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Bericht
05.05.2025
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„Die Bagger werden rollen!“

Unternehmerdialog in Kiel mit Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen
©Wirtschaftsrat
Zu einem Unternehmerdialog mit dem Titel „Mobilität und Infrastruktur – Quo Vadis? Wie finanzieren wir künftig Schleswig-Holsteins Mobilitätsinfrastruktur?“ hatte der Wirtschaftsrat Schleswig-Holstein in die Räume der IHK zu Kiel geladen. Die seit langem geplante Veranstaltung hatte durch das jüngst auf Bundesebene geschaffene Sondervermögen Infrastruktur eine zusätzliche Aktualität erhalten. Der Landesvorsitzende Dr. Christian von Boetticher und IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Orlemann betonten in ihren Begrüßungsstatement die Bedeutung einer funktionierenden Infrastruktur für das Land Schleswig-Holstein sowohl in wirtschaftlicher als auch in militärischer Hinsicht.

„Die geduldigsten Menschen der Welt wohnen vermutlich in Bad Segeberg“, leitete Claus Ruhe Madsen seinen Impuls gewohnt launig ein und schob mit Verweis auf den jüngst erfolgten Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt 3 der A20 nach: „Die Bagger werden rollen!“ Damit sprach der Landesminister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus ein regional seit langem heiß diskutiertes Thema an, das Teilstück der A20 bei Bad Segeberg. Das seit Jahrzehnten geplante Projekt A20 soll die zukünftig wichtigste und schnellste Ost-West-Verbindung Norddeutschlands werden und ist deshalb für die Bad Segeberger von so großer Bedeutung, weil sie den Durchgangsverkehr auf die dann herumführende Autobahn verlagern wird. Der ebenfalls anwesenden Bürgermeister von Bad Segeberg, Toni Köppen, betonte daher in der anschließenden Diskussionsrunde: „Regionalplanung bedeutet Standortattraktivität!“.

Die Diskussion beleuchtete weitere Aspekte wie die Planungssicherheit bei Großprojekten und die mangelnde Fehlerkultur in der öffentlichen Debatte. Köppen machte deutlich: „Fehler sind in Ordnung, aber jetzt brauchen wir praktikable, lösungsorientierte Ansätze für eine schnelle Umsetzung.“

„Die politische Debatte fühlt sich so an wie die Diskussion um eine Religion“, stellte Madsen fest. Solche religiös geführten Konflikte stünden einer effektiven, verlässlichen und glaubwürdigen Projektplanung im Weg. So empfindet es auch Ludger Sehr, Bereichsleiter der DEGES, die als Projektmanagementgesellschaft für die Fernstraßenplanung in Deutschland zuständig ist: „Projekte können schneller umgesetzt werden, wenn wir den Konflikt aus der Diskussion herausnehmen.“ Er plädierte zudem für öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten, um privates Kapital zu aktivieren und die Belastungen für die öffentlichen Haushalte zu strecken. Holger Hansen, Geschäftsführer der SAW Schleswiger Asphaltsplitt-Werke, ergänzte, dass bei solch großen Bauvorhaben Planungssicherheit für Unternehmen zwingend erforderlich sei. Er appellierte zudem an die Politik, die starren Regeln der täglichen Höchstarbeitszeiten zu lockern. Ähnlich wie in der Landwirtschaft brauche es auch im Baugewerbe an Spitzentagen mehr Flexibilität beim Einsatz der Mitarbeiter.