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04.09.2024
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Highlight-Videokonferenz mit Karl-Ludwig Kley, langjähriger Aufsichtsrats-Vorsitzender der E.ON SE

Klar zur Wende – Karl-Ludwig Kley ermuntert zum Umsteuern in der Energiepolitik
©Wirtschaftsrat

Karl-Ludwig Kley, einer der profiliertesten Energiemanager Deutschlands, langjähriger Aufsichtsratschef der E.ON SE und hochdekorierter Vorstand verschiedener DAX-Unternehmen war Key-Speaker bei der jüngsten Highlight-Videokonferenz des Wirtschaftsrats. „Klar zur Wende – So können wir das Steuer bei Klima und Energie noch herumreißen“ ist auch der Titel seines vor kurzem erschienen Buchs. Zu Beginn seines Vortrags bekräftigte Karl-Ludwig Kley sowohl die Notwendigkeit als auch die Möglichkeit einer Energiewende zum Schutz des Klimas. Er wies aber auch darauf hin, dass alle Maßnahmen im Rahmen der Energiewende ökologisch wirksam sein müssten und darüber hinaus gesellschaftliche Akzeptanz benötigten. Konkret verwies der Redner auf das energiepolitische Zieldreieck aus Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit der Energieversorgung sowie auf die damit verbundenen Zielkonflikte. Diese Zielkonflikte machten perfekte Lösungen unrealistisch, es müssten pragmatische Lösungen angestrebt werden. Stattdessen hätten die Verantwortlichen in den vergangenen 20 Jahren beim Auftreten von Schwierigkeiten vor allem aber nur jeweils die Ziele verschärft, anstatt die Maßnahmen nachzujustieren. Hierdurch habe die Energie- und Klimapolitik an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Notwendig sei, Ziele, die sich als unrealistisch erwiesen hätten, auch wieder herabzusetzen. Als Beispiel nannte der Manager den Zielanteil von Erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung von 80 % bis 2030. Dieser Wert sei unrealistisch und müsse auf ca. 50 % reduziert werden. Die entstehende Lücke werde am besten durch Kernenergie gefüllt, wenn das politisch nicht gewollt sei, müsse auf Gaskraftwerke mit CO2-Abscheidung gesetzt werden. Perspektivisch könnten dann auch Wasserstoffkraftwerke dazukommen.

Für die weitere Entwicklung des Energiesystems setzt Karl-Ludwig Kley auf Innovationen der Unternehmen, für die als Voraussetzung wirtschaftliche Freiheit, insbesondere Technologieoffenheit bestehen müsse. Die Energieforschung benötige entsprechende Rahmenbedingungen, damit sie gedeihen könne und die Unternehmen in entsprechende neue Lösungen auch investieren. Eine weitere Rahmenbedingung sei staatliche Unterstützung, die an bestimmten Stellen durchaus sinnvoll sein könne. Es werde aber aktuell zu viel mit der Gießkanne gefördert, was nach seiner Erfahrung oft zu Mitnahmeeffekten führe. Außerdem vertraue die Politik aktuell zu wenig auf Marktmechanismen und zu viel auf Ordnungsrecht und Subventionen bzw. Fördermaßnahmen, für die allerdings inzwischen das Geld ausgegangen sei.

Im Anschluss an den fundierten Eingangsimpuls des Redners stand Moderator Jens-Henning Fischer vor der Aufgabe, eine Vielzahl von engagierten Fragen der Zuschauer zu ordnen und Karl-Ludwig Kley vorzutragen. Beispielsweise wurde der Manager gefragt, wie durch staatliche Regulierung ohne große Bürokratie Einfluss auf das Energiesystem genommen und das Klima geschützt werden könne. Karl-Ludwig Kley führte als Antwort den Emissionshandel an, der als Marktrahmen ohne große Interventionen wirksam das Klima schützen könne. Der Beweis dafür sei vielfältig erbracht. Auf das Argument von Kritikern, dies könne für manche Bevölkerungsgruppen zur Unbezahlbarkeit von Energie führen, erwiderte er, dies sei dann ein Thema der Sozialpolitik, nicht mehr der Energiepolitik. Eine weitere Frage befasste sich damit, ob die Bundesregierung in der Energiepolitik nicht zu stark auf finanzielle staatliche Interventionen setze. Dies bestätigte Karl-Ludwig Kley und wies darauf hin, dass die staatlichen Mittel begrenzt seien. Außerdem hätte die bislang erreichten Klimaziele auch mit deutlich weniger finanziellem Aufwand erreicht werden können, die Effizienz müsse erhöht werden. Weitere Fragen befassten sich beispielsweise mit modularen Kraftwerken, mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie mit den Aussichten der Kernenergie in Deutschland und Europa. Alle diesen Fragen beantwortete Karl-Ludwig Kley kenntnisreich und präzise. Auch das kritische Thema der Zukunft industrieller Wertschöpfungsketten auf Basis der Grundstoffindustrie kam zur Sprache. Hier müsse die Politik im Einzelfall auch unterstützend eingreifen. Am Ende der Veranstaltung teilte Karl-Ludwig Kley mit den Zuschauern seinen persönlichen Eindruck und seine Hoffnung, dass eine engagierte Jugend die vielen offenen Fragen in der Energie- und Klimapolitik zukünftig beherzt angehen und auch lösen werde. 

Die vollständige Highlight-Videokonferenz können Sie sich hier ansehen.