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30.10.2024
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Wirtschaftsrat diskutiert innovative Methode für Energiespeicherung und -transport

Eisenpulver: Das neue Medium kann Energie speichern und wieder abgeben. Sein Einsatz könnte den Import von Wasserstoff erheblich erleichtern und Kosten sparen.
©Adobe Stock (MVproductions)

Die Bundesfachkommission Energiepolitik hat sich in ihrer Oktobersitzung mit den zukünftigen Energieimporten beschäftigt. Deutschland als vergleichsweise rohstoffarmes Land importiert ca. zwei Drittel seines gesamten Primärenergiebedarfs. Derzeit handelt es sich dabei vor allem um „braune Moleküle“: Steinkohle, Öl und Erdgas. Im Rahmen der Energiewende wird sich aufgrund des hohen Flächenbedarfs Erneuerbarer Energien an der Importabhängigkeit unseres Landes nichts grundsätzlich verändern. Allerdings sollen statt der „braunen“ in Zukunft vor allem „grüne Moleküle“ importiert werden: Wasserstoff bzw. dessen Derivate aus der Elektrolyse mithilfe von grünem Strom aus Wind und Sonne. Da wind- und sonnenreiche Gebiete zu diesem Zweck oftmals fern von Deutschland erschlossen werden sollen, ergibt sich die Notwendigkeit des Aufbaus einer umfangreichen Transport-, Hafen- und Umwandlungslogistik. Zusammen mit dem erforderlichen Neubau von Erzeugungsanlagen entsteht somit ein erheblicher Kapitalbedarf. Aufgrund dessen werden erste Zweifel angemeldet, ob Wasserstoff für alle Anwendungen als Speicher- und Transportmedium die beste Wahl ist.

Aber es gibt auch Alternativen: In der Bundesfachkommission Energiepolitik stellte Timo Bracht, Vorstand der Desertec Foundation, eine Methode vor, Energie mit Eisenspänen zu lagern und zu transportieren. Das Prinzip ist denkbar einfach: Eisen in Form von Eisenpulver kann völlig CO2-frei beispielsweise in umgerüsteten Kohlekraftwerken „verbrannt“, d. h. oxidiert und somit für die Wärme- und Stromproduktion genutzt werden. Dabei entsteht ausschließlich Eisenoxid, ein rostbraunes Pulver. Dieses kann problemlos an wind- und sonnenreiche Standorte transportiert und mithilfe elektro- oder thermochemischer Verfahren reduziert, also gewissermaßen „mit Energie wieder aufgeladen“ werden. Das so entstehende energiereiche Eisenpulver wird dann wieder auf herkömmlichem Weg verschifft, um erneut je nach Bedarf in Kraftwerken in Wärme und/oder Strom verwandelt zu werden. Der Kreislauf schließt sich.

Eisen kommt sehr häufig vor, ist sicher, ungiftig und enthält keine Kohlenstoffe, stößt also auch kein CO2 aus. Zudem kann es um ein Vielfaches mehr Energie speichern als andere Energieträger, verlustfrei über einen längeren Zeitraum gelagert und immer wieder neu aufgeladen werden. Wichtig ist auch, dass zur Vorbereitung auf geopolitische Krisen eine nationale Energiereserve angelegt werden könnte, die Deutschland ggf. für eine gewisse Zeit von Energieimporten unabhängig macht. Darüber hinaus könnte der für Schüttgüter umfangreich vorhandene Schiffsraum genutzt werden.

Um Infrastruktur sowie Netze aus Deutschlands Kohlekraftwerken für den beschriebenen Zweck zu erschließen, könnten diese verhältnismäßig leicht umgerüstet werden. Gleichzeitig könnte Deutschland seine Vorreiterrolle bei der Entwicklung innovativer Lösungen, die für einen weltweiten Einsatz vielversprechend sind, ausbauen. Noch ist Deutschland im Bereich metallischer Energieträger führend, doch andere Staaten, vor allem China, beginnen nachzuziehen.