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Bericht
08.05.2023
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Fachkräftemangel bereitet zunehmend Sorgen

Diskussionsabend mit Prof. Dr. Wolfgang Reinhart MdL: „Es ist essentiell für unsere Zukunftsfähigkeit, nun die richtigen Reformrückschlüsse zu ziehen."
©Benedikt Englert

„Wenn wir momentan über Standortfaktoren und Standortattraktivität sprechen, sehe ich drei große Herausforderungen: Die hohen Energiepreise, eine übermäßige Bürokratie und ein immer stärker werdender Fachkräftemangel in Deutschland“, so der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Wolfgang Reinhart eingangs seines Impulsvortrags beim Diskussionsabend, den der Wirtschaftsrat der CDU e.V., Sektion Badisch-Franken, kürzlich im Laudaer „REBgut“ veranstaltete. So gehe etwa der IHK-Jahresreport von 2022 davon aus, dass jedes zweite Unternehmen offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen konnte und einer Umfrage des Verbands deutscher Familienunternehmen zufolge sehen 43 % der rund 800 befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als größtes Investitionshindernis am Standort Deutschland an. Diese Sorgen teilten auch die Anwesenden unisono, darunter u.a. der Hohenloher Landtagsabgeordnete Arnulf von Eyb, Vertreter der Versicherungsbranche sowie die Unternehmer Jürgen Junker (Firma Mott Mobile Systeme), Dr. Gunther Wobser (Firma Lauda) sowie Dr. Manfred Wittenstein (Wittenstein SE).

Der demografische Wandel sei schon voll spürbar. Im letzten Jahr seien rund 630.000 Stellen in Deutschland nicht besetzt gewesen. Zwar gebe es 2022 mit knapp 800.000 die höchste Geburtenzahl seit 1997, aber der Peak sei noch lange nicht erreicht, so Reinhart weiter. „Werden wir vor diesem Hintergrund den Fachkräftebedarf auch nur annähernd decken können, wenn die Babyboomer, allen voran der Jahrgang 1964 mit seinen ca. 1,34 Millionen Geburten vom einen Tag auf den nächsten im Niagarafall-Modus in Rente geht oder wäre eine „schräge Ebene“ nicht vielversprechender?“, warf Reinhart die Frage in den Raum, der auch als Mitglied des Wirtschaftsausschusses des Landtags schon mehrfach für ein Lebensarbeitskonto geworben hat. Weiteres Potential gebe es etwa noch bei der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte sowie bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität, die neben den Vorteilen von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung auch durch eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands und damit einen Abbau der derzeitigen Überregulierung erreicht werden könnte. „Sowohl der Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen als auch die Arbeitsgemeinschaft baden-württembergischer Bausparkassen, bei denen ich kürzlich die Keynote im Rahmen ihrer Parlamentarischen Abende halten durfte, wiesen in dringenden Appellen darauf hin, dass etwa die Anzahl der beim Wohnungsbau zu beachtenden Vorschriften von ca. 5.000 auf rund 20.000 angestiegen ist. Auch wenn davon etwa die Hälfte Brüsseler Ursprungs ist, stranguliert sich Deutschland zu sehr selbst, indem es auf das europäische Mindestmaß oftmals noch etwas draufsattelt, anstatt sich Luft zum Atmen zu erhalten“, hob Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart hervor.

Abgeordneter Arnulf von Eyb ging in dem Zusammenhang darauf ein, dass der Bürokratieabbau auch aus Gründen der Bürgerfreundlichkeit unverzichtbar sei und nannte als Negativbeispiel die Grundsteuerreform, bei der viele Bürgerinnen und Bürger auf teure externe Hilfe angewiesen seien, um ihre Angaben gegenüber den Behörden korrekt zu tätigen. Manfred Wittenstein mahnte an, dass die Politik oftmals Ziele und Wünsche formuliere, ohne dass die konkreten Voraussetzungen oder Umsetzungspläne hierfür vorlägen, was vor allem in der Energiepolitik der jüngeren Vergangenheit deutlich werde. „Etwas abzuschalten ohne etwas Neues zu haben, das würde kein Unternehmer machen können“, so Wittenstein, der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist.

„Es ist immer noch ein großes Glück in Deutschland zu leben. Trotz Corona, Krieg und Krisen stehen wir stabil und robust da – mit über 45 Millionen haben wir aktuell eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf Rekordniveau. Es wird aber essentiell für unsere Zukunftsfähigkeit sein, aus den vorliegenden Statistiken und Analysen nun die richtigen Reformrückschlüsse zu ziehen. Wir dürfen uns deshalb nicht nur mit ambitionierten Zielen überbieten, sondern müssen auch endlich auf den konkreten Umsetzungspfad gelangen“, resümierte Wolfgang Reinhart abschließend.