Ein Appell an den Gründergeist von Studierenden
Die Mitglieder der Sektion Pinneberg nutzten die Gelegenheit, sich an der Fachhochschule Wedel aus erster Hand über die geplante Ansiedelung eines Gründungs- und Technologiezentrums (GTZ) im Kreis Pinneberg zu informieren.
Sektionssprecher Jens Sander betonte in seinen einleitenden Worten die schwierigen Rahmenbedingungen, unter denen die Wirtschaft derzeit leidet: Stagflation, Ukrainekrieg, überbordende Bürokratisierung, mangelnde Innovationskraft und eine ideologisch geprägte Energiepolitik waren nur einige der Punkte. Besonders tragisch sei das Scheitern der Bildungspolitik, dabei sei sie doch das wichtigste Fundament unserer Wirtschaft. Umso wichtiger und erfreulicher sei es, dass das geplante GTZ und die FH Wedel dieses Problem gemeinsam lösen wollen.
Prof. Dr. Eike Harms, Präsident der Fachhochschule Wedel, ging in seinem Grußwort auf die Geschichte der Institution ein, die sein Großvater 1948 gegründet hatte und die er mittlerweile in 3. Generation leitet. Begonnen hatte alles mit der Ausbildung in Physikalischer Technik; als jüngste Fachrichtung kam 2022 die Angewandte Wirtschaftspsychologie hinzu. Insgesamt bietet die FH ihren 1.300 Studenten 4 Ausbildungsgänge in Informatik, 13 Bachelor- und 9 Masterstudiengänge an. Die Finanzierung erfolgt zu 24 % aus Landeszuwendungen, 61 % machen Studiengebühren aus, und 7 % werden durch Drittmittel eingenommen. 36 Laborräume und 6 PC-Pools betonen den großen Wert, der auf den praktischen Übungsbetrieb gelegt wird. Für die Ausrichtung der Studiengänge und des Curriculums erfolgt ein enger Austausch mit der Wirtschaft vor Ort, die auch als Förderer in Erscheinung tritt.
Als Vertreter eines bereits existierenden Technologiezentrums hob Andree Mehrens, Geschäftsführer des Kieler Innovations- und Technologiezentrums (KITZ), hervor, dass die räumliche Nähe zu einer Hochschule für ein Technologiezentrum unerlässlich ist. Das KITZ wurde 1996 gegründet; das mittlerweile vierte Gebäude wurde 2020 fertiggestellt. Insgesamt stehen 8.000 qm vermietbare Fläche zur Verfügung. Aktuell nehmen 90 Unternehmen dieses Angebot an. Das KITZ ist dabei auf Kostendeckung ausgelegt, nicht auf Gewinnerzielung.
Mehrens verwies auf die wirtschaftliche Lage in Kiel im Jahr 1996: Die Stadt litt unter einer hohen Arbeitslosigkeit, bei HDW standen Entlassungen an. In dieser Situation kam die Idee zur Gründung des KITZ von Seiten der IHK. Ziel war es, die Wertschöpfung aus dem Knowhow der Studenten zu ziehen und für Kiel nutzbar zu machen. Das KIZT sollte hierbei als Katalysator dienen. Zielgruppe waren damals wie heute junge, technologieorientierte Unternehmen aus der Informations-, Kommunikations- und der Biotechnologie mit wenig Raumbedarf in der Startphase. Im Durchschnitt bleiben die Unternehmen vier Jahre im KITZ, Tendenz steigend.
Für Andree Mehrens ist es erforderlich, das Thema „Gründung“ in den Köpfen der Studierenden zu verankern. Der Wille zur Gründung und zum Leiten eines Unternehmens müsse geweckt und gefördert werden.
Das KITZ nimmt den Jungunternehmern viele tägliche Arbeiten ab und bietet beispielsweise ein zentrales Sekretariat, die Buchung von Konferenzräumen, die Veranstaltungs-Organisation, ein Coaching sowie den Zugang zu Netzwerken. Mehrens stellte aber auch heraus, dass junge Unternehmer heute andere Zielsetzungen hätten als alteingesessene; ihr Fokus liege verstärkt auf der privaten Work-Life-Balance. Wirtschaftlicher Erfolg stehe dabei nicht zwingendermaßen an erster Stelle.
Prof. Dr. Jan-Paul Lüdtke, verantwortlich für die Gründungsförderung an der Fachhochschule Wedel, nutzte seinerseits die Gelegenheit, die anwesenden Unternehmer nach deren Erwartungen an das GTZ sowie die gestellten Anforderungen zu befragen. Die Ergebnisse fielen dabei anderes aus als bei einer vergleichbaren Befragung unter jungen Gründern. So stand dieses Mal der Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften und nach Netzwerken im Vordergrund.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Blick in die Praxis. Das junge Team des Startups Immerzed führte die Mitglieder im VR-Raum der Fachhochschule mittels VR-Brille ein in eine interaktive Demonstration von Trainings für die Notfallmedizin. Der Vorteil dieser Schulungsmethode: Trainings können im Selbststudium durchgeführt werden und sind dadurch kostensparend und zielgerichteter möglich. Mit Hilfe eines Investors waren die Gründer bereits in der Lage, das Rote Kreuz als Beta-Tester zu gewinnen.