Bericht
14.07.2025
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„Eine heutige Aussage über die Rente der jungen Leute ist unseriös“

Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Jens Boysen-Hogrefe, stellvertretender Leiter des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), in Mölln.
©Wirtschaftsrat

Zu einem Thema, das trotz seiner großen Relevanz im Koalitionsvertrag der Bundesregierung kaum Beachtung fand, konnte Björn Münchow, Sprecher der Sektion Herzogtum Lauenburg, Mitglieder aus dem gesamten Landesverband Schleswig-Holstein sowie Mitglieder des Jungen Wirtschaftsrates und Mitglieder aus dem Landesverband Hamburg begrüßen: „Die Zukunft unseres Sozialsystems – Wie sichern wir die Rente?“

Der stellvertretende Leiter des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Prof. Dr. Jens Boysen-Hogrefe, dessen Forschungsschwerpunkte Öffentliche Finanzen und Konjunkturprognosen sind, wusste mit seiner Präsentation die Debatte mit grundlegenden Fakten zu untermauern und progressive Vorschläge für Lösungsansätze zu artikulieren.

In der Folge umriss der seit 2008 am IfW tätige Ökonom die technischen Eckdaten. Relevant für die Debatte seien die Prognosen für das Produktionspotential und das Arbeitsvolumen, die seit Jahren notgedrungen hätten reduziert werden müssen. Angesicht der in den Ruhestand eintretenden Baby-Boomer-Generation und des anhaltenden Kostendrucks sei die logische Schlussfolgerung eindeutig. Dennoch mahnte der Ökonom: „Heute Aussagen über die Renten der jungen Leute zu treffen, halte ich für unseriös“.

Das Problem der besonders großen Alterskohorte der Baby-Boomer sei nicht überraschend gekommen: Schon seit 40 Jahren sei absehbar gewesen, dass diese Generation relativ größer sei als nachkommende Jahrgänge. Dennoch erfreute sich die Vermeidung dieses Themas in der Politik seit jeher großer Beliebtheit: „Dieses Thema kommt eindeutig zu kurz“, so Boysen-Hogrefe.

Das Einkommensniveau der über 65-Jährigen sei im OECD-Durchschnitt vergleichsweise hoch, im Jahr 2020 hätte es 87,6 Prozent des Durchschnittseinkommens der Gesamtbevölkerung betragen. Parallel unterscheide sich die Zusammensetzungsstruktur der Alterssicherungsleistungen: „Früher spielte die Hinterbliebenenrente eine deutlich größere Rolle“

Der relativ gesehen geringe Beitragssatz und der relativ zum BIP rückläufige Bundeszuschuss seien nur durch eine immense Zunahme an Erwerbsbeteiligung der Frauen, den Kita-Ausbau und Arbeitsmigration möglich gewesen. Gewohnt unaufgeregt kommentierte der Ökonom: „Eine Wiederholung dieser Effekte halte ich aber für unwahrscheinlich“.

Schließlich zeigte Boysen-Hogrefe fehlgeleitete Diskussionswege auf und regte die Zuschauer mit Lösungsansätzen zur Diskussion an. Seiner Position war sich der Ökonom dabei durchaus bewusst: „Ich habe es einfach – mein Job ist es, Kaffee zu trinken und Vorträge zu halten“. Dabei war einer seiner Vorschläge zuvor hitzig diskutiert worden: Die Erhöhung der Erbschaftssteuer bei gleichzeitiger Senkung der Steuer- und Abgabenlast für den Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dies hätte seiner Ansicht nach zur Folge, dass der Vermögensaufbau auch den unteren und mittleren Einkommensschichten ermöglicht würde.

Die Diskussion wurde durch Dr. Dieter Starke, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Nord, und Finn Plotz, geschäftsführender Gesellschafter der Seon GmbH und Vorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates Schleswig-Holstein, fachlich kompetent ergänzt.