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Pressemitteilung 24.08.2022
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Wirtschaftsrat äußert sich zu Rentenstreit in der Union

Wolfgang Steiger: Allein eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung kann eine Überlast der jungen Rentenbeitragszahler verhindern

Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. mahnt den Arbeitnehmerflügel der CDU zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme in der Rentendebatte. „Eine Überlastung der jungen Rentenbeitragszahler lässt sich nur vermeiden, wenn das Renteneintrittsalter über den 67. Geburtstag hinaus mit der Lebenserwartung weiter ansteigt. Während bei Einführung der staatlichen ‚Invaliditäts- und Altersversicherung‘ unter Bismarck die durchschnittliche Rentenlaufzeit sieben Monate betrug, sind wir mittlerweile bei fast 20 Jahren angelangt. Allein seit den 1960er Jahren hat sich der Lebensabschnitt nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben fast verdoppelt“, betont Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates.

„Ohne weitere Reformen werden unsere sozialen Sicherungssysteme dem nicht gewachsen sein“, ist Wolfgang Steiger überzeugt. „Falls wir nicht wollen, dass entweder die Beitrags- und Steuersätze der Erwerbstätigen dramatisch ansteigen oder das Rentenniveau der Älteren deutlicher zurückgeht, bleibt allein eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit als Lösung.“

Der gesetzlich verankerte, planmäßige Anstieg des Renteneintrittsalters auf 67 im Jahre 2031 könne dabei noch nicht das Ende sein. „Zehn Staaten der EU sind hier wesentlich weiter als Deutschland. Sie haben bereits Gesetze, die den regulären Rentenbeginn weit über den 67. Geburtstag hinaus anheben. Die Dänen würden beispielsweise 2050 erst mit 72 Jahren regulär in Rente gehen. Auch in den Niederlanden und Griechenland sehen die Gesetze dann Altersgrenzen jenseits der 69 vor.“

Eine längere Lebensarbeitszeit biete den Bürgern nicht nur bessere Perspektiven auf einen auskömmlichen Lebensabend, sondern würde auch den Fachkräfteaderlass wirksam eindämmen: Die Deutschen leben nicht nur länger, sondern sie leben vor allem auch länger gesund und erwerbsfähig. „Heute 70-Jährige weisen die gleiche körperliche und geistige Fitness auf, wie vor 30 Jahren 65-Jährige. Zudem zeigen seine empirischen Untersuchungen, dass Teams mit älteren Arbeitnehmern die gleiche Leistung wie ausschließlich junge Gruppen erbringen“, unterstreicht Wolfgang Steiger fest. Umso wichtiger sei die Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung: Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr sollte das Renteneintrittsalter um acht Monate ansteigen.

Gleichzeitig seien die in Deutschland bestehenden Anreize für eine Frühverrentung zulasten der Gemeinschaft der Beitragszahler zu beseitigen. In der Bundesrepublik wird jedes Jahr eines vorzeitigen Renteneintritts mit Rentenabschlägen in Höhe von 3,6 Prozent erkauft. Wie international üblich, beispielsweise in vielen EU-Staaten oder in der Schweiz, den USA, Kanada oder Japan, sollten die Rentenabschläge hierfür auf fünf bis sieben Prozent angehoben werden. Damit würden die bei Frühverrentungen sich ergebenden kürzeren Rentenbeitragszahlungen und längeren Rentenbezüge etwa ausgeglichen. „Zudem sind teure Frühverrentungsprogramme für einzelne Personengruppen zu beenden, insbesondere die Rente mit 63“, fordert Wolfgang Steiger abschließend.

Der Wirtschaftsrat hat sein umfassendes Rentenkonzept im vergangenen Herbst zu den Koalitionsverhandlungen vorgelegt. Sie finden es hier.