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„Wir bauen die Cybernation!“

Aufbruch für mehr digitale Resilienz und Souveränität: Wirtschaftsrat versammelt Top-Experten in Berlin und startet Strategieprozess

Der Wirtschaftsrat gilt Beobachtern als „der derzeit maßgebliche Think-Tank der CDU-Wirtschaftspolitik“ – so schrieb es ein Journalist, der bei der Premieren-Ausgabe unserer neuen Leitveranstaltung zum Thema Cybersicherheit dabei war. Unser Event mit dem Titel „Wir bauen die Cybernation – Deutschlands Weg zu digitaler Resilienz und Souveränität“ markierte den Auftakt eines ambitionierten Strategieprozesses und versammelte rund 250 hochkarätige Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Behörden, Wissenschaft und ausgewählte Fachjournalisten im Waldorf Astoria in Berlin. 

Das Interesse an der Veranstaltung übertraf alle Erwartungen: Ein deutlich größerer Veranstaltungsort hätte gefüllt werden können, doch das bewusst gewählte interaktive Format ließ nur eine begrenzte Teilnehmerzahl zu. Viele Interessenten konnten nicht berücksichtigt werden – für sie werden die zentralen Podien in den kommenden Tagen online abrufbar sein. 

Resilienz als Leitbegriff der digitalen Zukunft 

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Astrid Hamker (Präsidentin des Wirtschaftsrates) Foto © Jens Schicke


In ihrer Eröffnungsrede betonte die Präsidentin des Wirtschaftsrates, Astrid Hamker, die Notwendigkeit, Resilienz als politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leitbegriff zu etablieren. „Digitalisierung und Sicherheit sind zwei Seiten derselben Medaille – sie dürfen nicht getrennt gedacht, sondern müssen gemeinsam entwickelt werden“, forderte sie mit Nachdruck. 

J_SC6034.jpgv. v .l. n. r.: Prof. Timo Kob (Vorsitzender der Bundesfachkommission Cybersicherheit, Gründer und Vorstand HiSolutions AG), Claudia Plattner (Präsidentin, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik), Thomas Jarzombek MdB (Parlamentarischer Staatssekretär bei dem Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung) Foto ©Jens Schicke


Prof. Timo Kob, Gründer und Vorstand der HiSolutions AG sowie Leiter der Bundesfachkommission Cybersicherheit, skizzierte die Zielsetzung: Aufbau einer integrierten Strategie – von Vision und Mission bis hin zu konkreten Maßnahmen. Diese solle nicht nur Risiken minimieren, sondern zugleich wirtschaftliche Chancen in den Mittelpunkt rücken. Dafür brauche es eine moderne Sicherheitsarchitektur, eine zukunftsgerichtete Bildungspolitik sowie eine intelligente Verzahnung von Staat und Wirtschaft. 

Staatliche Sicherheitsarchitektur im Fokus 

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v. l. n. r.: Brigadegeneral Dr. Volker Pötzsch (Unterabteilungsleiter I „Steuerung Cyber/IT und KI“ in der Abteilung „Cyber/Informationstechnik“ des BMVg, Generalmajor Dag Baehr (Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes), Friederike Dahns ( Abteilungsleiterin Cyber- und Informationssicherheit im Bundesministerium des Innern), Prof. Timo Kob (Vorsitzender der Bundesfachkommission Cybersicherheit, Gründer und Vorstand HiSolutions AG),  Claudia Plattner (Präsidentin, Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik), Daniel Baldy MdB ( Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion), Dr. Sven Herpig (Lead Cybersecurity Policy and Resilience, interface) Foto ©Jens Schicke


Die Leiterin der Abteilung Cybersicherheit im Bundesinnenministerium, Friederike Dahns, griff das Bild einer orchestrierten Symphonie auf: Verschiedene gesellschaftliche Akteure müssten ihren Beitrag im gemeinsamen Sicherheitsverständnis leisten. BSI-Präsidentin Claudia Plattner unterstrich, dass Cybersicherheit untrennbar Teil der nationalen Sicherheit sei und eine engere Zusammenarbeit zwischen Behörden aller Ebenen sowie mit der Wirtschaft notwendig wird. Im anschließenden Podium diskutierten hochrangige Vertreter – darunter BND-Vizepräsident Generalmajor Dag Baehr, Brigadegeneral Dr. Volker Pötzsch und MdB Daniel Baldy – wie sich Deutschlands staatliche Sicherheitsarchitektur weiterentwickeln muss, um aktuellen und künftigen Bedrohungslagen gerecht zu werden. 

