Chancen und Risiken des Digitalen Euros
Ende Juni 2023 hat die Europäische Kommission ihre Vorschläge für die Europäische Zentralbank zur Entwicklung eines Digitalen Euros vorgestellt. Um den Mitgliedern des Wirtschaftsrates die Möglichkeit zu geben, diese Vorschläge zu diskutieren, fand am 18. Juli eine Highlight-Videokonferenz mit Burkhard Balz als zuständiges Vorstandsmitglied der Bundesbank statt.
Burkhard Balz begrüßte den Vorschlag der EU-Kommission und bestätigte, dass Anonymität und Sicherheit beim Digitalen Euro gewährleistet werden würden. Der Digitale Euro solle ein zusätzlicher Weg sein, um im digitalen Zeitalter mit Zentralbankgeld sicher zahlen zu können. Befürchtungen um die Abschaffung des Bargeldes entkräftete er, denn laut Bundesbank sei der Anteil der Bargeldtransfers auf 58 Prozent gesunken, weswegen eine fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft auch zusätzliche Zahlungsmittel benötige. Auch grenzüberschreitende Zahlungen sollten unabhängiger von außereuropäischen Zahlungsdienstleistern ermöglicht werden, um die geldpolitische Souveränität zu wahren. Burkhard Balz warb für eine gesellschaftliche und politische Akzeptanz des Digitalen Euros, auf die es nun für eine erfolgreiche Umsetzung ankomme.
Doch fraglich bleibt weiterhin, wie das Geldsystem der Zukunft aussehen soll. Insbesondere das duale System von Zentralbankgeld (Bargeld) und Giralgeld, welches durch das traditionelle Einlagen- und Kreditgeschäft geschaffen und in Umlauf gebracht wird, ist von herausragender Bedeutung für unser Geldsystem. Durch die Kreditvergabe privater Geschäftsbanken auf Basis von Marktzinsen wird neu geschaffenes Geld effizient auf den Kapitalmärkten allokiert. Entsprechend kann ein Digitaler Euro nur ein Teil eines künftigen, digitalisierten Geldsystems sein, in welchem die privatwirtschaftliche Giralgeldschöpfung auf dem freien Markt weiterhin eine zentrale Rolle einnehmen muss. Auch weitere Themen wie die Möglichkeit von Smart Contracts und automatisierten Maschinenzahlungen (machine-to-machine-payments) sind erhebliche Innovationsfaktoren, welche künftig weiter diskutiert werden müssen.