Deutschland muss sich gegenüber Indien neu aufstellen
Wolfgang Steiger: In Asien auch Indien nach China in besonderen Fokus nehmen
Der Wirtschaftsrat der CDU e. V.
fordert die Bundesregierung auf, nicht die wirtschaftlichen und politischen
Beziehungen mit Indien übersehen. „Indien ist geostrategisch zu wichtig, um es
links liegen zu lassen. Auch aus den Wachstumschancen Indiens versprechen wir
uns enorme Zukunftspotentiale aus den deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen.
Zudem muss sich Deutschland weltweit stärker diversifizieren“, unterstreicht
Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates.
Indien hat das Potential, sein Bruttoinlandsprodukt bis 2030
zu verdoppeln, von derzeit 3,5 Billionen auf 6,7 Billionen US-Dollar.
„Deutschland stellt für Indien schon heute einen wichtigen
außenwirtschaftlichen Eckpfeiler mit einem Gesamthandelsvolumen von 33
Milliarden US-Dollar dar. Es ist daher notwendig, dass sich die deutsche
Bundesregierung sich ernsthafter mit dem indischen Partner auseinandersetzt. Im
Moment existiert zwar der politische Wille, mit Indien stärkere
Handelsbeziehungen einzugehen, jedoch fehlt noch das notwendige Rüstzeug“,
betont Wolfgang Steiger.
Der Wirtschaftsrat hat drei Punkte identifiziert, die jetzt angegangen werden müssen. Erstens müsse Indien stärker in der Außenwirtschaftspolitik der Bundesregierung angegangen werden. „Es braucht klare politische wie wirtschaftliche Ziele, in welche Richtung sich die deutschen Wirtschaftsbeziehungen mit Indien entwickeln sollen“, so Wolfgang Steiger weiter. Ohne konkrete Rahmendaten, wie die deutsch-indische Partnerschaft der Zukunft aussehen soll, würden es deutsche Unternehmen schwer haben, den lukrativen indischen Markt zu betreten und sich dort dauerhaft festzusetzen.
Zweitens müsse Schluss sein mit „moralisierenden“ Handelsabkommen. „Die aktuellen Verhandlungen des Freihandelsabkommens (FTA) zwischen Indien und der EU zeigen, dass europäische Standards nicht auf sämtliche Länder der Welt angewendet werden können. Vor allem hohe soziale Standards, die in dem FTA festgeschrieben werden sollen, sind nur hinderlich für florierende Handelsbeziehungen“, moniert Wolfgang Steiger. Es muss sich viel mehr konkret darauf konzentriert werden, bestehende Handelshemmnisse zu lösen, anstatt neue Regulierungen und Standards zu erfinden.
Drittens beklagten die Mitglieder des Wirtschaftsrats zunehmend, dass Deutschlands außenwirtschaftlicher Ansatz nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Wolfgang Steiger erläutert: „Zwar ist Deutschland innerhalb der EU noch immer Indiens größter Handelspartner, aber überbordende Bürokratie und nicht-nachvollziehbare Fristsetzungen sind für deutsche und indische Unternehmen gleichermaßen schädlich. Bereits der Blick ins europäische Ausland zeigt, wie es besser geht. Schlanke Verfahren und unbürokratische Ansätze sind das Gebot der Stunde. Deutschland hat in diesem Bereich viel aufzuholen.“
Indien und Deutschland sind beide an vertieften Wirtschaftsbeziehungen interessiert. Der Wirtschaftsrat sieht ausreichend Potential zur Zusammenarbeit – der Fachkräftemangel, die deutsch-indische Energiepartnerschaft oder die Förderung des indischen Mittelstands sind nur einige Beispiele für perspektivische Kooperationsfelder. Die Bundesregierung ist daher gefordert, ihre Außenwirtschaftspolitik strategisch neu aufzustellen.