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Bericht
29.11.2023
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„Uns geht es gut“

Betriebsbesuch bei der Hartung GmbH & Co. KG mit Neumünsters Oberbürgermeister Tobias Bergmann
©Wirtschaftsrat

Neumünster hat einen besonderen Hidden Champion zu bieten: Die Hartung GmbH & Co. KG, einen Hersteller für Karten, Geschenk- und Schreibartikel mit einem deutschlandweiten Marktanteil von einem Prozent. Doch Firmeninhaber Olaf Reiner begrüßte die Mitglieder der Sektion Neumünster unter Führung von Holger Bajorat nicht in der Druckerei, sondern im „Freiraum“, einem Coworking Space für Menschen mit Ideen und Leidenschaft auf dem Firmengelände. Auf 1.500 qm bietet die Location 28 Schreibtische, 16 Konferenzräume und sechs Küchen. Alles auf qualitativ höchstem technischem Niveau.

Ursprünglich war das Unternehmen unter Reiners Schwiegervater 1986 mit dem Druck von Papierwaren gestartet. Nach mehreren Expansionsschritten beschäftigt es heute 65 Mitarbeiter und ist in acht Ländern aktiv. Von der Pandemie hat sich der Betrieb noch nicht ganz erholt; dennoch bekräftigte Reiner: „Uns geht es gut!“.

Inspiriert von der modernen Arbeitsatmosphäre im Coworking Space begann Oberbürgermeister Tobias Bergmann seine Ausführungen mit der Feststellung, dass New Work auch ein Thema für seine Verwaltung sei. Dies betreffe auch die Vorstandsetage, denn: „Die Bedeutung des OB bemisst sich nicht an der Größe seines Büros.“

Angesprochen auf die drängendsten Themen der Stadt, kam Bergmann sogleich auf die Belebung der Innenstadt zu sprechen. Diese stelle unbestritten die größte Herausforderung dar. Eine Maßnahme von vielen sei die Einrichtung von Popup-Stores, die aber nicht das Allheilmittel sein könnten. Wichtig seien vielmehr eine gute Erreichbarkeit und eine höhere Aufenthaltsqualität. Dazu zählten Fahrradwege ebenso wie mehr Bäume für Schatten im Sommer.

Der Schlüssel zum Erfolg aber sei das Wohnen in der Innenstadt. Hierfür sei das Parkcenter ein entscheidender Faktor. Diese Bauruine müsse verschwinden, damit dort idealerweise ein Hotel, Büroräume und Wohnflächen (auch für den Sozialen Wohnungsbau) entstehen könnten. Zusätzliche Einzelhandelsflächen seien aber unbedingt zu vermeiden.

Erfreut zeigte sich Bergmann über die Tatsache, dass Neumünster mit dem Studiengang Pflege nunmehr Hochschulstandort sei. Anzustreben sei ein weiterer Studiengang, möglicherweise im Bereich Logistik. Hierzu seien aber Zusagen von Unternehmen erforderlich, die Absolventen im Anschluss auch zu übernehmen. Ein Anreiz für Studierende könnte ein Paketangebot aus Studienplatz und Wohnraum sein.

Die Mitglieder des Wirtschaftsrates mahnten in der anschließenden Diskussion die Ausweisung von ausreichend Gewerbeflächen an. Mit der Gemeinde Bostedt gebe es das erste interkommunale Abkommen, so der Oberbürgermeister. Und man habe sich auf eine 50:50-Aufteilung der Gewerbesteuer einigen können.

Bergmanns Vorschlag, Gewerbeflächen auf Erbpachtbasis anzubieten, stieß bei den Unternehmern auf Kritik, denn solche Grundstücke seien bei der Beleihung problematisch. Auch das Argument, die Bevorratung von Flächen durch Unternehmen verhindere die Bebauung, ziehe hier nicht, denn für eine etwaige Erweiterung in der Zukunft bräuchten die Betriebe diese Vorratsflächen; dies sei auch eine Frage der Standortsicherung.

Von der NorthVolt-Ansiedlung in Dithmarschen verspricht sich Tobias Bergmann eine Ausstrahlung auch auf Neumünster, Rendsburg und Kiel, denn die zusätzlichen Arbeitskräfte des Unternehmens selbst, aber auch der nachfolgenden Zulieferer könnten nicht alle in Heide oder Hamburg leben. Daher sei es sehr zu begrüßen, dass die Bahnanbindung nach Neumünster ertüchtigt werde.

Als die größten Herausforderungen der kommenden Monate benannte der Oberbürgermeister die anstehenden Tarifabschlüsse im Öffentlichen Dienst sowie die steigenden Kosten im Sozialbereich. Diese würden dazu führen, dass Neumünster trotz hoher Einnahmen im kommenden Jahr ein negatives Haushaltsergebnis ausweisen werde.