„Wir befinden uns in einer Wasserstoff-Depression“

Hauke Präger, Sprecher der Sektion Schleswig-Flensburg des Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein, hatte die Mitglieder des gesamten Landesverbandes zu einer Veranstaltung an die Hochschule Flensburg eingeladen, um gemeinsam mit ausgesuchten Experten über die Aussichten Norddeutschlands zu beraten, zur Wasserstoffregion des Landes aufzusteigen. Die anschließende Diskussion fand unter der umsichtigen Leitung von Prof. Dr. Stefan Liebing statt, Vorsitzender der Landesfachkommission Energiewirtschaft und Geschäftsführer der Conjuncta GmbH.
Im einleitenden Impulsvortrag skizzierte Prof. Dr.-Ing. Wiktoria Vith die aktuellen Projekte der Hochschule Flensburg, die sich aktiv mit der Gewinnung von Wasserstoff und der gleichzeitigen Speicherung von CO₂ beschäftigen: „Es geht nicht nur um die Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien, sondern auch um deren Gewinnung aus Abgasen.“ Die Hochschule habe bereits einen steinigen Weg hinter sich – von gekürzten Subventionen bis hin zu spontanen Projektumplanungen – doch Aufgeben sei keine Option: „Wir sehen darin große Chancen.“ Aus diesem Grund wurde an der Hochschule ein neuer Studiengang eingeführt: „Green Engineering – Umwelt- und Verfahrenstechnik“. Durch Projekte wie Inno!Nord, das Innovationslabor im hohen Norden, sowie durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen der ESTECH Group aus Dänemark blicke man optimistisch in die Zukunft.
In der anschließenden Diskussion betonte Mark Helfrich MdB, Sprecher für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: „Der Versuch einer perfekten Regulierung hat zu einer ‚Wasserstoff-Depression‘ geführt.“ Er sei überzeugt, dass eine vergleichbare Regulierung auch die E-Mobilität im Keim erstickt hätte und machte so auf den enormen Regulierungsdruck aufmerksam.
Andreas Hein MdL, energie-, industrie- sowie ansiedlungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, stellte klar: „Nicht das Land Schleswig-Holstein ist das Problem – wir haben unsere Hausaufgaben in der Region gemacht.“
Dr. Stefan Rehm, Geschäftsführer der Hypion GmbH, berichtete aus der Praxis: „Es muss eine Nachfrage geschaffen werden, indem der Markt eine Mindestquote abnimmt“. Ihm fehle bei vielen Akteuren noch der Unternehmergeist, obwohl das Potenzial vorhanden sei: „Wir haben das Knowhow; jetzt brauchen wir eine physische Verbindung zu den Endabnehmern.“
Dr. Fabian Faller, Leiter des Bereichs Energiewirtschaft/Public Affairs der GP JOULE GmbH, formulierte als zentrale Frage: „Wir können den Wasserstoff erzeugen – wo können wir jetzt Partnerschaften entwickeln?“ Der Grund für den Optimismus sei nicht aus der Luft gegriffen: „Wir bei GP JOULE brennen dafür, weil die Chancen so riesig sind!“
Der Blick richtete sich schnell auf die dänischen Nachbarn, deren Fortschritte beim Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur deutlich reibungsloser verlaufen. Felix Pahl, Partner bei Copenhagen Infrastructure Partners, fügte humorvoll hinzu: „Vielleicht sind wir da oben einfach etwas pragmatischer.“
Nach einer lebhaften Debatte über Wasserstoffinfrastruktur, Allokationsmechanismen sowie Hoffnungen und Chancen für Deutschland folgte eine Besichtigung des Innovationslabors der Hochschule Flensburg. Dort erläuterte Prof. Dr.-Ing. Wiktoria Vith den Mitgliedern und Gästen anhand aktueller Projekte die Forschungsmethodik der Hochschule.