Cookie-Einstellungen

WR-Intern
01.06.2023
Drucken

Digitaler Euro – Gefahr oder Chance für Deutschland?

Wie der Digitale Euro die Finanzwelt verändern könnte
©Adobe Stock (helmutvogler)

In der Finanzwelt ist er in aller Munde – der Digitale Euro. Immer mehr Banken, Zahlungsdienstleister und vor allem FinTechs diskutieren die Digitalisierung der gemeinsamen, europäischen Währung. Doch gibt es aktuell zahlreiche Stimmen aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei die politischen und wirtschaftlichen Ziele des Digitalen Euro noch sehr vage bleiben. Welche wirtschaftspolitischen Probleme, vor allem technischer Natur soll der Digitale Euro eigentlich lösen?

Sowohl das europäische Bankensystem als auch jegliche damit in Verbindung stehenden Zahlungssysteme sind hochkomplex. Effektiv benötigt jeder Kauf von Gütern und Dienstleistungen bei den blitzschnellen Auftragserteilungen unseres Internetzeitalters eine Finanzdienstleistung, die verlässlich, sicher und schnell jegliche Zahlungen abwickelt. Hierfür haben Innovationen junger FinTechs zahlreiche Lösungen hervorgebracht, die den meisten Benutzern von online Angeboten bekannt sind. Doch heutzutage muss jeder Anbieter solcher Angebote die digitalen Systeme des traditionellen Zahlungsverkehrs benutzen, um tatsächliche Bankbuchungen über Clearingsysteme der heutigen Banken abzuwickeln. Entsprechend bestehen weiterhin die Kosten- und Effizienzverluste des traditionellen Bankengeschäfts.

Im Jahr 2019 wurde dem Libra-Projekt von Facebook staatlicher Einhalt geboten, da sich die Zentralbanken in ihrem geldpolitischen Auftrag angegriffen fühlten. Zudem hat China in den letzten Jahren bei der internationalen Öffentlichkeit mit der Einführung eines digitalen Yuan zur Totalüberwachung des chinesischen Geld- und Finanzsystems bei westlichen Zentralbanken einen „Sputnik-Moment“ ausgelöst. Daher forscht die EZB in Zusammenarbeit mit den nationalen Notenbanken sowie unterschiedlichen Akteuren der Finanzbranche an der Möglichkeit der Einführung eines digitalen Euro ohne jedoch klare geld- und finanzpolitische Ziele zu verfolgen. Im Jahr 2026 soll der digitale Euro eingeführt werden, weswegen schon im Oktober dieses Jahres die EU-Kommission die ersten grundsätzlichen Beschlüsse treffen soll.

Da die öffentliche Debatte um den digitalen Euro noch kaum stattfindet und von Politikern als Orchideenthema behandelt wird, müssen klare, marktwirtschaftliche Prinzipien für einen digitalen Euro festgelegt werden:

  • Der Digitale Euro darf nicht zur Abschaffung des Bargeldes oder anderer Zahlungsarten führen, sondern darf lediglich als zusätzliche Zahlungsalternative eingeführt werden.
  • Der Digitale Euro muss in Zusammenarbeit mit der Industrie der Zukunft entwickelt werden, damit die Effizienzgewinne der „Industrie 4.0“ gewährleistet werden können, bspw. automatisierte Maschinenzahlungen.
  • Der Digitale Euro darf nicht in das traditionelle Einlagen- und Kreditgeschäft eingreifen, indem die EZB an den Geschäftsbanken vorbei den Konsumenten ihre Zahlungsdienstleistungen anbietet.
  • Der heutige Dualismus von Zentralbankgeld und Giralgeldschöpfung durch Kreditvergabe auf Basis von Marktzinsen muss im digitalen Zeitalter erhalten bleiben. Hierzu muss tokenisiertes Giralgeld für die Giralgeldschöpfung von Geschäftsbanken ermöglicht werden.

Der Digitale Euro und Digitales Giralgeld von Geschäftsbanken müssen einander ergänzen und interkompatibel sein, damit die Geschäftsbanken weiterhin mit privatwirtschaftlicher Effizienz sowohl die Industrie als auch Endverbraucher bedienen können.