Entscheidung über die wöchentlichen Arbeitstage den Tarifpartnern überlassen
Der Wirtschaftsrat wendet sich gegen den Vorstoß führender SPD-Politiker, insbesondere der SPD-Parteivorsitzenden Saskia Esken, zu einer Vier-Tage-Arbeitswoche. Solche engen politischen Vorgaben zur Arbeitszeit verstoßen gegen das Prinzip der Tarifautonomie. Zudem erfordert der Arbeitskräftemangel eine Ausweitung statt einer Verringerung der Arbeitszeiten.
Rund zwei Millionen Arbeitsplätze sind in Deutschland unbesetzt, und die Wirtschaft klagt über alle Branchen hinweg über einen gravierenden Mangel an Arbeitskräften. Dabei wird sich der Arbeitskräftemangel in den kommenden Jahren noch dramatisch zuspitzen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand treten. Umso dringender muss das Arbeitsstundenvolumen stabilisiert werden, um mindestens so viele Güter zu produzieren wie bisher, damit den Wohlstand zu wahren und das Land am Laufen zu halten. Wenn dagegen alle von einer Fünf- auf eine Vier-Tage-Woche umstellen – wie soll das funktionieren, wenn es 20 Prozent weniger Unterrichtsstunden gibt, 20 Prozent weniger Ärzte und Pfleger in den Krankenhäusern, 20 Prozent weniger Zugführerstunden, 20 Prozent weniger verfügbare Handwerker und letztlich auch 20 Prozent weniger Fahrzeuge, die vom Band rollen?
Die Bürger besitzen hier viel mehr Realitätssinn als die SPD-Parteivorsitzende Esken: 55 Prozent lehnen nach einer Forsa-Umfrage eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich ab. Ihnen ist klar: Unser Wohlstand will erarbeitet werden, und der Lohnkostenschock von um ein Viertel höheren Stundenlöhnen wäre ein Dolchstoß für die deutschen Betriebe.
Bemerkenswerterweise lehnt ja auch der DGB eine politisch verordnete Vier-Tage-Woche ab. Denn der Esken-Vorstoß zur drastischen Arbeitszeitbegrenzung ist letztlich auch ein Verstoß gegen die Tarifautonimie, gegen die Rechte von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden: Arbeitszeitvereinbarungen müssen letztlich v.a. Sache der Tarifvertragsparteien bleiben.
Statt die SPD zu einer Partei der Nicht-Arbeit zu machen, sollte sich Frau Esken lieber dem wirklich drängenden Arbeitsmarktproblem der Bundesrepublik widmen: Die Zukunft unseres Landes steht und fällt mit dem Arbeitsstundenvolumen, das unserer Volkswirtschaft zur Verfügung steht.