„Uns verbindet eine ganz besondere Beziehung“, so Dr. Peter Tschentscher beim Wirtschaftsrat

Schleswig-Holstein und Hamburg verbindet weit mehr als ihre geografische Nachbarschaft. Wirtschaft und Gesellschaft sind eng miteinander verknüpft und aufeinander angewiesen. So lässt sich der Grundtenor der Rede von Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister Hamburgs, zusammenfassen. Tschentscher, der seit 2018 Regierungschef der Freien und Hansestadt ist, war der Einladung des Landesverbandes Schleswig-Holstein zum diesjährigen Sommerfest auf dem Kultur Gut Hasselburg gefolgt.
Dr. Christian von Boetticher unterstrich in seiner Begrüßung als Landesvorsitzender, dass das Mindset der norddeutschen Bundesländer noch mehr auf gemeinsame Interessen ausgelegt werden solle. Die Milliarden aus dem Infrastrukturpaket des Bundes für Schleswig-Holstein kämen auch Hamburg zugute. Andererseits sei Schleswig-Holstein auch auf Hamburg angewiesen, zum Beispiel auf das Arbeits- und Ausbildungsangebot. Viele Schleswig-Holsteiner pendelten täglich in die Hansestadt, weshalb eine bessere Anbindung der Metropolregion an Hamburg unerlässlich sei.
Dr. Peter Tschentscher ging zunächst auf das Sondervermögen der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro ein. Investitionen seien wichtig, er habe sich jedoch gewünscht, dass gleichzeitig ein überparteilicher Tilgungsplan erstellt werde. „Zwei Prozent Tilgung im Jahr wären leistbar gewesen, nun wird das Tilgen zum politischen Großprojekt“, so Tschentscher.
Dass das Bundesverkehrsministerium nicht mehr CSU-geführt sei, sei für Norddeutschland eine große Chance. Bayern habe sich in den letzten Jahrzehnten vor allem durch den massiven Ausbau der Infrastruktur zu einem Industriestandort entwickelt, so Tschentscher. Und der Ausbau von Straße und Schiene in Schleswig-Holstein habe unmittelbare Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum der Hansestadt. Auch Hamburg habe ein großes Interesse daran, die A20 weiter auszubauen: „Nicht alle, die nach Hamburg reinfahren, wollen auch in der Stadt bleiben. Der Ausbau der A20 würde uns entlasten.“ Er verstehe daher die Umweltverbände nicht, die sich gegen einen Ausbau aussprächen. Das Umleiten des Fernverkehrs an der Stadt vorbei führe zu wesentlich weniger Stau in der Stadt, was auch der Umwelt zugutekäme, verdeutlichte Tschentscher.
Die Zusammenarbeit sei mit allen norddeutschen Bundesländern gut, Hamburg und Schleswig-Holstein verbinde jedoch eine besondere Beziehung: „Der Hamburger Hafen ist auch der Hafen für Schleswig-Holstein, ebenso wie der Flughafen.“ Andersherum brauche Hamburg vor allem die Windenergie aus dem Nachbarland: „Wir haben durch unseren hohen Anteil an erneuerbaren Energien in Norddeutschland einen wesentlichen Standortvorteil für die Zukunft.“ Umso mehr versteht auch Tschentscher den Unmut der Schleswig-Holsteiner über die hohen Netzentgelte: „Wo die Menschen bereits mit den Windrädern vor der Tür leben, dürfen sie nicht auch noch mehr für den Strom bezahlen“, so der Bürgermeister.
Seine Ausführungen schloss Tschentscher mit einem weiteren gemeinsamen Projekt der beiden norddeutschen Bundesländer: der Bewerbung für die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2036. Neben vielen Faktoren, die Hamburg zum idealen Austragungsort machten, sei ohnehin klar, dass Segeln nur in Kiel stattfinden könne und Austragungsorte dicht beieinanderliegen sollten. Die Durchführung des Weltsportereignisses in Norddeutschland könne das Wirtschaftswachstum noch einmal ankurbeln und so einen Gewinn für beide Bundesländer darstellen.
In diesem Jahr fand das Sommerfest auf dem Gelände des Kultur Gut Hasselburg in Altenkrempe statt. Zu den Gästen zählten unter anderen Sebastian Schmidt MdB, Henri Schmidt MdB, Christopher Vogt MdL und Patrick Pender MdL.