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Bericht
15.06.2023
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Unternehmertreffen in der JVA Dresden: „Eine zweite Chance für den ersten Arbeitsmarkt?“

mit Mathias Weilandt, Staatssekretär der Justiz und für Europa / Amtschef sowie mit Rebecca Stange, Regierungsdirektorin und Leiterin der JVA Dresden
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Wir durften auf Einladung des SMJ zu Gast in der Justizvollzuganstalt Dresden sein und uns ein Bild darüber machen, welche Möglichkeiten es für Gefangene in deren Resozialisierung sowie für Unternehmen in der Zusammenarbeit mit der JVA und zugleich aber auch für Privatpersonen in der Nutzung des Leistungsspektrums der JVA gibt. Wir bedanken uns recht herzlich bei Staatssekretär Weilandt, aber auch bei Regierungsdirektorin und Leiterin der JVA Dresden, Rebecca Stange dafür, dass wir diese Gelegenheit bekommen haben, die Betriebe einer JVA von innen zu sehen und am Unternehmertag teilzunehmen.

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(Foto: SMJusDEG I Daniel Meißner)

Wussten Sie z.B. dass die JVA als Eigenbetrieb eine Bäckerei hat, die wunderbaren Christstollen in verschiedenen Geschmacksrichtungen herstellt? Hätten Sie gedacht, dass es in der JVA eine Tischlerei gibt, die auch kleine Reparaturen für Privatpersonen durchführt, dass es ebenfalls eine Polsterei gibt, die Auftragsarbeiten erledigt, dass es dort eine Schlosserei gibt, die Grills und Feuerschalen herstellt? Sogar eine Kfz-Werkstatt, die nach vorheriger Anmeldung und komplettes Leerräumen privater PKW ist vorhanden und führt Reparaturen, Lackarbeiten, Durchsichten und Aufbereitungen durch. Außerdem werden alle Druckerzeugnisse der Sächsischen Staatsregierung (Strategiepapiere, Broschüren etc.) in der JVA hergestellt. Wir konnten uns zudem von der liebevoll hergestellten Backware aus der internen Bäckerei bei einem kleinen Imbiss überzeugen – es war wirklich ein genussvolles „Get Together“. Im Übrigen können Sie über unten angegebenen Link alle Produkte der sächsischen JVA einsehen und günstig bestellen.

Rebecca Stange ging in ihrem Vortrag insbesondere auf die Aspekte der Resozialisierung ein, Staatssekretär Weilandt, der im Übrigen selbst einmal Anstaltsleiter der JVA Zeithain war und sich dadurch bestens mit den Abläufen einer JVA auskennt, hat insbesondere die Bedeutung der Arbeit (auch zur Bekämpfung von Langeweile) für die Gefangenen herausgestellt. Der Staatssekretär hat für Interessierte auch eine Buchempfehlung ausgesprochen: „Ein deutsches Gefängnis im 21. Jahrhundert“ von Ulfrid Kleinert und Lydia Hartwig. Insgesamt ist die JVA, die max. 786 Gefangene unterbringen kann, aktuell unterbesetzt, was einerseits gut für die Gesellschaft, aber nicht so gut für die „Planungssicherheit“ in den JVA-Betrieben ist. Die Arbeitsplätze in der JVA sind (auch für sinnvolles Tun und einen kleinen Verdienst) sehr begehrt. Die JVA generiert pro Jahr 2,5 Mio.€ an Steuereinnahmen. Es existieren besagte Eigenbetriebe, in denen die JVA als Auftragnehmer auftritt; es gibt Wirtschaftsbetriebe, wie die Wäscherei und Bäckerei) aber es bieten sich für Unternehmen auch Möglichkeiten, so genannte „Unternehmerbetriebe“ einzurichten, in denen Unternehmen eigene kleine Produktionsräume durch Installation von Maschinen zur Fertigung durch Gefangene mit relativ geringen Arbeitskosten im JVA-Produktionstrakt installieren können.

Nachdem von den einzelnen Abteilungsleitern die Themen Bildung (Schulbildung, Ausbildung zum Tischler, Bäcker, Metalltechniker, Konstruktionstechniker, Sprachkurse, Fernstudium), Qualitätsmanagement (für die Integration in den ersten Arbeitsmarkt, soziale Verantwortung für ein Leben ohne Straftaten, ISO 9001, kontinuierlicher Verbesserungsprozess) und Übergangsmanagement (gelingende Resozialisierung, Vorbereitung auf den Übergang von geregelter Struktur in die Freiheit, wo man alles selbst organisieren muss, Lockerungen für Gefangene, die das Thema ernst nehmen, Probearbeiten in Unternehmen möglich) konnten wir uns die Betriebe der JVA Dresden anschauen. Freilich waren alle Gefangene zu unserem Besichtigungszeitpunkt in ihren Zellen. Wir haben dennoch gestaunt, was alles möglich ist und wie sauber und strukturiert die Arbeit in den JVA-Betrieben abläuft.

Schlussfolgernd möchten wir aber anregen, dass das Thema „Ausschöpfen aller Möglichkeiten“ zur Schließung der Fachkräftelücke in die zu überarbeitende Fachkräftestrategie des Freistaates einmündet. Denn in der aktuellen Fachkräftestrategie „Heimat für Fachkräfte“ (siehe Link) kommt das Thema „Hebung Beschäftigungsmöglichkeiten über die JVA in Sachsen“ während und vor allem nach der Haft nicht vor.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und freuen uns schon auf das nächste Unternehmertreffen in der JVA. Es hat uns wirklich sehr gefallen und wir werden die Zusammenarbeit mit dem SMJ gern vertiefen.