Cookie-Einstellungen

Bericht
19.02.2020
Drucken

"Zwischen Nachhaltigkeit und Flugscham"

©None

Am Abend des 20. Februars waren viele Mitglieder des Jungen Wirtschaftsrates der Einladung zum Stuttgarter Flughafen gefolgt. Fr. Dr. Arina Freitag, Geschäftsführerin Aviation der Flughafen Stuttgart GmbH, brachte den Anwesenden die Betriebsabläufe näher. Zwischen Mobilität und Umweltschutz sei kein „oder“, so Freitag.

Der Flughafenbetrieb hatte in den frühen Abendstunden bereits merklich nachgelassen, als der Junge Wirtschaftsrat der Einladung der Stuttgarter Flughafen GmbH folgte. Ziel war es nicht nur eine Debatte über die Klimaschädlichkeit des Fliegens im Allgemeinen zu führen, sondern auch die Betriebsabläufe eines Flughafens besser zu verstehen und somit einen anderen Blick auf die Debatte zu gewinnen.

 

80% des Umsatzes der Flughafen Stuttgart GmbH hängen direkt von den Fluggästen ab. Diese sollen den Flughafen nicht nur als Abflug- und Landeort sehen, sondern ihn auch als Möglichkeit des Erlebnisses und des Einkaufens verstehen. So könnte man meinen, dass die Geschäftsführerin Dr. Arina Freitag, also durchweg positives zu berichten hat, nachdem die sowohl die Flugbewegungen als auch die Fluggastzahlen in den letzten Jahren gestiegen sind.

 

Ob ein Mehr an Fluggästen automatisch positiv sei, werde aber in letzter Zeit immer mehr diskutiert. Wenn es die Jahre zuvor um Pünktlichkeit, bei der der Flughafen Stuttgart übrigens in der Spitzengruppe liege, Komfort oder andere Themen rund um die Reise ginge, so sei die von Fridays for Future losgestoßene Debatte über die umweltschädlichen Folgen des Fliegens mittlerweile im Mittelpunkt, so Freitag. Auch die erste FfF-Demonstration an einem Flughafen fand am 26. Juli 2019 in Stuttgart statt.

 

Die Luftfahrtbranche ignoriert allerdings diese Bedenken nicht. Schon heute unternimmt der Stuttgarter Flughafen viel für den Umweltschutz: Projekte wie der zunehmende Elektro-Verkehr auf dem Rollfeld, die Kompensation von Flugreisen, ein Pilotprojekt für weniger schädlichen Treibstoff oder die bessere Anbindung an den ÖPNV werden aktuell umgesetzt. Frau Dr. Freitag findet das bloße Fordern von Verboten, etwa von Kurzstreckenflügen, nicht zielführend. Die Flughäfen analysierten genau, warum Passagiere das Flugzeug der Bahn o.ä. vorzögen. Grund sei nicht nur die verkürzte Reisezeit, die eben bei einer kurzen Strecke noch nicht den Ausschlag gebe, sondern vor allem der gesteigerte Komfort.

 

Bei einem geführten Rundgang über das Flughafengelände konnten sich die Anwesenden selbst ein Bild machen. Eine Hauptproblematik am Stuttgarter Flughafen bestehe in der geringen Gesamtfläche, somit müsse die Ressource Platz bestmöglich eingesetzt werden. Dies zeigt sich auch am Beispiel der Sicherheitsschleusen, wo trotz aufwendiger Sicherheitsüberprüfungen Wartezeiten vermieden werden sollen. Dies gehe nur mit modernen Technik und einer guten Organisation im Hintergrund. „Neun von zehn Passagiere warten weniger als zehn Minuten.“, berichtet Freitag nicht ohne Stolz.

Der Ausbau der Technik macht dort allerdings nicht halt. Man versuche die Gebäude regelmäßig zu modernisieren, auch um sie den gestiegenen Energiesparvorschriften anzupassen. Als nächstes werde das Terminal 4 kernsaniert.

 

Wichtiger als Verbote sei deshalb die gezielte Förderung des technischen Fortschrittes, der als langfristiges Ziel die Defossilisierung des Flugverkehrs habe. „Zwischen Mobilität und Klimaschutz stehe kein oder.“, betont Freitag.