„Der zivile Bürger braucht Situationsbewusstsein“
Auf Einladung von Sektionssprecher Carsten Tietje besuchten die Mitglieder der Sektion Rendsburg-Eckernförde den Marinestützpunkt Eckernförde. Die Führung über das Gelände und die Erläuterungen zur Bedeutung Eckernfördes als einziger Tiefwasserhafen der Deutschen Marine an der gesamten Ostsee übernahm Fregattenkapitän Rouven Grünhagen, Kommandeur und Standortältester des Stützpunktes. Er betonte zu Beginn das hohe Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro für Baumaßnahmen und die Weiterentwicklung der Infrastruktur an Land und im Hafen. Ziel sei es, den Standort zukunftsfähig auszurichten und für die Gewinnung von Personal wie auch für die wachsenden Aufgaben der Marine angemessen aufzustellen. Dabei hob er die Bedeutung eines kontinuierlichen Dialogs zwischen Bundeswehr und Wirtschaft hervor.
Ein Halt an der Ostmole bot den Teilnehmern einen Überblick der stationierten Flotte und veranschaulichte die geplanten Modernisierungen, die sich bis in die 30er Jahre hinziehen werden. Im weiteren Verlauf der Rundfahrt stellte der Kommandeur die Ausbildungskapazitäten im U-Boot-Ausbildungszentrum vor, das eine zentrale Rolle für die langfristige Sicherung des Standortes spiele. Perspektivisch solle der Personalbestand in Eckernförde auf rund 4.000 militärische und zivile Beschäftigte anwachsen. Grünhagen wies darauf hin, dass die Ausbildung über viele Jahre hinweg zu wenig priorisiert worden sei, was nun entscheidende strukturelle und inhaltliche Anpassungen erforderlich mache.
Die Fahrt endete am Offiziersheim, wo Fregattenkapitän Grünhagen in seinem Vortrag die Notwendigkeit einer verstärkten zivil-militärischen Zusammenarbeit betonte: „Der zivile Bürger braucht Situationsbewusstsein.“ Unternehmen wie auch Bürger müssten sich der sicherheitspolitischen Lage bewusst sein und erkennen, dass die Sicherung von Frieden und Freiheit ein gemeinsames Anliegen sei. Wichtig seien in diesem Zusammenhang die Information und Sensibilisierung der Bevölkerung, die Schaffung von Wohnraum für Soldaten und ziviles Personal sowie das allgemeine Bewusstsein für die Bedeutung der Verteidigungsfähigkeit.
Thema des Vortrags war außerdem der „Kurs Marine“, das strategische Zukunftsprogramm der Deutschen Marine, sowie der „Operationsplan Deutschland (OPLAN)“. In der Diskussion zu letzterem wurde die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Verteidigungsfähigkeit betont. Die Bundeswehr sei für die Umsetzung des OPLAN zwingend auf zivile und gewerbliche Unterstützung angewiesen. Vor diesem Hintergrund sei aber wichtig zu wissen, welche Beiträge Unternehmen aus Schleswig-Holstein leisten könnten und müssten. Hierzu bestehe aber auf Seiten der Wirtschaft ein erhebliches Informationsdefizit.