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Bericht
05.04.2022
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Mit mehr kontinuierlichem Austausch gemeinsam große Potenziale heben

Deutsch-dänische Zusammenarbeit: Ministerpräsident Günther zu Gast bei der Sektion Schleswig-Flensburg – Clausen: Es passiert zu wenig
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FLENSBURG Die positive Entwicklung des Wirtschaftsraums zwischen dem nördlichen Teil Schleswig-Holsteins und dem südlichen Teil Dänemarks wird in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich davon abhängen, wie es den Akteuren beidseits der Grenze gelingt, sich zu vernetzen und gemeinsam die Ressourcen für zukunftsweisende Projekte zu heben. Dafür ist es erforderlich, dass der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit verstärkt und institutionalisiert wird, waren sich Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Jørgen Mads Clausen, bis vor kurzem Aufsichtsratsvorsitzender des dänischen Unternehmens Danfoss A/S, sowie die Gäste auf einer Veranstaltung der Sektion Schleswig-Flensburg des Wirtschaftsrates der CDU e.V. einig.

 

Ministerpräsident: Riesige Innovationskraft

 

Bei dem Termin in Flensburg am Mittwoch, den 06.04.2022 unter der Überschrift „Wachstumsraum Skandinavien – Chancen nutzen durch enge Zusammenarbeit“ stellten Ministerpräsident Günther und Clausen heraus, dass es nicht nur bei Worten bleiben soll. Die im August 2021 geschlossene Vereinbarung über eine Entwicklungsallianz sei Chance und Verpflichtung zugleich. Günther: „Wir haben eine riesige Innovationskraft beidseits der Grenzen und werden durch gemeinsames Agieren viel Wertschöpfung in die Region holen.“ Der Christdemokrat sieht Perspektiven vor allem in den Bereichen der erneuerbaren Energien, der maritimen Wirtschaft und der Medizintechnik. „Dieser Wirtschaftsraum ist eine coole Region, denn auf beiden Seiten leben, wie es Umfragen ergeben haben, die glücklichsten Menschen in beiden Ländern.“

 

Zusammenarbeit war noch nie so gut

 

Günther ist optimistisch. „Insgesamt darf ich aus vielen Gesprächen feststellen, dass die Zusammenarbeit mit unseren dänischen Nachbarn noch nie so gut war. Darauf sind wir als Landesregierung stolz.“ Der Bau der Fehmarnbelt-Querung sei nur ein Beispiel. Für ihn genießen durchdachte länderübergreifende Projekte Priorität und „es ist unsere Aufgabe, dass wir mit weniger Bürokratie schneller in die Umsetzung kommen“. Harmonisierte Planungsprozesse, die parallel einen Baufortschritt zulassen, müssten bei Infrastrukturprojekten künftig leichter möglich sein. Der geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel werde dafür ein Pilotprojekt und „so wünsche ich es mir auch für die A 20“. Auch bei der Digitalisierung seien die Dänen derzeit weit voraus, aber er sei sich sicher, dass wir „mit großen Schritten den Aufholungsprozess umsetzen und in zwei bis drei Jahren messbare Erfolge haben“. Es gelte, gemeinsame Ziele zu definieren und pragmatisch anzupacken.

 

Potenziale gegenseitig zu wenig bekannt

 

Bevor Jørgen Mads Clausen über die Möglichkeiten der Partnerschaft sprach, gab er zunächst einen Überblick über das Unternehmen Danfoss. Er zeigte auf, dass man durch den Zukauf eines deutschen Unternehmens zu einem der größten Komponenten-Hersteller für Elektroautos geworden sei. „Mit unseren Steuerungseinheiten können wir zur Nummer 1 auf der Welt werden.“ Zudem berichtete er von den Aktivitäten der Danfoss-Stiftung, die in den vergangenen Jahren fast 250 Mio. Euro für innovative Projekte in beiden Ländern bereitgestellt habe. Clausen: „Wir denken weiter – und das grenzüberschreitend. Uns liegt die Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein am Herzen.“

 

Aus seiner Sicht passiere derzeit „viel zu wenig, denn wir haben zu wenige Kenntnisse über das, was es auf der anderen Seite an Potenzial und Innovationen gibt.“ Man wisse eher, was in Amerika innovationstechnisch vor sich gehe. Er freue sich zwar über die Gründung der Entwicklungsallianz als wichtigen Baustein, aber jetzt müsse es weitergehen -  beispielsweise in den Bereichen autonome Schifffahrt, Robotik in der Landwirtschaft, klimafreundlichen Fahrzeugen, erneuerbaren Energien, Green Protein in der Landwirtschat und intelligenter Sozialtechnik. „Wir werden gemeinsam sehr viele Potenziale heben“, ist er sich sicher. Man müsse sich auf die lange Reise machen, um in den nächsten 25 Jahren die Entwicklung als gemeinsame Region zu forcieren

 

Clausen: Infrastruktur gemeinsam entwickeln

 

Für mehr Miteinander sei es wichtig, eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur gemeinsam anzugehen, so Clausen. „Wir forcieren die Planungen für eine Alsen-Fünen-Brücke, die die Fahrtzeit bis nach Odense um eine Stunde reduziert. Für die Region Sonderborg wissen wir, dass wir milliardenschweres Wachstum heben. Wir sehen hier auch für die Region Flensburg-Schleswig bis Hamburg großes Potenzial.“ Clausen warb bei Ministerpräsident Günther um eine politische Unterstützung für den Bau der Verkehrsverbindung.  Ein Potenzial sieht Clausen auch darin, ein gemeinsames Zentrum für Robotik-Technologie auf den Weg zu bringen.  „Mein Traum ist es, dass wir eine technologische Verbindung schaffen.“

 

Clausen formulierte direkt: „Sie müssen auf deutscher Seite mitmachen, dann werden wir viel erreichen.“ Sein Appell fiel auf fruchtbaren Boden. Ministerpräsident Günther kündigte an, nach der Wahl eine Untersuchung über die Potenziale zur neuen Brücke auf den Weg zu bringen. „Wir werden gemeinsam vorankommen. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir gemeinsam mehr Anknüpfungspunkte finden“, so der Regierungschef. Die aktuellen Ansätze mit der gegründeten Allianz seien gut und ausbaufähig.

 

Idee: Gemeinsame Wirtschaftsförderungsgesellschaft

 

In der sich anschließenden Diskussionsrunde, die von Sektionschef Hauke Präger moderiert wurde, entwickelten die Vertreter aus der Wirtschaft und von Kommunen der Region diverse Ansätze für nächste Schritte. Ein Schlagwort waren dabei eine Institutionalisierung der Zusammenarbeit, beispielsweise durch die Gründung einer grenzüberschreitenden Wirtschaftsförderungsgesellschaft oder die Realisierung eines Kompetenzzentrums mit Schwerpunkt Firmenberatung/Steuern, wie es von Seiten des Wirtschaftsrates seit einige Zeit ins Gespräch gebracht wird.