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Bericht
07.03.2021
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Aus den Ländern (Schleswig-Holstein) - Klarer Wunsch: Zügig verbindliche Regelungen schaffen

Wirtschaftsrat Nordfriesland diskutiert über Perspektiven für Messebranche im Corona-Zeitalter
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Immer mehr Branchen haben in den vergangenen Tagen aufgeatmet: Die Corona-Lockerungen haben nach Monaten dafür gesorgt, dass der Geschäftsbetrieb – teilweise mit Auflagen – wieder anlaufen kann. Bisher ohne Zukunftsperspektive ist die Messebranche. Das muss sich zügig ändern, waren sich Unternehmer aus der Branche, Landespolitiker und ein Vertreter aus dem Bundeswirtschaftsministerium in einer von der Sektion Nordfriesland des Wirtschaftsrats organisierten Videokonferenz einig.


Klaus Liermann, Geschäftsführer der Messe Husum & Congress GmbH & Co. KG, Husum, sein Kollege Dirk Iwersen, Geschäftsführer der NordBau Messe, und Jörn Holtmeier, Geschäftsführer Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V (AUMA) machten zu Beginn deutlich, wie kritisch die aktuelle Lage ist. „Uns fehlt es an klaren Regelungen mit eindeutigen Perspektiven“, so Liermann. Holtmeier zeigte mit Zahlen auf, was durch den Lockdown auf dem Spiel stehe. „Die Messen mit allen ihren Nebeneffekten sorgen für einen Jahresumsatz von 28 Milliarden Euro. 2020 waren es nur sechs Milliarde Euro und für dieses Jahr sind auch bereits 120 der insgesamt 380 Messe bereits jetzt abgesagt.“


Messen sicherer als Einkaufszentren
Liermann und Iwersen berichteten aus der Praxis. Die NordBau in kleiner Form habe im vergangenen Jahr beweisen können, das gute Hygienekonzepte dafür sorgen, dass keine Corona-Hotspotgefahr besteht. Beide berichteten von ihren Planungen und appellierten an die beiden Landtagabgeordneten Lukas Killian und Andreas Hein (beide CDU) sowie Patrick Specht, Leiter des Referates Messepolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Bonn), alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass die Messebranche – wie schon im Mai 2020 – als eigenständiger Bereich in die Verordnungen zum Umgang mit der Pandemie aufgenommen werden. Holtmeier: „Messen sind weder mit Konzerten noch großen Freizeitveranstaltungen zu vergleichen. Wir brauchen bis Mai eine klare Regelung, unter welchen Bedingungen Messen wieder stattfinden können.“ Zudem sei ein Infektionsrisiko durch klare Besucherströme geringer als beispielsweise in einem wiedereröffneten Einkaufszentrum. „Wenn es nicht bald klare Regelungen gibt, bekommen wir als Messestandort Deutschland mit seiner Innovationkraft ein Riesenproblem.“


Veranstalter setzten auf Ministeriumsunterstützung
Liermann zeigte auf, dass die Vorbereitungen für die Husum Wind (14. bis 17. September 2021) voll im Gange sind. „300 Aussteller aus der gesamten Welt haben sich bereits angemeldet. Wir sind dabei, die mit den Behörden ein Hygienekonzept auszuarbeiten, um eine genehmigungsfähige Veranstaltung zu präsentieren.“ Als Beispiel nannte er die
Registrierung aller Aussteller und Gäste im Vorfeld, Online-Ticketing und kontaktlose Zugangskontrollen. „Spätestens Ende Mai muss klar sein, ob wir – vorbehaltlich natürlich eine kurzfristigen Corona-Entwicklung - wie geplant die Messe durchführen können.“ Zu diesem Zeitpunkt müssten alle Verträge mit Dienstleistern und Partner abgeschlossen sein, weil dann ein Kostenblock von etwa zwei Millionen Euro in Gang gesetzt werde. Wie auch sein Kollege Iwersen mahnte Liermann an, dass „wir bei den Konzepten dringend Partner aus dem Ministerien brauchen, die mit uns die verbindlichen Lösungen abstimmen“. Den Gesundheitsämtern vor Ort fehle es dafür oft an der Kompetenz und nötigen Ressourcen. Dazu gehöre beispielsweise auch die Klärung, ob auch bei Messen eine 20-Quadratmeter-Regelung pro Person zähle, was schwierig werde, da die meisten Stände lediglich bis zu 50 Quadratmeter groß sind. Aktuell fühle man sich manchmal wie in einem dunklen Raum voller Mausefallen, in dem man Barfuß den Lichtschalter sucht.


Praxisnahe Einreiseregelung für Auslandsgäste
Den Ernst der Lage erkannt hatte der Vertreter aus dem Bundesministerium. Specht verwies allerdings darauf, dass die Zuständigkeiten weitgehend Ländersache sind. Er appellierte an die Branchenvertreter, auf die Landesregierung in Kiel zuzugehen. Aus Sicht des Bundesministeriums sei ein Ziel, für die ausländischen Gäste einen bevorzugten Zugang zu den deutschen Messen möglichst eindeutig und praxisnah zu regeln.


Landespolitiker: Mit Husum Wind Maßstäbe setzen
Auf die Unterstützung der beiden Landespolitikern Kilian und Hein können die Messeveranstalter und Unternehmen, die die Ausstattung von Messeständen realisieren setzen. Für sie steht fest, dass auch dieser Wirtschaftsbereich so schnell wie möglich wieder in Gang kommen muss. Kilian: „Wir werden darauf drängen, dass für Messen eine eindeutige Regelung getroffen wird, die Planungssicherheit bietet.“ Aus seiner Sicht müsse es im Moment auch darum gehen, die Infrastruktur für den Umgang mit der Pandemie zu verbessern. „Die staatliche Corona-App ist nicht zu gebrauchen. Der Datenschutz darf nicht die Entwicklung raus aus der Pandemie behindern. Wir brauchen zügig offene Schnittstellen für alle vorhandenen Tracking-Apps, damit die Daten von den Gesundheitsämtern genutzt werden können.“ Beide sprachen sich auch dafür aus, dass für die Veranstalter und Unternehmen eine Art Versicherungsfonds durch den Staat geschaffen wird, damit in der Pandemie erforderliche Investitionen für eine Messedurchführung nicht an dem wirtschaftlichen Risiko scheitern. Hein und Kilian hoffen, dass es mit der Husum Wind in diesem Jahr gelingt zu zeigen, dass Schleswig-Holstein nach vorne denkt und geht und Maßstäbe setzt.