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05.10.2022
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Wege aus der Inflation

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Wirtschaft und Verbraucher sehen sich mit Inflationsraten konfrontiert, die jahrzehntelang als undenkbar galten.

Mit erheblicher Verspätung habe die Europäische Zentralbank begonnen, die ausufernde Inflation mit Zinserhöhungen zu bekämpfen. Das Eurosystem habe in den vergangenen Jahren mit seinen Kaufprogrammen PSPP und PEPP Unternehmens- und Staatsanleihen in einem Volumen von rund fünf Billionen Euro erworben, die zum überwiegenden Teil mit neu geschaffenem Zentralbankgeld bezahlt wurden. Wenn nun die durchschnittlichen Anleihezinsen und die Einlagezinsen anstiegen, würde es zu massiven Bewertungsverlusten kommen.

Die Europäische Währungsunion sei bislang ein Kind der niedrigen Inflation gewesen, die es ermöglichte, die Währungsunion durch niedrige Zinssätze zusammenzuhalten. Dies sei nun vorbei. Wir befänden uns mitten in einer Stagflation, wie sie in den 1970er Jahren herrschte. Damals konnte die Stagflation nur mit deutlich positiven realen Leitzinsen durchbrochen werden. Diese Konstellation bringe die EZB an den Scheideweg: Sie könne die Inflation bekämpfen und das Auseinanderbrechen der EWWU riskieren oder eine hohe Inflation und die Entwertung des Euro akzeptieren. Der letztere Weg - der „Lirarisierung“ des Euro – sei bereits eingeschlagen.

Mit zunehmender Dauer der Inflation müsse deshalb auch über radikalere Maßnahmen nachgedacht werden. Ein möglicher Lösungsvorschlag beinhalte eine Digitalisierung des Euro in Kombination mit einem Chicago-Plan zur Neugründung des Euro. Im Zuge einer einmaligen Umstellung ließen sich alle Euroschulden auf der Bilanz der EZB neutralisieren. Durch Blockchain-Technologie in Kombination mit Smart-Contracts wäre die Schaffung neuen Geldes reguliert. Der Spielraum für diskretionäre Geldpolitik würde damit eingeengt.