Die USA haben sich für „America First“ entschieden – Deutschland und Europa müssen noch Antworten finden
Die Entscheidung ist gefallen – letztendlich deutlicher, als zu erwarten war: Donald Trump wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Ein Plus von fünf Millionen Wählerstimmen gegenüber Kamala Harris hat Trump mit einem starken Mandat ausgestattet. Ganz nebenbei haben die Republikaner auch die Mehrheit im Senat sowie im Repräsentantenhaus erobert. Donald Trump hat somit freie Fahrt.
Für Deutschland und Europa muss die Lehre aus der Wahl klar sein: Der Welthandel wird protektionistischer, die transatlantischen Beziehungen werden weiter an Bedeutung verlieren und Geoökonomie ist das neue Mittel der Geopolitik. Umso wichtiger ist es, dass die Mitgliedstaaten der EU Einheit beweisen und sich strategisch für diese neue Realität aufstellen.
Im Wahlkampf machte Donald Trump deutlich, wie wichtig ihm Zölle sind. Er kündigte an, pauschale Zölle auf sämtliche Importe zu erlassen: Waren aus Ländern ohne Handelsabkommen mit einem Zollsatz von zehn Prozent, Produkte aus China sogar mit 60 Prozent.
Als Exportnation wird Deutschland besonders von dieser Maßnahme betroffen sein. Im Jahr 2023 entfielen etwa zehn Prozent der deutschen Exporte auf die USA – insbesondere Produkte aus dem Maschinenbau und der Pharmabranche sind für die Vereinigten Staaten interessant.
Die von Donald Trump angedachten Zölle werden nicht nur Deutschland und Europa treffen. Es ist vielmehr ein globaler Wohlstandsverlust zu erwarten. Das IfW Kiel schätzt, dass durch die angekündigten protektionistischen Maßnahmen der Welthandel allein im ersten Quartal 2025 um 2,5 Prozent und das globale BIP um 0,75 Prozent sinken würden.
Das entspricht einem Verlust an Wertschöpfung in Höhe von 750 Milliarden Euro. Die deutsche Wirtschaftsleistung würde voraussichtlich um circa vier bis sechs Milliarden Euro sinken. Etwaige Gegenmaßnahmen internationaler Handelsakteure sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Die EU und Deutschland benötigen mehr denn je eine klare Außenhandelsstrategie, die konkrete Interessen definiert. Bisher existieren solche Leitlinien weder in Brüssel noch in Berlin. Falls sich dies nicht ändert, drohen Europa und Deutschland, international weiter an Bedeutung zu verlieren.
Donald Trumps Amtseinführung am 20. Januar 2025 wird spannend zu verfolgen sein. Bis dahin wird es auch mehr Klarheit zu einem Kabinett sowie den konkreten Politikinhalten der nächsten Trump-Administration geben.
Der Wirtschaftsrat wird die transatlantischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zukünftig gleichermaßen weiterverfolgen und intensiv bearbeiten. Die Bundesfachkommission Internationaler Kreis steht bereits seit einiger Zeit in engem Austausch mit der US-Botschaft. Dieser Austausch, insbesondere zur weiteren Entwicklung des transatlantischen Verhältnisses, wird auch im nächsten Jahr einer der Schwerpunkte der Arbeit der Bundesfachkommission bleiben.