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Bericht
15.02.2024
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„Sorge in Handeln umsetzen“

Oberst Axel Schneider, Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein, zu Gast in der Sektion Herzogtum Lauenburg
©Wirtschaftsrat

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine rückt die Bundeswehr immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Ihre Ausrüstung und Einsatzfähigkeit beschäftigen nicht länger nur Fachleute, sondern bestimmen den politischen Diskurs. Grund genug, den obersten militärischen Befehlshaber im Land Schleswig-Holstein zu einer Veranstaltung des Wirtschaftsrates einzuladen.

Als Mitglied des Vorstandes der Sektion Herzogtum Lauenburg konnte Jan-Hendrik Blassew über 20 Mitglieder in Mölln begrüßen, darunter auch einige Reservisten. Er bezog sich in seinen einleitenden Worten auf die vom Kanzler ausgerufene Zeitenwende, das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro sowie das Zwei Prozent-Ziel der NATO. 

Oberst Axel Schneider, Jahrgang 1959 und seit 46 Jahren Soldat der Bundeswehr, dankte herzlich für die Einladung und die damit verbundene Möglichkeit, eine Einordnung der aktuellen Lage vor einem fachkundigen Publikum vornehmen zu können. Als Kommandeur des Landeskommandos Schleswig-Holstein unterstehen ihm derzeit 39 Standorte und 15 Kreisverbindungskommandos, die mit Reservistinnen und Reservisten besetzt sind. Seine Hauptaufgaben umfassen die zivil-militärische Zusammenarbeit sowie die Vertretung der Bundeswehr gegenüber der schleswig-holsteinischen Landesregierung. 

Schneider betonte die Bedeutung eines ehrlichen Dialogs mit der Bevölkerung und begrüßte ausdrücklich die Aussage des Bundesverteidigungsministers, die deutsche Gesellschaft müsse kriegstüchtig werden, denn: „Man muss mit den Menschen sprechen wie mit Erwachsenen.“ Dazu gehöre auch, allzu gern verdrängte Wahrheiten anzusprechen. Noch bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts seien Herbst- und Frühjahrsmanöver der NATO selbstverständliche Ereignisse gewesen, lange Transportkolonnen auf den Straßen und Übungsflüge über der norddeutschen Tiefebene inklusive. Heute seien diese Eindrücke aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Militär sein ein Thema geworden, mit dem man sich nur ungern befasse. Doch das ändere sich gerade und sei auch dringend erforderlich.

Denn Deutschland spiele geografisch gesehen eine bedeutende Rolle innerhalb der NATO. Allein 17 der 31 Mitgliedstaaten würden ihre Truppen im Verteidigungsfall über deutsches Territorium verlegen. Dies setze aber eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur voraus. Auch in Schleswig-Holstein. Daher sei es nicht länger hinzunehmen, dass die Autobahnen A20 und A21 im Nirgendwo endeten und Brücken nicht befahrbar seien. Auch für die Bedrohung der kritischen Infrastruktur brauche es ein verstärktes Bewusstsein. Anders als in totalitären Staaten aber könne in Deutschland nicht an jeder Straßenkreuzung und an Pipelines jeweils in Abständen von 50 Metern ein Soldat stationiert werden.

Oberst Schneider betonte die Bedeutung der Reserve und nutzte die Gelegenheit, die anwesenden Unternehmer dafür zu sensibilisieren, ihre Mitarbeiter für Reservistenübungen freizustellen. Und selbstverständlich sei auch die Einführung eines allgemeinen verpflichtenden Dienstjahres zu begrüßen, egal ob bei der Bundeswehr, der Feuerwehr, im medizinischen Dienst oder beim THW. So werde eine Gesellschaft wehrfähig. Es versetze den einzelnen in die Lage, im Ernstfall eine Aufgabe zu übernehmen. So könnte „Sorge in Handeln“ umgesetzt werden.

Zudem würde ein Dienstjahr eine starke Botschaft an jeden Aggressor senden, so Schneider „Was meinen Sie, welchen Eindruck es nach außen macht, wenn Deutschland ganze Jahrgänge einzieht?“. Dies sende zugleich auch ein Zeichen des Zusammenhalts nach innen, das der deutschen Gesellschaft aktuell abhanden zu kommen drohe.