China überschwemmt Siliziummarkt – Marktbeherrschung droht
Die globale Silizium- und Photovoltaikindustrie erlebt derzeit eine dramatische Konzentration von Marktmacht: China hat in den vergangenen Jahren seine Produktionskapazitäten für Silizium und Polysilizium massiv ausgeweitet und deckt heute laut Bernreuter Research über 90 Prozent der weltweiten Polysiliziumproduktion, sowie laut IEA mehr als 80 Prozent der gesamten Photovoltaik (PV)-Wertschöpfungsketten ab. Der damit verbundene Angebotsüberhang hat die Preise von Polysilizium von 2023 bis 2024 um zeitweise mehr als 80 Prozent einbrechen lassen, um bis dato wieder nur leicht zu steigen – ein Niveau, das viele europäische Produzenten und Weiterverarbeiter wirtschaftlich nicht mehr darstellen können. Somit droht die komplette Beherrschung dieses Marktes durch China.
Antidumping- und Antisubventionsmaßnahmen gegen chinesische Siliziumprodukte sind dabei kein neues Phänomen: Schon seit den 1990er-Jahren erhebt die EU Strafzölle auf Siliziummetall, die USA folgten ab 2012 mit Zöllen auf kristalline Solarkomponenten. Neu ist jedoch die Dimension der aktuellen Überkapazitäten: In China gab es 2024 laut Financial Times Produktionslinien mit einem potenziellen Jahresoutput von fast 600 GW PV-Modulen, während die weltweite Nachfrage bei nur etwa 450 GW lag.
Für deutsche und europäische Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette – vom Bergbau über die chemische Weiterverarbeitung bis hin zu Hochtechnologieanwendungen – ist diese Entwicklung höchst relevant. Der anhaltende Preisdruck gefährdet nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch Investitionen in strategisch wichtige Kapazitäten in Europa.
Der Critical Raw Materials Act der EU benennt Silizium ausdrücklich als kritischen Rohstoff. Aus Sicht des Wirtschaftsrats ist es daher dringend erforderlich, dass die Politik marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen stärkt, Wettbewerbsverzerrungen im internationalen Handel entschieden adressiert und die heimische Rohstoffgewinnung wie auch Recyclinginitiativen aktiv unterstützt. Nur so lassen sich Versorgungssicherheit, Wertschöpfung und Resilienz in Europa langfristig gewährleisten.