Souveräne Industriepolitik und digitale Unabhängigkeit 

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v. l. n. r.: Prof. Martin Gersch (Freie Universität Berlin),  Brigadegeneral Dr. Volker Pötzsch (Unterabteilungsleiter I „Steuerung Cyber/IT und KI“ in der Abteilung „Cyber/Informationstechnik“ des BMVg), Henri Schmidt MdB, Prof. Timo Kob (Vorsitzender der Bundesfachkommission Cybersicherheit, Gründer und Vorstand HiSolutions AG), Iris Plöger (Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDI e. V.), Torsten Henn (Vorstand, secunet Security Networks AG), Prof. Norbert Pohlmann (Vorsitzender des TeleTrusT-Vorstandes und Leiter des Institutes für Internet-Sicherheit if(is) an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen) Foto ©Jens Schicke


Ein weiterer zentraler Programmpunkt war die Podiumsdiskussion zur Industriepolitik. Wie kann Deutschland eine souveräne Cybersecurity-Industrie aufbauen? Diskutiert wurde unter anderem mit Henri Schmidt MdB, Prof. Norbert Pohlmann (Vorsitzender TeleTrusT), Torsten Henn (secunet) und Iris Plöger (BDI). Einigkeit bestand darüber, dass wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um heimische Anbieter wettbewerbsfähig zu machen – auch im internationalen Vergleich. Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Panel mit Repräsentanten von Google, Microsoft und AWS, die sich den kritischen Fragen zur digitalen Souveränität stellten. Diskutiert wurden u. a. die Folgen des US-CLOUD Acts und die Gefahr politisch motivierter Zugriffsbeschränkungen. Der Wirtschaftsrat betonte die Notwendigkeit, zwischen Protektionismus und gefährlicher Abhängigkeit die richtige Balance zu finden. 

Bildung, Forschung und Innovation als Schlüsselfaktoren 

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v. l. n. r.: Dr. Markus Reichel MdB (Mitglied der CDU/CSU Bundestagsfraktion), Dr. Thorsten Kühne (Staatssekretär für Schulbau, Schuldigitalisierung und Lebenslanges Lernen), Stefanie Kreusel(Konzernbeauftragte für Digitale Bildung und Schulen, Deutsche Telekom AG),  Prof. Timo Kob (Vorsitzender der Bundesfachkommission Cybersicherheit, Lena-Sophie Müller (Geschäftsführerin, Initiative D21), Prof. Gabi Dreo-Rodosek (Inhaberin des Lehrstuhls „Kommunikationssysteme und Netzsicherheit“ des Instituts für Technische Informatik der Universität der Bundeswehr München), Michael Domberg (Abteilungsleiter Wissenschaftlicher Dienst, Cyberagentur) Foto ©Jens Schicke


Im Panel zu Bildung und Forschung diskutierten u.a. der Berliner Bildungsstaatssekretär Torsten Kühne, Dr. Markus Reichel MdB, D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller und Prof. Gabi Dreo-Rodosek von der Bundeswehr-Universität München über gravierende Bildungsdefizite. Trotz exzellenter Forschung mangele es an der erfolgreichen Überführung von Ergebnissen in marktfähige Produkte. Prof. Dreo-Rodosek forderte mehr Risikobereitschaft und signifikante Investitionen etwa im Bereich Quantencomputing, um Deutschland technologisch an der Spitze zu halten. Staatssekretär Thomas Jarzombek MdB stellte in seiner Keynote die Pläne des neuen Bundesministeriums für Digitalisierung und Sicherheit (BMDS) vor und diskutierte gemeinsam mit Claudia Plattner, wie Digitalisierung und Cybersicherheit künftig stärker verzahnt werden können. 

Interaktive Arbeitsformate: Von der Diskussion zur Umsetzung 

J_SC6148.jpgFoto ©Jens Schicke

Am zweiten Veranstaltungstag standen interaktive Formate im Zentrum: In World Cafés und Themenforen entwickelten Vertreter aus Bundesministerien, Behörden, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft konkrete Impulse zu einer zukunftsfähigen Sicherheitsarchitektur, einer eigenständigen Cybersecurity-Industrie sowie exzellenter Bildung und Forschung. Besonders aktiv beteiligten sich Vertreter von BSI, BMWK, AA, KAS sowie frühere BMI-Führungskräfte. Ziel war es, den Strategieprozess der Bundesfachkommission Cybersicherheit mit breitem gesellschaftlichem Input zu fundieren. 

Deutschland hat das Potenzial – jetzt muss gehandelt werden 

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Prof. Dr. Kristina Sinemus (Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation) Foto ©Jens Schicke


Im abschließenden Panel betonte Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergeist und Hessens Digitalministerin. Prof. Dr. Kristina Sinemus die nach wie vor hervorragenden Ausgangsbedingungen Deutschlands. Doch man müsse schneller werden, pragmatischer handeln und die Bevölkerung stärker einbinden.

JSCH3007.jpgWolfgang Steiger (Generalsekretär des Wirtschaftsrates)Foto ©Jens Schicke

Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, schloss die Veranstaltung mit einem klaren Appel: „Deutschland und Europa können sich Trägheit nicht länger leisten. Gerade im Bereich digitaler Sicherheit müssen wir europäisch denken und gemeinsam handlungsfähig werden – Technologisch, politisch und strategisch."

Der Wirtschaftsrat wird die Impulse der Veranstaltung in einen nun beginnenden Strategieprozess einfließen lassen. Ziel ist ein gemeinsames Zielbild für ein resilientes, souveränes digitales Deutschland. Die Eindrücke vor Ort aber vor allem auch das Feedback während und nach der Veranstaltung haben uns bestärkt, das Format ab sofort jährlich stattfinden zu lassen.