Cookie-Einstellungen

WR-Intern
02.02.2023
Drucken

Gefahren des Digitalen Euros

Rolle der Geschäftsbanken als Intermediäre muss erhalten bleiben
©Adobe Stock (Who is Danny)

Wie sieht die Zukunft unseres Geldsystems im 21. Jahrhundert aus? Werden Kryptowährungen wie der Digitale Euro nach chinesischem Vorbild zur Durchsetzung finanzieller Repression auf das Euro-System zukommen? Oder wird das freiheitliche System von Marktwirtschaft, Bürgerrechten und Privateigentum im Euro-Raum durch Blockchain- und Kryptoanwendungen modernisiert? Vor dieser revolutionären Generationenfrage steht die Geldpolitik aktuell. Die Frage nach der Zukunft der Bezahlmittel gestaltet sich hochkomplex.

Der Digitale Euro soll das Bezahlsystem im Euro-Raum vereinfachen. Um das komplexe und kostenintensive System von Buchungen der Banken effizienter zu gestalten, können anhand von Blockchain-Anwendungen Buchungen automatisiert werden. Anhand eines Distributed Ledger (DLT) würde jeder Besitzer von digitalen Einheiten einer Währung die Existenz und Werthaltigkeit des digitalen Codes individuell bei jeder Transaktion nachweisen können. Diese Art von Programm-Codes bzw. Krypto-Token kann man sich vorstellen wie virtuelle und fälschungssichere Münzen.

Der große Vor- als auch Nachteil: Das Verhalten dieser Münzen kann programmiert werden. Diese können mit digitalen Verträgen verknüpft werden, die bei Eintritt der digitalen Vertragsbedingungen automatisch ausgelöst werden. Dadurch können zentrale Clearing-Stellen zur Abwicklung der Zahlungsumbuchungen drastisch reduziert und stark automatisiert werden. Darüber hinaus könnten Produktionsprozesse in der Industrie mit der Blockchain effizienter stattfinden, da digitale Verträge und digitale Währungen sehr verlässlich und vor allem automatisch Bestellungen auslösen. Auf diese Weise können auch im Handel Transaktionskosten deutlich reduziert werden.

Doch schon kleine Details im Programm-Code von digitalen Währungen können verheerende Auswirkungen auf das Geldsystem haben. Die EU könnte beispielsweise verordnen, dass Transaktionen mit dem Digitalen Euro an Bedingungen geknüpft werden. Wenn ein Unternehmen nicht den politischen Vorgaben für Sozial- und Umweltauflagen entspricht, könnten Transaktionen mit dem Digitalen Euro technisch blockiert werden. Auch zeitliche Auflagen sind denkbar, wenn der Besitzer technisch gezwungen wird, in einem festgesetzten Zeitraum Ausgaben zu tätigen, damit die Wirtschaft geldpolitisch angekurbelt wird. Insbesondere, wenn die Zentralbanken auch anfangen, anhand von staatlichen Wallets – also Konten für den Digitalen Euro – in die Privatsphäre der Besitzer einzugreifen, sind die Grundrechte sehr stark betroffen.

Grenzen für den maximalen Besitz oder Höchstgrenzen für Transaktionen könnten geldpolitisch sehr schwierige Konsequenzen verursachen. Insbesondere das Ausweichen in alternative Bezahlmittel sowie Mittelabflüsse aus dem Euro-System könnten zu Einbrüchen in der Menge der Sichteinlagen führen. Finanzkrisen wären die Folge.

Der Wirtschaftsrat plädiert dafür, dass der Digitale Euro aus diesen Gründen lediglich ein zusätzliches Bezahlmittel sein kann. Regulatorisch müssen privatwirtschaftliche Alternativen ermöglicht werden. Digitales Giralgeld von Geschäftsbanken wäre eine herausragende Option, an der viele Geschäftsbanken schon arbeiten und forschen. Die Rolle der Geschäftsbanken als Intermediäre muss für den Industriestandort Deutschland und Europa erhalten bleiben, damit die Industrie effizienten Zugang zu Kapital und Liquidität für ihre Geschäfte behält.