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21.05.2025
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Digitale Resilienz ist kein Luxus – sie ist überlebenswichtig

Die Teilnehmer der Power-Talk-Session „Der Weg zur digitalen Resilienz“ auf dem #WT25 forderten eine IT-Sicherheitsstrategie – und zwar sofort.
©Christian Thiel

In einer Welt, die zunehmend von hybriden Bedrohungen geprägt ist, wird digitale Resilienz zum zentralen Begriff unserer Zeit. Cyberangriffe auf Unternehmen und kritische Infrastrukturen nehmen nicht nur zahlenmäßig zu, sondern auch in ihrer Qualität und Komplexität. Die Angreiferseite ist hoch professionell organisiert: Mit arbeitsteiligen Hackergruppen und dem Geschäftsmodell „Cybercrime as a Service“ entsteht ein Markt, der Angriffswerkzeuge für jedermann verfügbar macht. Zugleich verschärfen geopolitische Spannungen – insbesondere durch staatliche Akteure – die Bedrohungslage erheblich. Cyberattacken bleiben dabei häufig nicht auf die digitale Ebene beschränkt, sondern sind zunehmend mit physischen Angriffen verzahnt.

Die ökonomischen Folgen sind verheerend: 267 Milliarden Euro Schaden – so lautet die alarmierende Zahl der aktuellen Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ des Bitkom und des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Diese Summe steht sinnbildlich für die enormen wirtschaftlichen Verluste, die Deutschland bereits heute durch unzureichende Cybersicherheit entstehen.

Vor diesem Hintergrund diskutierte Maik Wetzel, Mitglied des Wirtschaftsrates, im Rahmen der Power-Talk-Session „Der Weg zur digitalen Resilienz“ auf dem diesjährigen Wirtschaftstag (#WT25) mit hochkarätigen Gästen wie Philipp Amthor MdB, Timo Kob (HiSolutions AG), Christian Vogt (DACH – Fortinet GmbH), Jan Patrick Schlögell (Central & Eastern Europe SonicWall AG) und Stefan Kapferer (50Hertz) über konkrete Herausforderungen und praktikable Lösungsansätze, um Deutschland krisenfester und zukunftssicherer aufzustellen.

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Kritik am Status quo – und ein klarer Handlungsauftrag

Trotz bestehender gesetzlicher Rahmenbedingungen wie dem BSI-Gesetz oder dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 (in Kraft seit Mai 2021) bleibt die tatsächliche Umsetzung in vielen Bereichen unzureichend. Nur etwa 2.000 Organisationen in Deutschland unterliegen derzeit der KRITIS-Regulierung – ein fraglos zu geringer Anteil angesichts der realen Bedrohungslage.

Besonders alarmierend ist die Situation im Mittelstand. Laut einer ESET-Studie verfügen rund 61 Prozent der befragten Unternehmen über kein angemessenes Schutzniveau. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind oft leichte Ziele – sogenannte „low hanging fruits“ – für Cyberkriminelle, die mit vergleichsweise geringem Aufwand hohe Schäden verursachen können.

In einem Punkt herrschte unter den Diskussionsteilnehmern daher große Einigkeit: Deutschland braucht dringend eine stärkere digitale Resilienz – und zwar jetzt.

Drei zentrale Forderungen kristallisierten sich heraus:

  • eine deutlich intensivere Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft
  • mehr Bewusstsein und Verantwortung in den Führungsetagen – denn Cybersicherheit ist Chefsache sowie
  • der konsequente Schutz kritischer Infrastrukturen, insbesondere im Bereich Energieversorgung

Letzteren Punkt unterstrich Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission GmbH, besonders eindrucksvoll. Er zeigte auf, wie eng Cybersicherheit und stabile Energieversorgung miteinander verknüpft sind – und wie gefährlich es ist, dass vielen Entscheidern auf Leitungsebene das nötige Problembewusstsein noch immer fehlt.

Cybersicherheit als strategischer Erfolgsfaktor

Die Diskussion machte klar: Digitale Resilienz ist keine unlösbare Aufgabe. Sie beginnt mit einer Entmystifizierung des Themas und dem Mut zur Komplexitätsreduktion. Bereits einfache Maßnahmen wie sichere Passwörter, regelmäßige Software-Updates oder Zwei-Faktor-Authentifizierung bilden das Fundament einer effektiven IT-Sicherheitsstrategie – vergleichbar mit einer stabilen Haustür, die Gelegenheitsangreifer wirksam abschreckt.

Gleichzeitig wurde deutlich: Die Reaktionsgeschwindigkeit muss steigen. Sicherheitslücken dürfen nicht erst Wochen nach ihrer Entdeckung geschlossen werden. Das Beispiel des Exchange-Server-Patches zeigt, wie gefährlich verzögerte Updates sein können. Künftig gilt: Schnelle, adaptive Schutzmaßnahmen sind Pflicht.

Auch in der Gesetzgebung braucht es dringend eine neue Herangehensweise. Die Umsetzung der europäischen NIS-2-Richtlinie müsse pragmatisch und praxisnah erfolgen. Eine übermäßige bürokratische Belastung – das sogenannte „Gold-Plating“ – sei kontraproduktiv und gefährde nicht nur die Effizienz, sondern auch die Akzeptanz bei den Unternehmen.

Bildung als Fundament der Resilienz

Langfristig kann digitale Resilienz nur funktionieren, wenn Deutschland seine Anstrengungen in Bildung und Forschung im Bereich Cybersicherheit massiv verstärkt. Der Blick nach Israel zeigt: Mit gezielter Talentförderung, technischer Exzellenz und strategischer Innovationspolitik lässt sich eine leistungsstarke Cybernation aufbauen. Deutschland muss sich hier ambitionierter aufstellen – und darf nicht länger zögern.

Gemeinsam handeln – jetzt

Mit der Power-Talk-Session zur digitalen Resilienz hat der Wirtschaftsrat der CDU e.V. auf dem #WT25 ein starkes Zeichen gesetzt: für eine zukunftsfähige, resiliente Wirtschaft, die den Herausforderungen der digitalen Welt nicht nur begegnet, sondern sie strategisch meistert – mit Kompetenz, Klarheit und kollektiver Verantwortung.

Wir danken allen Beteiligten für den wertvollen Austausch – und freuen uns darauf, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.

Hier können Sie die vollständige Power-Talk-Session ansehen.