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Bericht
06.12.2020
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"Gegensteuern benötigt einen zeitlichen Vorlauf"

Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, sprach im Rahmen einer Videokonferenz der Landesfachkommission Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Mittelstandspolitik über das Thema Herausforderungen in der dualen akademischen Ausbildung und die Rolle der mittelständischen Unternehmen. Daran anknüpfend gab der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, Herr Christian Gräff, einen Überblick über die aktuelle Situation des Berliner Mittelstandes in Zeiten der Corona-Pandemie.
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In Berlin würden aktuell rund 138 00 Fachkräfte fehlen, begann Prof. Dr. Zaby seinen Vortrag. Auch wenn die Prognosen in den nächsten fünf Jahren von einer Entspannung ausgehen, sei bis ins Jahr 2030 mit einem zusätzlichen Fachkräftebedarf von 232 000 Menschen zu rechnen. Direkte Auswirkungen des Fachkräftemangels zeigten sich auch schon heute: 85 Prozent der Unternehmen gaben an, dass der Aufwand für die Mitarbeiterrekrutierung gestiegen sei, zitierte Prof Dr. Zaby eine Umfrage.

 

Dem müssten vor allem die Universitäten und Fachhochschulen entgegentreten, sagte der Hochschulleiter. Ein wichtiges Instrument sei dabei die Duale Hochschulausbildung, die an privaten Universitäten immer beliebter werde, die Kurve im Bereich der landeseigenen und konfessionellen Trägerschaft aber seit Jahren sehr flach verlaufe. Der Hauptanteil der angebotenen dualen Studiengänge käme aus den Wirtschaftswissenschaften, die wichtigen MINT-Fächer würden nur circa 26 Prozent ausmachen. „Da brauchen wir noch mehr“, sagte Prof. Dr. Zaby.

 

Den Fachkräftemangel bekräftigte auch der wirtschaftspolitische Sprecher Christian Gräff, der weitere aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen in Berlin aufzeigte: Vor der Corona-Krise sei vor allem im Dienstleistungssektor ein überdurchschnittliches Wachstum erkennbar gewesen, das durch weit über 30 Millionen Übernachtungen in Berlin im vergangenen Jahr begünstigt wurde. Durch die Corona-Krise leide dieser Sektor jedoch besonders und bekäme zu wenig Unterstützung. Gräff kritisierte das Corona-Management der Landesregierung und forderte zielgerichtete Hilfen für die besonders betroffenen Branchen Event, Messe, Gastronomie und Einzelhandel. 

 

Vor allem im Bereich des Messe- und Eventsgeschäfts sieht Gräff nach der Pandemie tiefgreifende Veränderungen hin zu digitalen Veranstaltungen. Das hätte „dramatische Auswirkungen für die Berliner Wirtschaft“, prognostizierte der Abgeordnete. Dennoch gebe es auch Lichtblicke: Die Gesundheitswirtschaft zeige nach wie vor eine hohe Wachstumsdynamik und die Region Berlin-Brandenburg könne ein „richtiges Automotiv-Zentrum in Europa“ werden, „wenn man gemeinsam die Chance nutzt“, die sich durch die Ansiedlungen im Berliner Umfeld ergeben.