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Bericht
08.03.2022
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Aus den Ländern (Baden-Württemberg): Standort Deutschland: Herausforderung Innovation

Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a.D.
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Nach langer Corona-Pause lud der Wirtschaftsrat zur ersten Präsenzveranstaltung in diesem Jahr, um sich der Frage anzunehmen, wie es um die Attraktivität des Standorts Deutschland bestellt ist. In Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung fand das Event in den Räumlichkeiten des Look 21 statt. Zu den Ehrengästen des Abends zählten Prof. Dr. Norbert Lammert, langjähriger Präsident des Deutschen Bundestags, Joachim Rudolf, Landesvorsitzender des Wirtschaftsrats, Ulrike Hudelmaier, Geschäftsführerin der TFU GmbH, Dr. Stefan Hofmann, Landesbeauftragter und Leiter politischen Bundesforum BW, der als Moderator fungierte.

 

In seiner Impulsrede thematisierte Norbert Lammert unter anderem den Krieg in der Ukraine. Er verurteilte die militärische Operation und bekundete sein Mitgefühl mit den betroffenen Menschen in der Ukraine. Daraus resultierende Probleme seien nur innerhalb einer europäischen und globalen Kooperation zu bewältigen, denn auch Deutschland sei von den Folgen des Konflikts betroffen, was eine Kehrtwende in der Außenpolitik nach sich ziehen müsse. Eine Grundbedingung für Innovation sei ein friedliches Miteinander innerhalb der Staatengemeinschaft, was somit als höchstes Gut bewahrt werden sollte. Norbert Lammert lobte den demokratischen Schulterschluss der westlichen Welt; er böte die Chance für eine bessere Verständigung untereinander.

Im Zuge einer Podiumsdiskussion stellten sich die Gäste den Fragen und Impulsen des Publikums. Dabei vertrat  Joachim Rudolf die Stimme der Industrie. Der Fachkräftemangel gefährde zunehmend die Wirtschaft. Bereits in Schulen müsse daher das Interesse an traditionellen Ausbildungsberufen gesteigert werden. Hierfür müsse eine vertiefte Kooperation zwischen Schiulen und mittelständischen Unternehmen ausgebaut werden. Auch wenn die Kosten zunächst hoch ausfielen, würden über längere Zeit die Betriebe davon profitieren und folglich auch der Wirtschaftsstandort Deutschland. 


Ulrike Hudelmaier sieht die Studenten in der Pflicht, das Privileg von Gründung und Innovation stärker auszuleben. Eine gewöhnliche „nine to five“-Woche reiche nicht aus, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Innovation erfordere Mühe und Zeit, die heutige Studenten teils nicht mehr bereit seien zu investieren. Das Arbeitsrecht, das den Arbeitstag auf maximal zehn Stunden begrenze, wirke zudem hemmend für erfolgreiche Neugründungen. 

 

Die Frage, ob politisches Handeln gewinnbringende Innovation in den letzten Jahren hemmte, wies Norbert Lammert zurück. Strenge Regulierungen im Arbeitsrecht seien vielmehr eine wichtige Errungenschaft, die eine Mehrheit schütze. Nur auf Drängen der Politik sei eine Verkehrswende eingeleitet worden. Während sich die Automobilindustrie jahrelang vor Innovation gedrückt habe, sei der Anschluss im internationalen Vergleich verschlafen worden. Dass nicht die Wirtschaft zur Innovation dränge, sei bedauerlich. Impulse müssten in Zukunft von der Wirtschaft kommen und könnten nicht von Politikern vorgedacht werden. Nur, wenn der wirtschaftliche Wille zu neuen Ideen bestehe, könne der Standort Deutschland in Zukunft erfolgreiche Technologien hervorbringen.

 

Der Wirtschaftsrat bedankt sich bei allen Teilnehmern und blickt stolz auf einen gelungen Abend zurück. Ein besonderer Dank gilt den Ehrengästen des Abends, den Kollegen der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie den Mitarbeitern des Look 21. Das Konzept der Präsenzveranstaltung bewies sich erneut als erfolgreich und soll in Zukunft wieder zu seiner alten Form zurückfinden.