Ordnungsrahmen für europäische Tech-Champions gestalten
Gründergeist stärken, Wagniskapital-Lücke schließenDie European Tech Champions Initiative (ETCI) soll über zehn Milliarden Euro mobilisieren und macht das Thema „Spätphasenfinanzierung“ zur Chefsache. Bundesfinanzminister Christian Lindner, die Wirtschaftsminister Deutschlands und Frankreichs, Robert Habeck und Bruno Le Maire, sowie der französische Digital-Staatssekretär Cédric O haben zusammen mit weiteren EU-Mitgliedsstaaten eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet: Die gestern veröffentlichte Deklaration hat das Ziel, für die Finanzierung von Scale-up- und Tech-Champions eine europaweite Initiative mit einem Volumen von langfristig zehn Milliarden Euro zu schaffen. Frankreich und Deutschland beabsichtigen, jeweils eine Milliarde Euro als Startkapital für die ETCI bereitzustellen.
„Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung gibt es in den USA etwa fünfmal so viel Wagniskapital wie in Deutschland oder Europa. Wer Innovationsweltmeister sein will, muss diese Unwucht beseitigen. Die ETCI geht in die richtige Richtung, aber wir brauchen weitergehende Schritte, um gerade die finanzielle Lücke bei Venture Capital in den risikoreicheren Spätphasen zu schließen. Es geht vor allem auch darum, den Ordnungsrahmen zu gestalten, um europäische Start-ups als globale Champions zu etablieren, privates Wagniskapital zu mobilisieren – und Talente wie Technologien in Europa zu halten“, betont Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates.
Um die hoch innovativen und zukunftsgestaltenden Startups langfristig zu halten und die Hidden Champions von morgen zu unterstützen braucht es einen Kulturwandel. "Wir alle müssen stärker in Eigenkapital investieren. Auch für den familiengeführten Mittelstand und wohlhabende Privatpersonen bietet sich eine historische Chance, eine Win-Win-Situation für die eigene Rendite und die Gesellschaft durch Investitionen in junge Hochtechnologieunternehmen zu erzielen“, ist Wolfgang Steiger überzeugt. Um privaten Investoren für die Beteiligung an Startups zu gewinnen, sollte die Bundesregierung daher steuerrechtliche Fragen schnellstmöglich klären. So können beispielsweise die Gewinne und Verluste aus verschiedenen Beteiligungen nicht so einfach miteinander verrechnet werden wie in den USA oder im Vereinigten Königreich. Die Förderprogramme und inländischen Venture-Capital-Fonds sind derzeit meist auf die Vorgründungs- und unmittelbare Gründungsphase zugeschnitten, daher gilt es hier nachzujustieren und laufende Programme an den Reifegrad der deutschen Startup-Szene anzupassen.