"Energiesicherheit – quo vadis" im EnBW Zentrum Biberach
Raimund Haser MdL, Energiepolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Dirk Güsewell, Mitglied des Vorstandes der EnBW AG, COO systemkritische Infrastruktur, und Sven Schulz, geschäftsführender Gesellschafter der Schulz Group GmbH, gaben vor rund 50 Gästen in der Sektion Ulm/Ehingen/Biberach informative Reden und Beiträge zur Zukunft der Energiepolitik, den politischen Hürden und der aktuellen Versorgungslage Deutschlands.
Gerade im Hinblick auf die derzeitigen Herausforderungen zeigte Dirk Güsewell auf, dass eine Verbrauchsveränderung der Deutschen sowohl in Industrie als auch im Privaten förderlich wäre. Eine nachhaltige Energieversorgung müsse auch weiterhin gut verwaltet und geschützt werden. Gerade in Anbetracht der schwierigen Lage in Frankreich, bei der die Atomkraft für Deutschland nur eingeschränkt verfügbar sei, sind die Empfehlungen zur Stabilisierung des Stromsystems aus letztem Winter auch im kommenden Winter weiterhin gültig. Hierbei zeigte er auf, dass die Verlängerung der Atomkraft bis Mitte April dieses Jahres durch die Kernkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 mit Blick auf die Systemstabilität richtig war. Zudem hätten wir dieses Jahr Glück gehabt: Die Witterungsbedingungen waren von Vorteil und unsere Nachbarn wie Norwegen, Belgien und die Niederlande haben uns solidarisch unterstützt. Dennoch sei es in Deutschland trotz besserer Ausgangslage, denn die Gasspeicher sind mit einem Füllstand von 60 % aus dem Winter gekommen, noch zu früh, um von Entspannung zu reden. Zentrale Herausforderungen seien der schnellere Netzausbau, die Fortschritte bei der Versorgung durch deutsche LNG-Terminals und Überlegungen für Änderungen des Strommarkt-Designs.
Auch Raimund Haser MdL, energiepolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, forderte einen schnelleren Netzausbau und gleichzeitig den Abbau regulatorischer Hürden. Dabei müsse auch die Bevölkerung wohlwollend gegenüber erneuerbarer Energien gestimmt werden und den Vorteil jener erkennen. Denn auch die Gesellschaft schaffe ihre eigenen Probleme durch eine Abneigungsmentalität: Gas solle nur als Brückentechnologie benutzt werden, Windräder sollen nicht in der Nähe von Ortschaften gebaut werden und die Atomkraft wurde komplett eingestellt. Ergänzend zeigte er dabei die Unterschiede beim Ausbau erneuerbarer Energien in den einzelnen Bundesländern auf. Hier ist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu verzeichnen. Bemängelt wurde zudem das Wasserstoffnetz in Baden-Württemberg, welches nicht gut ausgebaut sei. Hier muss die Industrie zwingend lautstark zu Wort kommen, um ihren voraussichtlichen Verbrauch und somit den Bau von Wasserstoffnetzwerken voranzutreiben.
Sven Schulz sprach über die energiepolitischen Herausforderungen aus unternehmerischer Perspektive und zeigte Möglichkeiten zur Änderung der Unternehmenskultur auf. Dabei stellte er unter anderem die Firma Neoom vor, welche durch Softwarelösungen Photovoltaik-Anlagen verschiedener Firmen verbinden kann. Gerade im Hinblick auf die Logistikkette sollten sich Firmen an der Nachhaltigkeit ihrer Prozesse orientieren.
Im Anschluss der Vorträge gab es unter den Mitgliedern des Wirtschaftsrat der CDU e.V. und den Referenten eine Diskussionsrunde unter der Leitung von Rudolf Sommer, Sektionsvorstand Ulm/Ehingen/Biberach. Hierbei wurde über Themen wie die Zukunft der Wasserstoffversorgung, neue Abhängigkeiten Deutschlands und die Perspektive der Energiesicherheit in Deutschland mit den Referenten debattiert.