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Bericht
27.02.2019
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Ansiedlungen im Lichte der Interessen unserer Nachbarn in Dänemark, Schweden und Norwegen

Sektionssprecher Hauke Präger hatte sichtbar Freude, im Hause der VR Bank in Flensburg neben der schleswig-holsteinischen Europaministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack namhafte Vertreter für die Perspektiven unserer nördlichen Nachbarn begrüßen zu können.
Sein Thema: Wie können wir uns in diesen Ländern besser als Standort für Ansiedlungen vermarkten?
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Dass noch Luft nach oben ist, machte Dr. Sütterlin-Waack einleitend klar. Im vergangenen Jahr seien in Schleswig-Holstein laut Statistik nur sechs Unternehmen aus Dänemark und eines aus Schweden angesiedelt worden. Das erscheine angesichts des bevorstehenden Brückenschlages
zu der boomenden Øresund-Region und Millionen skandinavischer Touristen unter anderem aus Norwegen ausbaufähig. Sie unterstützt die Idee des Wirtschaftsrates, die Ansiedlungsverfahren durch ein deutsch-skandinavisches Steuerzentrum zu beschleunigen. Das erfolgreiche Modell des Pendlerbüros an der
Grenze zu Dänemark könne als Vorbild für ein Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungsverfahren dienen.

Benny Engelbrecht, ehemaliger dänischer Minister und aktuell stellvertretender Leiter des dänischen Finanzausschusses im Folketing aus Kopenhagen, unterstrich das Interesse, die gemeinsamen wirtschaftlichen Chancen zukünftig verstärkt zu entwickeln. Das Kulturverständnis der Region und die spezifische Infrastruktur
beispielsweise durch dänische Schulen und dänische Bankniederlassungen würden im bundesdeutschen Vergleich herausragen. Schleswig-Holstein bilde eine gute Plattform für mittelständische Unternehmen, die den deutschen und europäischen Markt erobern möchten.

Auch Dirk Hundertmark, Geschäftsführer der Color Line GmbH, sieht mit Blick auf Norwegen noch ungeschöpfte Potentiale. Norwegen habe ähnlich gelagerte industrielle Interessen und investiere ähnlich wie Schleswig-Holstein in die Energie- und Verkehrswende. Nach seinem Eindruck sind die besonderen Stärken von Schleswig-Holstein in Norwegen
gar nicht so bekannt, obgleich jährlich 600.000 Gäste aus Norwegen mit der Colorline in jedem Jahr in Kiel anlanden. Andernfalls sei es schwer erklärlich, warum kaum einer davon in Kiel über Nacht bleibe.

Werner Koopmann von der IHK Schleswig-Holstein, der als Vertreter der Deutsch-Schwedischen Handelskammer für das Podium geladen war, weist darauf hin, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit natürlich schon auf ein robust gewachsenes Fundament aufgebaut sei und schwedische Unternehmen strategisch häufig größere Märkte in Süddeutschland
oder anderen europäischen Metropolen anpeilen würden. Zudem scheine ihm die zitierte Ansiedlungsstatistik nicht vollständig zu sein.

Hauke Präger zeigte sich davon unbeeindruckt. Gerade die Region Schleswig-Flensburg müsse sich nun kümmern, um für Ansiedlungen einladende Strukturen zu schaffen und diese dann gezielt zu vermarkten. Mit dem geplanten Flughafenausbau in Sønderborg, keine halbe Autostunde entfernt, rücke nicht nur Kopenhagen näher heran, sondern könnten
zukünftig auch Verbindungen nach Oslo oder das Baltikum aufgebaut werden.

Das Schlusswort übernahm Kay Richert MdL, der dafür gesorgt hatte, dass ein Kompetenzzentrum für skandinavische Ansiedlungen Bestandteil des Koalitionsvertrages der neuen Jamaika-Regierung geworden ist. Sein Dank galt dem Veranstalter für die Impulse zu dieser zukunftsträchtigen Initiative. / Dr. Bertram Zitscher