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Bericht
13.09.2022
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8. Norddeutscher Wirtschaftstag 2022 in Rostock-Warnemünde

Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger MdB zu Gast/ hochkarätig besetzte Podien

Die Unternehmen werden von der Politik zu wenig beachtet.
©Jens Schicke

Rostock-Warnemünde Gleich zur Eröffnung des Norddeutschen Wirtschaftstages durch den Landesvorsitzenden des gastgebenden Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern Andreas Mau wurde deutlich: die Unternehmen werden während der momentanen Energiepreiskrise zu wenig beachtet: „Alle Bereiche wurden entlastet, der Mittelstand wurde mal wieder übersehen. Dabei steht er doch für unseren Wohlstand, für die Wertschöpfung und für die vielen, gut bezahlten Arbeitsplätze in Deutschland!“ Um diese zu erhalten, ist ein dringendes Umdenken notwendig. Dies wurde auch bei der Pressekonferenz deutlich, die vor der offiziellen Eröffnung des Norddeutschen Wirtschaftstages stattfand. Die Fehler in der Politik seien aber nicht etwa erst jetzt gemacht worden, sondern schon in den letzten Jahren." Man könnte den Regierungen schon teilweise Untätigkeit vorwerfen, wenn ich zum Beispiel die Digital- oder Verkehrsinfra-struktur, die Reform der Sozialsysteme wegen des demografischen Wandels oder die Gesundheitsversorgung sehe“, so Thies J. Goldberg, Vorsitzender des Landesverbandes Hamburg.

2022_09_13_Steiger_Mau_Amthor

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, schlug in die gleiche Kerbe wie beide Landesvorsitzende in seiner Rede: „Ähnlich wie die fehlende Versorgungssicherheit in der Energiepolitik ist auch die Inflation die Folge einer bewussten Politik und von erheblichen politischen Fehlern.“ Philipp Amthor MdB forderte die Bundesregierung auf, die richtigen Anreize zu setzen, anstatt auf ein sozial ungerechtes Energiegeld zu setzen: „Es ist nicht zu erklären, warum beispielsweise Bundestagsabgeordnete 300 Euro Energiepauschale brauchen. Es wäre mir lieber, wenn man stattdessen den Rentnerinnen und Rentnern 1000 Euro geben würde“, so der Politiker aus dem Nordosten. Dr. Heiko Geue, Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, warnte vor einem Wohlstandsverlust: „Wir haben dieses Jahr fast zehn Prozent Inflation und für das kommende Jahr sehen die Prognosen nicht besser aus. Das wird unweigerlich mit einem Wohlstandsverlust einhergehen, der jede Bürgerin und jeden Bürger betreffen wird.“ Caroline Bosbach, Vorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates des Wirtschaftsrates der CDU e.V., macht sich vor allem Sorgen um ihre Generation: „Leider wird vieles auf unserem Rücken ausgetragen und meine Generation und die nachfolgenden werden das zu spüren bekommen.“

Im Anschluss an die Eröffnungsrede fanden mehrere Panels statt, die sich mit branchenspezifischen Themen auseinandersetzten. Unter dem Motto des Norddeutschen Wirtschaftstages „Mit Vernunft und Augenmaß – die Gestaltung der wirtschaftspolitischen Agenda Norddeutschland“ setzte der Wirtschaftsrat sechs thematische Schwerpunkte: Digitale Wirtschaft, Energiewirtschaft, Gesundheitswirtschaft, Maritime Wirtschaft, Tourismuswirtschaft sowie Verkehrsinfrastruktur.

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Auf dem Podium „Digitale Wirtschaft“ diskutierten unter der Moderation von Dr. Martin Setzkorn, Geschäftsführer Digitales Innovationszentrum, Uni Rostock: Michael Meis, Prokurist von der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern; Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Kabel + Satellit Bergen Kommunikationstechnik GmbH und Vorsitzender der Landesfachkommission Digitalisierung des Wirtschaftsrates MV; Dr. Richard Bredow, Geschäftsführer, Aible GmbH; Raijana Schiemann, Geschäftsführerin, INOVA Protein GmbH, sowie Thomas Jarzombek MdB von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der wichtigste Punkt des Panels „Digitale Wirtschaft“ ist für den Wirtschaftsrat die Sichtbarkeit von Start-ups in Norddeutschland. Der Wirtschaftsrat möchte die Szene mit dem Panel unterstützen und bekannter machen. Für die Gründerinnen und Gründer ist die Finanzierung ein essentieller Baustein. Neben privaten Investoren sind das staatliche Investitionen. Die Gründerplattform der KfW ist dabei ein wichtiges Tool, bei dem unter anderem auch die Bürgschaftsbanken einbezogen werden. Ein hervorragendes „Best Practice“ für einen erfolgreichen Gründungsweg bot Raijana Schiemann mit ihrem Start-up INOVA Protein: „Wenn es zu Beginn nur eine Idee gibt, braucht es Institutionen, die ganz früh Vertrauen haben und finanzielle Mittel bereitstellen. Insbesondere in der Förderlandschaft sind wir an Grenzen gestoßen, weil wir nicht gut in Schubladen passen und nicht eindeutig einem Ministerium zugeordnet werden können. Sind Start-ups zu innovativ für Unternehmensförderungen? Wir fordern, dass starre Förderstrukturen für innovative Start-ups gelockert werden, da hier großes Potential liegt, welches für selbige oft nicht nutzbar ist.“ 

