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Bericht
25.11.2019
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"Mondays for future" anstatt mit Alleingängen in ein Messer zu laufen

Stormarner Wirtschaftsforum im Jagdschloß Malepartus

Die Botschaften des diesjährigen Stormarner Wirtschaftsforums unter dem Titel „erfolgsversprechende Instrumente deutscher Klimapolitik“ waren eindeutig: Ein deutscher Alleingang mit Maßnahmen gegen den Klimawandel durch Zertifikatehandel oder sonstige Vorgaben ist wenig sinnvoll. Globale Lösungen sind gefragt und Deutschland sollte sich darauf konzentrieren, Geld in die Forschung zu stecken, um aktiv Lösungen zu suchen, wie Kohlendioxid sinnvoll genutzt werden kann.
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Knapp 40 Interessierter sorgten im Jagdschloss Malepartus in Bargteheide nach einem Impulsreferat von Prof. Dr. Gabriel Felbermayr (Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW, Kiel) und Einstiegsstatements von Dr. Peter Rösner (Vorsitzender des Vereins MINT-Talentförderung, Güby) und Frederike Wohn (Fridays-for-future-Bewegung, Bad Oldesloe) für eine lebhafte Diskussion, die Uwe Möllnitz, Sprecher der Sektion Stormarn, moderierte.

Dr. Felbermayr lieferte mit seinem Impulsvortrag einen guten Einstieg in die Diskussion. „Globale Klimaschutz ist unabdingbar. Wir brauchen ein weltweites Bündnis, sonst sind die Auswirkungen nur in unserer Geldbörse, aber nicht bei „Weltklima spürbar“, stellte der IfW-Chef heraus. Eine deutsche Energiewende werde bei einem Anteil am weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß von 2,2 Prozent keine bedeutsame Auswirkung haben. „Im Gegenteil: Wenn wir weniger fossile Brennstoffe benötigen, sinkt weltweit der Preis. Das nutzen andere für mehr Produktion, und dann ist es nur eine Verlagerung der Emissionen.“

Den drohenden „Export“ von Emissionen machte Felbermayr an einem weiteren Beispiel deutlich. „Wir müssen nicht nur auf die Zahlen unserer Wirtschaft schauen, sondern auf den globalen Fußabdruck, den wir durch unseren Konsum schaffen.  Wir sparen hier, aber wir sehen nicht, dass im Hamburger Hafen Güter mit Kohlendioxid angelandet werden.“ In Deutschland sei die Kohlendioxid-Belastung bereits seit 2009 kontinuierlich gesenkt worden.

Wenn jetzt neue Regelungen in Deutschland getroffen würden, dann befürworte er einen selbstregulierenden Zertifikatehandel mit Preisen, die deutlich über den aktuellen Überlegungen der Politik liegen. „Mir fehlt bei den Überlegungen allerdings die internationale Betrachtung. Es muss einen Grenzausgleich geben. Wir brauchen Absicherungsmaßnahmen, sonst laufen wir in ein Messer, weil ganze Industriezweige nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden“. Grenzausgleich bedeutet, dass bei Exportgütern keine Zertifikatekosten anfallen und bei dem Import von Waren die Lieferanten für den Kohlendioxid-Ausstoß nachversteuern. „Da hilft nur eine muskulöse und ambitionierte Klimadiplomatie, die sich auf EU-Ebene und durch Handelsabkommen abspielt.“

Absolute Einigkeit hatte Felbermayr mit Dr. Peter Rösner, der auch Leiter der Stiftung Louisenlund ist. Dr. Rösner sprach sich für eine stärkere Forschung aus. „Es geht nicht um die Rettung der Welt, sondern wie weit sind wir bereit, sind Veränderungen des Klimas und unserer Lebensbedingungen zu akzeptieren. Wenn es nicht gelingt Kohlendioxid weltweit zu verhindern, dann brauchen wir technische oder andere Varianten, wie wir es wieder aus der Luft bekommen.“ Junge Talente sollten mehr Unterstützung bekommen bei der Forschung und Entwicklung. „Ich wünsche mir Mondays-for-Future. Da sollten alle talentierten Leute zusammenkommen und an Lösungen arbeiten. Das Klimaherausforderung ist für mich nicht durch Verzicht oder Kasteiung zu lösen.“ Er und Felbermayr forderten die Politik auf, in Forschung und Bildung zu investieren. „Dafür steht unser Land und neue Technologien werden auch große Exportchancen bieten“, so Dr. Rösner.

Der Diskussion mit den Experten und den Vertretern aus der Wirtschaft stellte sich an dem Abend im auch Frederike Wohn, Schülerin aus Bad Oldesloe und Gesicht der örtlichen Fridays-for-Future-Bewegung. Die junge Frau machte deutlich, daß die Bewegung der jungen Menschen bereits einiges erreicht habe. „Wir haben ein gesellschaftliches Umdenken angestoßen.“ Die pessimistische Grundhaltung zum Klimawandel sei eine realistische Haltung. „Politik und jeder Einzelne müssen noch viel konkreter und radikale Veränderungen machen, sonst ist es irgendwann zu spät.“ Sie machte deutlich, daß die Politik mehr auf die Wissenschaft hören müsse. Internationales Agieren sei zwingend notwendig. Mit Blick auf die Bundesregierung reichen ihr die Maßnahmen nicht aus. Den Bahnverkehr günstiger zu machen, sei ein erster guter Ansatz, aber „wir brauchen viel mehr“. Als Beispiel nannte sie besseren Busverkehr in den Dörfern, denn das sei katastrophal. Sie befürworte die Ideen der Mondays-for-Future und mehr Wissenschaft. „Ich bin aber realistisch: Es gibt keine Wundermittel. Wir haben keine Sicherheit, dass die Wissenschaftler eine Lösung finden. Bis jetzt hat der Klimawandel alle zuvor getroffenen Prognosen übertroffen.“ Zudem sei die Politik auch gefordert, aufstrebenden Ländern deutlich zu machen, dass sie bei ihrem Wachstum die Fehler, die anderswo gemacht wurden, nicht wiederholen. Hier seien Förderung erneuerbarer Energien und Unterstützung angesagt. Insgesamt steht für Wrohn fest: „Unsere Gesellschaft muss sagen: Wir ändern das. Hier und da anzupassen, wird nicht ausreichen.“ /Holger Hartwig