-Pipeline aus Russland, da diese eine gewisse außenpolitische Abhängigkeit von Russland zur Folge haben könnte. „Billiges Gas gegen außenpolitisches Wohlverhalten gegenüber Russland“ dürfe hier nicht die Devise sein. Bisher beliefert Russland mit 51 Prozent Deutschland mit Gas; es folgen Norwegen mit 25 Prozent und die Niederlande mit 21 Prozent. Prinzipiell ist es demnach nicht unbedingt erforderlich, diese Anteile noch weiter in Richtung Russland zu verschieben.

Mit heutigem Stand fehlen noch ca. 150 km Gasleitungen bis zum Abschluss des Nordstram 2-Projektes, welches eine Gesamtlänge von 1.230 km habe. Dr. Umbach stellte klar heraus, dass eine einheitliche gesamteuropäische Energiepolitik bereits seit 2007 betrieben werde und diese ihren Ursprung im Gaskonflikt Russland-Ukraine aus dem Jahr 2006 habe. Flüssiggas aus den USA, sog. LNG (Liquefied Natural Gas) bzw. Fracking-Gas sei nach seiner Ansicht nicht ein Kontrahent, sondern vielmehr ein zusätzlicher Anbieter im Portfolio der Europäischen Gasversorgung. Um LNG nach Deutschland bzw. Europa zu liefern und eine Rolle auf diesem Gasmarkt spielen zu können, setzen die USA derzeit auf Sanktionen gegen Pipeline-Verlege-Unternehmen für Nordstream 2. Letztlich wird der Preis entscheiden, welche Rolle künftig LNG im deutschen/europäischen Gasmarkt spielen wird. Zu konstatieren sei derzeit jedoch eine gewisse Angleichung der Preise von relativ teurem LNG und Pipeline-Gas. Am Rande konnten die Teilnehmer erfahren, dass Russland selbst an Frackinglösungen arbeite und dass es relativ kostenaufwendig sei, Pipeline-Gas aus der Permafrost-Region Yamal für Nordstream 2 zu fördern. Käme es im Zuge der Erderwärmung zum Auftauen der russischen Permafrost-Böden, hätte dies extrem negative Auswirkungen auf das Weltklima, so der Experte.

Wenn es um Fragen einer stärkeren Unabhängigkeit der deutschen Energieversorgung gehe, müsse aber auch der Blick auf die Kernenergie (der vierten Generation) gerichtet werden. Für Dr. Umbach ist der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie nicht nachvollziehbar, zumal in Frankreich und Tschechien die Meiler weiter liefen – mit im Vergleich zur deutschen Technik, veralteten Anlagen. Als bedauerlich schätzt der Experte ein, dass nahezu die gesamte Kernenergieforschung in Deutschland aufgegeben worden ist – insbesondere unter dem Aspekt immer stärkerer europäischer Vorgaben zur Einsparung von CO2 – ein Schritt in die falsche Richtung, resümiert der Energiestratege seine geopolitische Gesamtschau. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Dr. Umbach und sagen Glückauf!