Aus den Ländern (Baden-Württemberg): Neustart nach Corona
In einer virtuellen Podiumsdiskussion des Jungen Wirtschaftsrats, moderiert vom Landesvorsitzenden Markus Barner, sprachen Prof. Dr. Kurt Joachim Lauk, Dr. Hariolf Teufel und Martin Hipp über Unternehmensfinanzierung in der Corona-Krise, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und unternehmerische Herausforderungen in Deutschland.
Die Corona-Krise hat die Wirtschaft in Deutschland stark getroffen. Doch bereits bei der Prognose, wie lange die Unternehmen noch mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen haben, herrschte unterschiedliche Meinung auf dem Podium. Während Dr. Hariolf Teufel, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Göppingen, mit vorsichtigem Optimismus auf die Entwicklung der Börse und insbesondere des Dax blickt, warnte der ehemalige Präsident des Wirtschaftsrats Prof. Dr. Kurt Joachim Lauk vor verfrühter Freude. Im Bezug auf eine wirtschaftliche Analyse der Federal Reserve gab Prof. Lauk zu bedenken, dass es im Durchschnitt rund 20 Jahre brauchte, bis sich die Wirtschaftsleistung von einer Pandemie erholte. Auch Martin Hipp, CEO der FinMatch, teilte diese Einschätzung: „Die Krise wird nicht so schnell vorbei sein, wie wir denken.“
Einig waren sich die Teilnehmer hingegen bei der Frage, wie die Unternehmen sich nun bei der Finanzierung aufstellen müssen, um in einer Aufschwungsphase nach der Krise liquide ausgestattet zu sein. So sei es für Unternehmen jetzt essentiell, die Liquidität zu sichern, bevor sich Kennzahlen und Kreditbewertungen durch die Krise verschlechtern. Ein frühzeitiges Zurückzahlen von Krediten oder auch die Nichtinanspruchnahme von Hilfsleistungen könne zu finanziellen Engpässen in der Aufschwungsphase führen. Wichtig sei es deshalb gerade jetzt für KMUs eine solide Finanzplanung aufzustellen und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten über die Hausbank oder seriöse Kreditgeber zu prüfen.
Doch auch der Blick auf die gesamtwirtschaftliche Lage vor der Corona-Pandemie stimmte die Diskutanten nachdenklich. Trotz eines globalen Technologieschubs ist Deutschland als Industrieland zurückgefallen. So gab Prof. Lauk mit Blick auf die Informationstechnologie zu bedenken: „Wer bei 5G nicht dabei ist, wird auch bei 6G außen vor sein.“ Auch Dr. Teufel und Herr Hipp teilten diese Einschätzung und sprachen sich für Lockerungen in verschiedenen Regularien aus, um die deutsche Industrie für die Zukunft gut aufzustellen. Gerade in Zukunftsthemen wie Biotech und KI werde Deutschland abgehängt. So seien die Hürden für Start-Ups in diesen Bereichen zu hoch und investitionsfördernde Maßnahmen, wie die Steuerabschreibung von Verlusten, schüre die Angst vor dem Scheitern zusätzlich. „Wir haben eine Regulierungsdichte durch die Investitionen keinen Spaß machen. Hier braucht es eine klare Reduzierung der Bürokratie“ analysierte Dr. Teufel.
Auch in der Diskussion mit den Teilnehmern zeigte sich Prof. Lauk bestürzt über die Leichtfertigkeit, mit der die Innovationsfähigkeit in Deutschland verspielt wird. „Es fehlt jedes Verständnis für die Größe der Hausforderung“ und im Vergleich der Innovationsförderprogramme Deutschlands zu China ergänzte er: „Es wird gekleckert und nicht geklotzt, auf breiter Front.“