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Bericht
29.10.2019
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Der Mittelstand vor der Rezession?

Die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist stark wie nie, aber es zeichnen sich dunkle Wolken am Konjunkturhimmel ab. Vor diesem Hintergrund führte der Wirtschaftsrat eine Veranstaltung bei der Wagon Automotive Nagold GmbH durch, die die Perspektiven des Mittelstands im Land, gerade im Hinblick auf die aktuell schwächelnde Konjunktur, beleuchtete.Über 50 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft in der Region erlebten einen Blick hinter die Kulissen der Automobilindustrie. Aus dem Wirtschaftsministerium war der Leiter der Abteilung Mittelstand, Dr. Hans-Joachim Hauser, als Referent zu Gast.
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Dr. Hauser sprach an, dass das Ministerium die aktuelle Entwicklung der Konjunktur aufmerksam verfolgt und sich um den Mittelstand sorgt, der gerade in Baden-Württemberg die Basis für den Wohlstand bildet. Zahlreiche Mittelständler sind direkt von der Prosperität des Automobilsektors abhängig. Bei vielen macht sich die strauchelnde Wirtschaft bereits bemerkbar und die Firmen verzeichnen sinkende Auftragseingänge. Das exportorientierte Bundesland wird zusätzlich vom globalen Handelsstreit getroffen. Die Branche muss sich auf den Strukturwandel einstellen – das Ministerium unterstützt nach Kräften und bürgt für sanierungsfällige Unternehmen. Im Rahmen eines Konjunkturgipfels wurde die Thematik eingehend besprochen. Oberste Priorität hat im Ernstfall die Sicherung der gesamten Wertschöpfung und der zugehörigen Arbeitsplätze, gerade bei den Mittelständlern in der Lieferkette. Auch bei der Frage nach dem Antrieb der Zukunft unterstrich Hauser: „Technologieoffenheit ist wichtig, um Innovation in sämtlichen Bereichen zu ermöglichen.“

Neben einem Einblick in die Geschäftsfelder und Historie, schilderten der neue Geschäftsführer von Wagon, Alexander Eick, und Vertriebsleiter Rolf Gassner den Mitgliedern des Wirtschaftsrates auch die derzeitigen Herausforderungen im Automobilsektor und deren Auswirkung auf Wagon.Im Vergleich zu anderen Automobilzulieferern hat Wagon Automotive aktuell einen großen Vorteil: Die Produkte des Unternehmens sind weitgehend unbeeinflusst von der Mobilitätswende. Ob Verbrennungs- oder Elektromotor oder andere alternative Antriebe – eine Karosserie werden auch die Fahrzeuge in der Zukunft brauchen. Gleichwohl ist es wahrscheinlich, dass sich langfristig die Zahl der Kraftfahrzeuge verringert, beispielsweise durch den Ausbau von Car-Sharing-Modellen.Bei den Autoherstellern verschiebe sich der Fokus weg von den gewohnten Kernkompetenzen. Kunden legten heutzutage mehr Wert auf Fahrerassistenzsysteme und Connectivity-Pakete als auf Antriebsstränge und Spaltmaße.Auch der Druck seitens der Autohersteller wachse, so müssten Investitionen in neue Anlagen für neue Modelle in vielen Fällen gänzlich vom Zulieferer vorfinanziert werden. Als Zulieferer ist es dannentscheidend, ob das Modell sich auch in der versprochenen Stückzahl verkauft, ansonsten müsste man in der Konsequenz die Kosten tragen.

Wichtig sei es daher nun, von Regierungsseite in Bezug auf die E-Mobilität eine klare und transparente Strategie zu haben. Pauschale Verurteilungen und spontane Diskreditierung einzelner Antriebsarten seien hier schädlich. Eick betonte: „Umweltschutz ist für Wagon Automotive ohne Frage sehr wichtig – die Umsetzung dessen sollte jedoch bitte Sinn, Verstand, Maß und Ziel erfolgen.“Das Unternehmen wurde 1933 gegründet und sitzt seit 1953 am Standort in Nagold. Sukzessive wurde die Produktionsanlage seitdem erweitert und automatisiert. Heute gehört Wagon zur italienischen Tiberina Group und beschäftigt rund 600 Mitarbeiter an mehreren Standorten in Deutschland. Zum Leistungsspektrum des Automobilzulieferers gehören unter anderem Karosseriepressteile, Module, Baugruppen und Fahrerhäuser für Nutzfahrzeuge. Zu den Kunden gehören einige der namhaftesten Unternehmen der Automobilbranche: Mercedes-Benz, Porsche, Rolls Royce und viele weitere Hersteller und Zulieferer. Der Umsatz ist in den letzten Jahren stark gestiegen, in den kommenden Jahren soll der Hauptstandort noch einmal erweitert werden.