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16.02.2023
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Energieeffizienzgesetz gefährdet Digitalstandort Deutschland

Abwärme kann nicht so leicht als Fernwärme genutzt werden
©Adobe Stock (Michail)

Deutschland ist derzeit einer der führenden Standorte für Rechenzentren in Europa, dicht hinter Großbritannien, das absehbar überholt werden dürfte. Diese Entwicklung könnte nun jedoch ausgebremst werden. Aktuell diskutiert die Bundesregierung unter dem Titel Energieeffizienzgesetz einen Maßnahmenkatalog, der tief in die Geschäftstätigkeit von Rechenzentren eingreift. Beispielsweise soll neu errichteten Anlagen vorgeschrieben werden, auf eigene Kosten 30 Prozent ab 2025 und 40 Prozent ab 2027 ihrer Abwärme weiter verwenden zu müssen. Eine Möglichkeit wäre in Form von Fernwärme. Aber hier gibt es erhebliche Schwierigkeiten in der Umsetzung: Denn die für Rechenzentren wichtigen Standortfaktoren korrelieren in den wenigsten Fällen mit der Nähe zu Wärmenetzen. Entscheidend ist die Nähe zu zentralen Datenleitungen, weiteren Rechenzentren und Unternehmen. Trotz freiwilliger Initiativen von Rechenzentrenbetreibern auch heute schon, wird die Abwärme oft nicht abgenommen wird. Ein Problem ist die im Vergleich zum Temperaturniveau aktueller Wärmenetze niedrige Temperatur der Abwärme von rund 35 Grad. Um auf die notwendigen 80 bis 110 Grad zu kommen, müssen Wärmepumpen zwischengeschaltet werden, was sehr teuer ist. Die Initiatoren des Gesetzesentwurfs rechnen pro Jahr mit zusätzlichen Investitionskosten von 680,5 Millionen Euro, wenn weiterhin jährlich 200 Rechenzentren errichtet werden. Ob es noch so viele sein werden, wird sich zeigen, auch mit Blick auf die weiteren vorgesehenen einschneidenden Vorschriften.

Der Wirtschaftsrat spricht sich deshalb gegen die geplanten Benachteiligungen von Rechenzentren aus. Auf EU-Ebene wird aktuell eine richtungsweisende Novelle zur EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED) diskutiert. Daran sollte sich auch Deutschland ausrichten, statt einseitig Schritte zu Lasten von Rechenzentren zu machen, denen nicht zuletzt auch eine entscheidende Rolle bei der Energiewende zukommt. Wo Potentiale zur Stärkung von Wärmenetzen durch Abwärmenutzung bestehen, spricht sich der Wirtschaftsrat für kooperative Lösungen, eingebettet in eine strategische kommunale Wärmeplanung aus.