 2022_09_13_Podium_Tourismuswirtschaft

Auf dem Podium „Tourismuswirtschaft“ diskutierten Christina Block, Mitglied des Landesvorstandes des Wirtschaftsrates Hamburg und Mitglied des Aufsichtsrates der Eugen Block Holding GmbH (Block Gruppe); Michael Scharf, Geschäftsführer, Fleesensee Holding GmbH; Hansjörg Kunze, Vice President, AIDA Cruises GmbH, sowie René Domke MdL, Landesvorsitzender und Vorsitzender der FDP-Fraktion, Mecklenburg-Vorpommern. Die Tourismusbranche ist einer der Wirtschaftszweige, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind. Zwar wurden die Unternehmen mit Überbrückungshilfen unterstützt, aber ersetzt werden konnte der entstandene Schaden nicht, da er auch weit über die finanziellen Ressourcen hinausgeht – siehe Fachkräfte. Christina Block, Mitglied des Landesvorstandes des Wirtschaftsrates Hamburg und Mitglied des Aufsichtsrates, Eugen Block Holding GmbH (Block Gruppe) sagte dazu: „Neben der Unsicherheit bezüglich der Corona-Entwicklung und vor allem den unklaren Regelungen der Regierung und Länder für den kommenden Herbst und Winter ist die konjunkturelle Entwicklung die drängendste Frage für die Tourismusbranche. Inflation treibt die Preise. Energie, Benzin, Personalkosten, Lebensmittel- und Logistikkosten – alles wird teurer. Und natürlich treiben auch alle Hilfspakete der Regierung die Preissteigerungen. Inwieweit können wir Unternehmen die Kosten weitergeben? Wie stark werden die Gastronomie, die Veranstaltungs- und Reisebranche einbrechen, wenn die erste Gas- und Stromrechnung die Bürger trifft? Und wo bekommen wir die nötigen Arbeitskräfte in Zukunft her?“

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Im Panel „Gesundheitswirtschaft“ diskutierten Simone Borchardt MdB, CDU/CSU-Bundestagsfraktion; Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin BARMER Hamburg; Dr. Monika Schliffke, Vorstandsvorsitzende, Kassenärztliche Vereinigung, sowie Franzel Simon, Geschäftsführer Helios Region Nord, Helios Kliniken GmbH. „Nur durch eine stärkere Verzahnung ambulanter, teilstationärer und stationärer Versorgung ist eine patientenorientierte Versorgung erreichbar und nachhaltig. Gleichzeitig sind die Vielfalt in der Versorgung sowie kurze Wege für die Patienten sicherzustellen. Prozessorientierte Versorgungsketten müssen auf Basis von Krankheiten und Diagnosen an die Stelle der aktuell an Sektoren ausgerichteten Einzelleistungen treten, sagte Franzel Simon, Leiter Nord der Helios Kliniken GmbH, in seinem Impuls.

