„Scheitert das Schöpfwerk, scheitert das LNG-Terminal“
Zu einem vermeintlich regionalen Thema mit durchaus überregionaler Bedeutung konnte Sektionssprecher Knut Frisch die Dithmarscher Mitglieder des Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein im neuen River Loft Hotel & Spa in Brunsbüttel begrüßen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage der Entwässerung des Industriegebiets Brunsbüttel.
Zu den Hintergründen konnte der Wirtschaftsrat Dr. Guido Austen begrüßen, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Westholstein mbH. Er führte aus, dass aktuell zwei Themen im Industriegebiet bestimmend seien: Die Bereitstellung weiterer Flächen und deren Entwässerung. Letztere werde durch zwei Deich- und Sielverbände gewährsleistet, einen auf Steinburger und einen auf Dithmarscher Seite.
Die Entwässerung erfolge seit der Aufschüttung des Gebietes im Jahr 1975 durch zwei Schöpfwerke. Durch eine Deicherhöhung bei St. Margareten aber sei eines davon nicht mehr verwendbar. Folglich arbeite das verbliebene und nunmehr fast 50 Jahre alte Schöpfwerk seitdem am Limit. Eine Sanierung und Erweiterung sei bereits seit dem Jahr 2018 Thema; zuständig hierfür sei das Umweltministerium des Landes Schleswig-Holstein.
Besondere überregionale Bedeutung bekomme dieses lokale Infrastrukturprojekt durch die Tatsache, dass auf dem Gelände des Industriegebiets das feste LNG-Terminal Brunsbüttel entstehen soll, hob Dr. Austen hervor. Weitere fünf Ansiedlungen seien ebenfalls betroffen, darunter ein Elektrolyseur von RWE, der mit einer Kapazität von 250 MW starten werde, aber auf 1 GW ausgebaut werden solle.
Für die Ertüchtigung des Schöpfwerkes seien seinerzeit 10 Millionen Euro veranschlagt worden, für das Vorflutersystem noch einmal die gleiche Summe. Durch die Entscheidung jedoch, den Deichverlauf genau an dieser Stelle neu zu gestalten, werde ein neues Schöpfwerk erforderlich, so Dr. Austen. Kostenpunkt: 35 Millionen Euro. Seit September 2022 liege dieses Projekt nun aber auf Eis, da das Umweltministerium überraschend mitgeteilt habe, für den Neubau sei kein Geld vorhanden. Zur Einordnung stellte Dr. Austen klar: „Deichbau ist Bundesaufgabe, Entwässerung aber Landesaufgabe.“
Oliver Kumbartzky MdL, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, betonte seinerseits, Entwässerung sei zwar ein Nischenthema, aber extrem wichtig für das Industriegebiet Brunsbüttel. Daher habe seine Fraktion zu diesem Thema eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Ergebnis: Es gibt keine Finanzierungszusage des Landes. Kumbartzky wies auf den Widerspruch in der Politik des grünen Koalitionspartners hin: „Schleswig-Holstein soll zwar zum ersten klimaneutralen Industrieland werden, aber dafür braucht es auch Industrie.“
In der anschließenden Diskussion waren sich alle Anwesenden einig: Die Zeit drängt! Und als betroffener Investor der LNG-Terminals brachte es Hans Helmut Schramm, geschäftsführender Gesellschafter der Schramm Group, auf den Punkt: „Scheitert das Schöpfwerk, scheitert das LNG-Terminal.“