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Bericht
31.08.2021
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"Wir brauchen einen Weckruf, ansonsten wird Deutschland 2035 für unsere Kinder nicht mehr das Land sein, was wir vorgefunden haben"

Deutschland müsse als Hochlohnland mehr tun, um seine hohe Standortattraktivität für Unternehmen zu bewahren, so Herr Oettinger, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg und EU-Kommissar in der Zeit von 2010 bis 2019, beim ersten Hauptstadtfrühstück nach der pandemiebedingten Pause zum Thema „Zukunftsbild Deutschland 2035“. Laut Herrn Oettinger müsse Deutschland sich insbesondere in den Bereichen Forschung, Infrastruktur und Digitalisierung fit machen, um nicht zwischen den USA und China zerquetscht zu werden.

Hauptstadtfrühstück mit Günther H. Oettinger, Gründer der Oettinger Consulting Wirtschafts- und Politikberatung GmbH, EU-Kommissar zwischen 2010 und 2019 sowie ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.
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Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gelte es durch Innovationen zu bewahren. Zwar stehe „Made in Germany“ immer noch für Präzision und Qualität, um dies aber auch in Zukunft beizubehalten, bedürfe es Investitionen in die deutschen Forschungsstätten, so Herr Oettinger. Auch im Bereich der Infrastruktur müsse sich Deutschland in Zukunft besser aufstellen, so bedürfe es vor allem die Planungsverfahren schneller und effektiver zu gestalten.

Angesichts des demografischen Wandels sei es zudem unumgänglich, eine Debatte über die Erhöhung des Renteneintrittsalters zu führen. Bereits jetzt seien die Renten in Gefahr, auch die Eingliederung von Freiberuflern und Beamten würde daran nichts ändern. „Wir müssen auftanken und den Leuten auch später Weiterbildungen ermöglichen“, so Herr Oettinger. Seine Kernforderung ist „mehr Arbeit im Leben zu schaffen“, insbesondere müsse eine Fitmachung im Bereich der Digitalisierung stattfinden.

Letztlich sei auch der Klimawandel unbestreitbar ein zentrales Thema für Deutschland 2035. Die Debatte ausschließlich Deutsch zu führen, sei jedoch zu kurz gedacht, es wäre vielmehr notwendig, globale Konzepte zu entwickeln, forderte der ehemalige EU-Kommissar und stellte klar: „Die Welt kann nicht aus Berlin gerettet werden“. Es sei davon auszugehen, dass mit der Umstellung der Automobilindustrie auf die Elektromobilität der Strombedarf explodieren werde und nicht allein durch erneuerbare Energien zu decken sei. Würde diese Energie nun aus dem Ausland importiert werden, etwa aus chinesischen Kohle- und Atomkraftwerken, sei zwar die deutsche Klimabilanz aufgehübscht, dem Weltklima allerdings nicht geholfen.