 2022_09_13_Panel_Verkehrswirtschaft

Im Panel „Verkehrswirtschaft“ diskutierten Conrad Hammer, Leiter, Teams Bund-Länder-Kommunen-Koordinierung und Fördern in der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, NOW GmbH; Arnaud Judet, CEO, VINCI Concession Deutschland GmbH; Christian Rauch, Referatsleiter „RS 5 – Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr“, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung; Bernd Rothe, Bereichsleiter, DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH sowie Dr. Kay Ruge, Stellvertreter des Hauptgeschäftsführers, Deutscher Landkreistag. „Zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Norddeutschland müsste die Bundesregierung dringend einen Zahn zulegen“, sagte Martin Henze, Leiter der Fachkommission Verkehr, Infrastruktur, Mobilität 4.0 des Wirtschaftsrates in Schleswig-Holstein. „Leider beobachten wir im Gegenteil, dass Finanzierungen für die Schlüsselprojekte von Schiene, Straße und Wasserstraße jetzt wieder gekürzt und die Projekte auf die lange Bank geschoben werden.“ Die daraus resultierenden Schäden für das Klima, die Exportnation und durch chronische Stausituationen im Großraum Hamburg sind für den Bürger unverantwortlich“, so Martin Henze. Der Wirtschaftsrat forderte deshalb dringend, die Planungs- und Bauverwaltungen durch öffentlich-private Partnerschaften für Lebenszyklusmodelle zu entlasten, womit die Planung, Realisierung und Wartung als Ganzes an neue Partner übergehen, die dafür eigenes Personal mitbringen. Die Fertigstellungsziele müssen zukünftig die Vergabeverfahren bestimmen und nicht umgekehrt.

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Auf dem Podium „Energiewirtschaft“ diskutierten Stefan Kapferer, CEO, 50 Hertz Transmission; Peter Schmidt, Geschäftsführer, EWE Gasspeicher GmbH; Dr. Holger Kreetz, COO, Uniper SE; Peter Rößner, Geschäftsführer, APEX Group; Heike Winkler, Geschäftsführerin, WAB e.V., sowie Mark Helfrich MdB, Fachsprecher für Energiepolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Moderiert wurde das Podium von Markus Lesser, Vorsitzender der Landesfachkommission Energie- und Umweltpolitik des Wirtschaftsrates Niedersachsen. „Insbesondere aus norddeutscher Sicht muss vor allem auf den Ausbau der Windenergie in Zusammenhang mit der Erzeugung von Wasserstoff als Speichermedium gesetzt werden, aber auch PV-Freiflächen – anstatt Biogas – müssen stärker in den Fokus rücken. Hiervon profitiert der Wirtschaftsstandort Norddeutschland, sowohl über die lokale Wertschöpfung als auch über neue Standortentscheidungen“, sagte Lesser.

 2022_09_13_Panel_Maritime_Wirtschaft

Auf dem Podium „maritime Wirtschaft“ diskutierten Tessa Rodewaldt, Geschäftsführerin der Maritimen Plattform e.V., als Vertreterin für LNG- bzw. Wasserstofflösungen Dr. Saskia Greiner aus Bremerhaven und die politischen Vertreter Claudia Müller MdB, Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, sowie Hagen Reinhold MdB, der Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für maritime Wirtschaft. Die norddeutschen Bundesländer profitieren im Besonderen von der maritimen Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, maritimes Know-how in Deutschland zu erhalten und gezielt Standortnachteile im Sinne einer international wettbewerbsfähigen Seeschifffahrt zu beseitigen, waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Podium einig.

 2022_09_13_Bettina_Stark_Watzinger

Als Dinnerspeaker war Bettina Stark-Watzinger MdB, Bundesministerin für Forschung und Bildung, zu Gast. Sie sprach sowohl zu bildungspolitischen Themen als auch zu Forschungsthemen. Dabei stand vor allem die Wasserstoffforschung im Vordergrund: „Wir sind uns einig, dass grüner Wasserstoff der Schlüssel für die Umsetzung von Zukunftsenergien ist, die sicher und nachhaltig sind und zuverlässig zur Verfügung stehen. Gerade Norddeutschland hat ja viele Standortpotentiale, die wir voll ausschöpfen sollten, gerade für den grünen Wasserstoff.“

 2022_09_13_Mau_und_Müller-Arnecke

Vor der Rede von Stark-Watzinger gab es die offizielle Übergabe des Steuerrades von Andreas Mau an den kommenden Gastgeber Bremen. Jörg Müller-Arnecke, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrates Bremen, nimmt das Steuer gern in die Hand und freut sich schon auf die kommende Ausgabe 2024.



Nachfolgend finden Sie noch einige weitere Impressionen von Amtsträgern,  Mitgliedern sowie Mitarbeitern aus dem Landesverband Schleswig-Holstein, die wir auf dem Norddeutschen Wirtschaftstag am 13. September begrüßen durften:


2022_09_13_Florian_Bauer

2022_09_13_Martin_Henze

2022_09_13_Dr._Jens_Bartram

2022_09_13_Mitarbeiterfoto

2022_09_13_Dr._Peter_Rösner

2022_09_13_Dr._von_Boetticher

2022_09_13_Franziska_Raabe